BVI schlägt Fondsmodell für EU-Projekte vor
Das Fondsmodell des europäischen Infrastrukturfonds Eltif kam nie in Schwung, eine Expertenkommission empfahl eine Reform. Der deutsche Fondsverband BVI befürwortet gleich ein neues Modell. Ein “European Impact Fund” soll demnach Milliardenbeträge für grüne und soziale EU-Projekte mobilisieren. Von Angela Wefers, Berlin Mit einem neuen Vehikel will die deutsche Fondsbranche in Europa Infrastrukturinvestitionen ankurbeln, nachhaltiges Wachstum beflügeln und die europäische Kapitalmarktunion voranbringen. Dazu soll nach einer Idee des Branchenverbandes BVI mit dem European Impact Fund (EIF) ein neuer Fondstyp geboren werden. “Wir wollen eine Anschubfinanzierung für Investitionen in der Coronakrise mobilisieren, eindeutig nachhaltige Impact Bonds definieren und die Kapitalmarktunion fördern”, sagte BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter der Börsen-Zeitung.Noch ist der EIF Zukunftsmusik, könnte aber nach den Vorstellungen des BVI eine ganze Reihe von Wünschen auf einen Schlag erfüllen. Die Konzeption dafür hat der Fondsverband selbst entwickelt. “Wir wollen mit konstruktiven Vorschlägen helfen, Probleme zu lösen”, sagt Richter. Mitten in der Corona-Pandemie sei absehbar, dass viele Länder Mühe haben werden, ihre Wirtschaft wiederzubeleben, unterstellt der BVI. Zugleich wolle die EU ihre Klimaziele erreichen. Beide Ziele könnten gemeinsam realisiert werden, zeigt sich der Verband überzeugt.Über einen EIF könnten demnach beschleunigt Mittel von privaten Investoren in großem Umfang eingesammelt werden. Diese sollen dem Konzept zufolge in geprüfte, langfristige ökologische und soziale Projekte fließen. Nicht zuletzt würde damit nach Darstellung des Verbands ein Angebot für nachhaltige Anlagen mit verlässlicher Qualität kreiert, während zugleich die Fondsbranche ihre Produktpalette erweitern könnte.”Das Projekt hat doppelten Charme: Wir könnten ein europäisches Gütesiegel und ein besonders nachhaltiges Fondsprodukt schaffen”, sagt Richter. Zudem könnten EIFs auch kleinen und mittleren Unternehmen dringend benötigte Mittel zur Verfügung stellen – sei es als Eigen- oder als Fremdkapital. Dies könnte ein praktischer Schritt sein, um der europäischen Kapitalmarktunion näher zu kommen.So sieht das Konzept konkret aus: Der EIF, der an den Rechtsmantel des regulierten Publikumsfonds (Ucits) angelehnt ist, soll ausschließlich in übertragbare Wertpapiere – Aktien und Anleihen – von Unternehmen in der Europäischen Union investieren. Firmen des Finanzsektors sind ausgeschlossen. Mindestens 50 % des Kapitals sollen in European Impact Bonds öffentlicher oder privater Emittenten fließen. Diese Anleihen soll die EU zum Beispiel über die Europäische Investitionsbank (EIB) zur Finanzierung sozialer oder grüner EU-Projekte in der Regionalpolitik begeben. Mindestens 20 % der vom EIF investierten Mittel sollen in Wertpapiere kleiner und mittlerer europäischer Unternehmen fließen. Bis zu 10 % des Fondsvolumens könnten nach der Vorstellung des BVI über geschlossene Fonds und Privat-Equity-Fonds beigesteuert werden. Diverse Spielarten Dem BVI-Konzept zufolge sind eine Reihe von Spielarten möglich. Ein “reiner grüner Anleihefonds” würde zu 60 % in grünen europäischen Impact Bonds anlegen und zu 40 % in andere grüne Anleihen, von denen die Hälfte von kleinen und mittleren Unternehmen emittiert worden ist. Ein “ausgewogener Fonds” würde zu 50 % in Europäischen Impact Bonds anlegen, zu 30 % in Aktien großer europäische Unternehmen und zu 20 % in Eigenkapital kleiner und mittlerer Firmen.Richter sieht in dem Modell eine Möglichkeit, die Mittel der Europäischen Kohäsions-, Regional- und Strukturfonds, die nach den Vorgaben öffentlicher Haushalte erst in späteren Jahren ausgezahlt werden können, schon heute über die Emission der Impact Bonds bereitzustellen. “Die Rückzahlung kommt aus dem europäischen Haushalt in späteren Jahren”, erläutert Richter das Modell. Damit stünde in der Coronakrise ein enormer Betrag für den wirtschaftlichen Aufbau bereit. “Wir können in Europa schnell 350 Mrd. Euro mobilisieren”, sagt Richter mit Blick auf den siebenjährigen mittelfristigen EU-Finanzrahmen.Stillen könnte das neue Produkt die Bedürfnisse sowohl der EU-Staaten als auch der Anleger und der Fondsbranche, wie der Verband argumentiert. “Es gibt hohen Investitionsbedarf für Infrastrukturprojekte”, sagt Richter. “Wir wollen als Branche in Infrastruktur investieren.” Mit dem European Long-Term Investment Fund (Eltif) verfügt die EU bereits über ein Vehikel für langfristige Investitionen. In der Praxis hat es sich bislang als wenig gängig erwiesen.Das hochrangige Forum für die EU-Kapitalmarktunion hatte jüngst eine Reihe von Vorschlägen vorgelegt, um dem Eltif zum Erfolg zu verhelfen. Dazu sollen die Barrieren für Anleger reduziert werden, indem Privatanleger in regelmäßigen Abständen den Fonds verlassen können. Zudem sollen die Anforderungen für die Investments gelockert und eine attraktive Besteuerung eingeführt werden, empfahlen die Experten. Der BVI sieht in der Konstruktion des EIF eine Möglichkeit, die guten Ideen des Eltif aufzugreifen und schneller als über eine Reform zum Markterfolg zu verhelfen. Für Richter ist dabei ein Punkt zentral. “Wir brauchen ein liquides Produkt ohne Anlagehöchstgrenzen für Privatanleger.”