Brüssel erwägt Netzwerk nationaler Bad Banks
ahe Brüssel – In der europaweiten Debatte, wie man sich gegen den befürchteten Anstieg notleidender Kredite in den Banken im Zuge der Coronakrise besser wappnen kann, setzt die EU-Kommission mittlerweile auch auf die Idee, ein Netzwerk an nationalen Bad Banks aufzubauen. Neben der Entwicklung von Sekundärmärkten für Non-Performing Loans (NPLs) und einer Reform der Insolvenzrahmen sieht die Brüsseler Behörde diesen Schritt als wesentlich im Zuge einer umfassenden neuen NPL-Strategie. Dies geht aus einer Präsentation der für die Finanzmärkte zuständigen Generaldirektion Fisma für eine Arbeitsgruppe des Rates hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt.Bei angemessener Steuerung könnte ein solches Netzwerk erhebliche Synergien und externe Effekte ermöglichen und die kollektive Wirksamkeit nationaler Bad Banks in der gesamten EU verbessern, hieß es. Das Netzwerk würde Größenvorteile bringen, indem die Bad Banks und ihre Vermögenswerte auf direkte Weise für mehrere Gerichtsbarkeiten geöffnet würden.Die Idee eines solchen Netzwerks war in jüngster Zeit auch schon auf anderen NPL-Roundtables diskutiert worden. Das European Data Warehouse (ED), Lagerstätte für europäische Verbriefungen mit Sitz in Frankfurt, könnte in dem Szenario eine ähnliche Funktion im NPL-Markt einnehmen und auf diese Weise für Transparenz im Markt sorgen (siehe BZ vom 2. Oktober).Die Europäische Kommission verwies in ihrer Präsentation jetzt noch einmal darauf, dass es trotz der Fortschritte beim Abbau fauler Kredite zum Teil immer noch hohe Altlasten aus der letzten Krise gebe, vor allem in Südeuropa (siehe Grafik). Dies berge Risiken für das Wirtschaftswachstum und für die Finanzstabilität. Zudem sei klar, dass die Coronakrise in der kommenden Zeit zu einer Verschlechterung der Vermögensqualität in den Bankbilanzen führen werde. “Es ist notwendig, einen erneuten Aufbau von NPL in den Bilanzen der Banken zu verhindern.” Die EU-Kommission werde daher noch “später im Herbst” eine neue Strategie hierzu veröffentlichen.Aus dem EU-Parlament kam bereits Unterstützung für die Idee des Bad-Bank-Netzwerks. Der CSU-Finanzexperte Markus Ferber verwies darauf, dass es gut sei, dass die Idee einer europäischen Bad Bank, die immer wieder einmal aufgebracht worden sei, mit diesem Vorschlag nun vom Tisch sei. Die Finanzkrise habe gelehrt, dass eine klug strukturierte Bad Bank dabei helfen könne, eine Krise zu überwinden, erklärte Ferber weiter. “Ein Netzwerk nationaler Bad Banks ist angesichts der erheblichen Unterschiede im Bereich Besteuerung und Insolvenzrecht der einzig gangbare Weg.” Ein solcher Ansatz stellt nach Einschätzung des Europa-Abgeordneten zudem sicher, dass nicht “durch die Hintertür Risiken vergemeinschaftet werden”.