BVR-Präsidentin pocht auf Rückzahlung von Stützungsgeldern

BVR-Präsidentin Kolak kritisiert Vorgänge in Krisenbanken als inakzeptabel

Die Ursachen für die jüngsten Stützungsfälle in der genossenschaftlichen Finanzgruppe sind nach den Worten von Marija Kolak nicht akzeptabel. Die Vorstände seien ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden, kritisiert die Präsidentin des BVR.

BVR-Präsidentin Kolak kritisiert Vorgänge in Krisenbanken als inakzeptabel

Kolak kritisiert Vorgänge
in Krisenbanken als inakzeptabel

BVR-Präsidentin: Keine grundlegenden Probleme in Gruppe

Bloomberg Frankfurt

Nachdem mindestens drei genossenschaftliche Banken in den vergangenen Monaten gestützt werden mussten, hat die Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, deutliche Worte gefunden. „Hier sind einzelne Vorstände ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden. Das ist inakzeptabel“, sagte Kolak auf eine Frage nach den Stützungsfällen in ihrer Finanzgruppe. „Unsere Solidargemeinschaft ist kein Freifahrtschein für riskante Geschäfte, wie wir sie gesehen haben.“

Regressansprüche prüfen

Über ihre Sicherungseinrichtung versprechen sich genossenschaftliche Banken, sich in Krisensituationen gegenseitig zu stützen. Mit der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, der Volksbank Dortmund-Nordwest und der Volksbank Düsseldorf Neuss hatten zuletzt gleich drei Institute auf solche Hilfe der Solidargemeinschaft zurückgreifen müssen. „Die Gelder, die im Rahmen der Stützungsmaßnahmen geflossen sind, müssen zurückgezahlt werden“, erklärte Kolak. „Und wir prüfen bei jeder Sanierung Regressansprüche und setzen diese auch durch.“

Bei der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden war bekannt geworden, dass ein Wertberichtigungsbedarf von 280 Mill. Euro bei Krediten, Immobilien und Beteiligungen entstanden ist. Die Volksbank Dortmund-Nordwest war wegen Immobilienfonds in Schieflage geraten, in die sie investiert hatte. Und die Volksbank Düsseldorf Neuss sieht sich mit einer Forderung von 100 Mill. Euro konfrontiert, nachdem sie eigener Lesart zufolge das Opfer „betrügerischer Machenschaften“ geworden ist.

Trotz der jüngsten Stützungsfälle sieht Kolak „kein grundsätzliches Problem“ in der genossenschaftlichen Gruppe. „Die Fälle sind unterschiedlich gelagert und haben teilweise eine mehrjährige Vorgeschichte“, sagte sie.

Steigende Risikovorsorge

Mit Blick auf das operative Geschäft deutete sie unter anderem Gegenwind bei Krediten an. „Die Risikovorsorge bei den genossenschaftlichen Primärbanken wird wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage wahrscheinlich sukzessive wachsen, auch in diesem Jahr“, erklärte sie. Unter Beobachtung stünden etwa die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Allerdings sei es wichtig, die einzelnen Branchen differenziert zu betrachten. 

Baufinanzierungen ziehen an

Eine „erfreuliche Entwicklung“ hat sie indes bei der privaten Baufinanzierung ausgemacht - ein Geschäftsfeld, das in den vergangenen beiden Jahren in sich zusammengefallen war. In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag demnach das Baufinanzierung-Neugeschäft bei den genossenschaftlichen Instituten rund 16% höher als im Vorjahreszeitraum, sagte Kolak. „Die Aussicht auf weiter sinkende Zinsen bringt viele Verbraucher zurück in den Immobilienmarkt.“ Auch die Preise für Wohnimmobilien stabilisieren sich langsam. Sie dürften laut Kolak im nächsten Jahr im Schnitt um 1% zulegen.

Topthema demografischer Wandel

Als „Herausforderung“ bezeichnete Kolak den demografischen Wandel, der auch vor deutschen Volks- und Raiffeisenbanken nicht Halt macht. „Bis 2032 werden rund ein Viertel der Beschäftigten der genossenschaftlichen Primärbanken das gesetzliche Rentenalter erreichen“, sagte sie. „Für viele Vorstände ist das inzwischen ein Top-Managementthema.“

Der Renteneintritt vieler Babyboomer aus den geburtenstarken Jahrgängen nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt zu einer Zeit, in der in vielen Ecken des hiesigen Bankensektors Fachkräftemangel herrscht. Dieser zeigt sich in Bereichen wie etwa Regulatorik, Compliance oder IT. Allein im dritten Quartal hatten Banken und Fintechs in Deutschland um die 42.000 Jobs öffentlich ausgeschrieben, wie Daten der Berliner Index Gruppe zeigen.

Skepsis über Vier-Tage-Woche

Auch um beim Halten und Anwerben von Personal zu punkten, haben einige genossenschaftliche Primärbanken eine Vier-Tage-Arbeitswoche eingeführt. Kolak ließ durchblicken, dass sie Zweifel an diesem Modell hat. „Ich bin skeptisch, was die Vier-Tage-Woche anbelangt. Wenn am Ende der Bankbetrieb einen ganzen Tag ruht, wäre das nicht zielführend“, erklärte sie. Flexible Arbeitszeiten seien besser. „Ich glaube nicht, dass die Vier-Tage-Woche in der Breite bei unseren Primärbanken eingeführt wird.“

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