Bundesbank fordert europäische Bezahllösungen

Monatsbericht warnt vor globalen Monopolisten

Bundesbank fordert europäische Bezahllösungen

kb Frankfurt – Die Bundesbank sorgt sich in ihrem Monatsbericht Juni um die Entwicklungen im europäischen Zahlungsverkehr. Fintechs und Big Techs – also zuvorderst die großen amerikanischen und chinesischen Internet- und Technologiekonzerne – stellten die traditionellen Strukturen und bisherigen wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten im Zahlungsverkehr in Frage. Diese Entwicklung führe zu einer erhöhten technischen Komplexität und zur Tendenz, sich verstärkt innerhalb einzelner Ökosysteme zu bewegen. “Dies kann potenziell zur Dominanz einzelner Online-Plattformen führen und beispielsweise wettbewerbspolitische Fragen aufwerfen”, warnt die Bundesbank.In Europa bewege sich der Zahlungsverkehr in nationalen Grenzen. Dagegen würden globale Akteure grenzüberschreitend denken und agieren, was sie zu dominierenden Akteuren mache. Als Plattformanbieter vereinigten sie verschiedene Dienste auf einer Plattform (plattformbasiertes Ökosystem) und können bei ihrem Eintritt in den europäischen Markt mit erlaubnispflichtigen Zahlungsdiensten vom Europäischen Pass profitieren. Zudem brächten Big Techs eine kritische Masse auf der Nachfrageseite mit sowohl auf Kunden- als auch auf Händlerseite, was wiederum für weitere Kunden und Händler attraktiv erscheint. Daraus ergebe sich eine Tendenz zur Monopolbildung, warnt die Bundesbank.Aufgrund der starken Nutzerbasis sowie Kapital- und Ertragsstärke könnten die Plattformen zudem rasch Marktanteile in neuen, angrenzenden Geschäftsfeldern gewinnen und damit Skalen- und Verbundeffekte realisieren. So könnten sie etwa Daten zum Verhalten von Händlern und Konsumenten für die Kreditvergabe nutzen. Dominierende Unternehmen innerhalb eines geschlossenen Ökosystems wären in der Lage, technische Standards, Preise, Geschäftsbedingungen, Zugriffs-, Zugangs-, und Nutzungsrechte von und für Dritte sowie Vorgaben für die Datenverarbeitung einseitig festzulegen. Banken droht Verdrängung Da sich solche Ökosysteme direkt an der Kundenschnittstelle bewegen, bestehe für Banken das Risiko, “in die zweite Reihe” verdrängt zu werden. “Sie werden austauschbar”, warnt die Bundesbank und fordert deshalb mehr gemeinsame europäische Anstrengungen, um im Zahlungsverkehr nicht von internationalen Anbietern abgehängt zu werden. Europäische Zahlungsdienstleister sollten “schlagkräftige, europaweit nutzbare Bezahllösungen als Alternative zu den zunehmend erfolgreichen internationalen Wettbewerbern” zu entwickeln”. Die Bundesbank setzt dabei unter anderem auf Echtzeit-Zahlungen (Instant Payments). Diese könnten die Basis für europaweite Zahlungsdienste sein, die direkt an das Privat- oder Geschäftskonto geknüpft seien.Voraussetzung sei aber, dass in nächster Zeit alle europäischen Banken Echtzeitzahlungen verarbeiten. So könnten etwa grenzüberschreitende Kreditkarten-Zahlungen über die neuen Instant-Payment-Kanäle abgewickelt werden. Dies könne die Grundlage sein, damit nationale Karten im Euro-Zahlungsverkehrsraum Sepa akzeptiert werden. Im Wettbewerb mit internationalen Anbietern seien sie dann besser aufgestellt.