Bankenaufsicht

Bundesbank macht sich für mehr Proportionalität stark

Ungewöhnlich deutlich hat Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling mehr Proportionalität in Aufsicht und Regulierung gefordert. Proportionalität sei ein „viel postuliertes Ziel, für das wir noch mehr tun können“.

Bundesbank macht sich für mehr Proportionalität stark

bn Frankfurt

Die Bundesbank macht sich für mehr Proportionalität in Aufsicht und Regulierung stark. „Wir müssen unsere Ressourcen dort einsetzen, wo die Risiken sind“, hat Joachim Wuermeling, im Vorstand unter anderem für Bankenaufsicht zuständig, auf dem 5. DK-Forum zu Aufsicht und Regulatorik erklärt. „Das bedeutet auch, dass wir den Mut brauchen, Institute, bei denen keine Probleme zu erwarten sind, weniger detailliert und weniger eng zu beaufsichtigen – Institute also, die gut kapitalisiert sind und risikoarme Geschäftsmodelle haben.“ Proportionalität sei ein „viel postuliertes Ziel, für das wir noch mehr tun können, sowohl in der Regulierung als auch in der Aufsicht“.

Wuermelings Äußerungen verdeutlichen, dass nach Jahren schärferer Regulierung des Finanzsektors eine Differenzierung eingesetzt hat. Dies hängt auch mit dem Skandal um Wirecard zusammen, den die BaFin zum Anlass genommen hat, Finanzdienstleistern mit neuartigen Ge­schäftsmodellen besonders stark in den Fokus zu nehmen und ihren Apparat entsprechend umzustrukturieren. Bereits jetzt gehe die Bundesbank an vielen Stellen auf die Bedürfnisse kleinerer Banken ein, etwa im Meldewesen, erklärte Wuermeling. Dennoch werde weiterhin laut nach mehr Proportionalität gerufen. „Daher mein Aufruf an Sie, meine Damen und Herren: Wenn Sie mehr Proportionalität wünschen, legen Sie konkrete Vorschläge auf den Tisch“, forderte er die im Hotel Frankfurter Hof versammelten Banker und Bankerinnen auf: „Ich verspreche Ihnen eine genaue Prüfung und offene Diskussion!“

In den Verhandlungen um das Kapitalregelwerk Basel III habe die deutsche Seite „sinnvolle Vorschläge“ der Kreditwirtschaft „aufgegriffen und auch durchgesetzt“, sagte Wuermeling. Es lasse sich daher kaum behaupten, „dass die Regulierung rücksichtslos den Banken übergestülpt worden ist“.