Cat-Bond-Markt gewinnt alte Dynamik zurück
Von Antje Kullrich, Köln
Der Markt für Cat Bonds erhält immer mehr Zulauf. Das Volumen an Neuemissionen stieg 2021 um 15% auf 14 Mrd. Dollar und hat damit einen neuen Höchststand erreicht. Der Markt hat damit den kleinen Rückschlag vor zwei Jahren endgültig überwunden. Damals war das Transaktionsgeschehen durch die Nachwirkungen des Hurrikan-Katastrophenjahres 2017 mit „Harvey“, „Irma“, „Maria“ und weiteren schweren Naturereignissen auch im Jahr 2018 gebremst worden. Anleger hatten nach einer Reihe von Ausfällen gezögert, weil ihre Erwartungen steigender Renditen sich nicht in dem erhofften Maße erfüllt hatten.
2021 jedoch hat der Markt, der sich als Alternative bzw. Ergänzung zur traditionellen Rückversicherung im Naturkatastrophenbereich etabliert hat, zur alten Dynamik zurückgefunden. Die grundlegende Attraktivität von Cat Bonds für Investoren – die Nichtkorrelation mit anderen Assetklassen – besteht weiterhin.
Deckungen von US-Risiken – Stürme, Erdbeben, Waldbrände – dominieren nach wie vor das Geschäft. Die Emittenten jedoch fächern sich stärker auf. In den vergangenen Jahren traten zunehmend auch Nichtversicherer als Sponsoren von Katastrophenanleihen auf. So sind im Dezember gleich zwei amerikanische Großkonzerne mit Emissionen an den Markt gekommen. Die Google-Mutter Alphabet platzierte bereits zum dritten Mal einen Cat Bond zur Absicherung gegen Schäden aus einem potenziellen Erdbeben in Kalifornien. Das Volumen lag bei 275 Mill. Dollar. Erstmals in dem Markt trat Prologis, der weltweite Marktführer in der Logistikimmobilien-Branche, in Erscheinung. Das Unternehmen emittierte einen Cat Bond über 95 Mill. Dollar, um US-Erdbebenrisiken zu decken. An der etwas komplexeren Transaktion war auch die Hannover Rück beteiligt.
Neben weiteren Unternehmen wie dem Energieversorger Sempra Energy (Waldbrände in Kalifornien) agieren auch Staaten oder andere Institutionen am Cat-Bond-Markt. Die jamaikanische Regierung brachte im Juli 2021 einen Bond mit 185 Mill. Dollar an den Markt, um sich gegen Sturmrisiken abzusichern. Jamaika nahm dabei die Hilfe der Weltbank in Anspruch, die über ihre Tochter International Bank for Reconstruction and Development (IBRD) bereits über einige Erfahrung in dem Nischenmarkt verfügt.
Eine eher exotische Transaktion war der Auftritt des dänischen Roten Kreuzes im März vergangenen Jahres. Es handelte sich um den ersten Bond, der ausschließlich auf Vulkanausbrüche abstellt. Zehn aktive Vulkane weltweit umfasst die Deckung. Die drei Jahre laufende Anleihe hatte mit 3 Mill. Dollar nur ein Mini-Volumen und wurde nach Angaben des Branchendienstes Artemis privat platziert.
Nicht alle Transaktionen waren jedoch erfolgreich: Laut Artemis scheiterte im Dezember die Emission eines Bonds mit Extremsterblichkeitsrisiken des Lebensversicherers Minnesota Life. Hier fürchteten die Investoren offenbar den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie.
Unter den wenigen deutschen Adressen, die am Markt für Cat Bonds aktiv sind, zählt die Hannover Rück zu den aktivsten Playern. Ihre jüngste Katastrophenanleihe datiert vom Dezember 2021, davor emittierte der MDax-Konzern im Oktober mit 475 Mill. Euro zur Deckung von US-Erdbebenrisiken einen der größeren Bonds des Jahres.
Der Markt für Cat Bonds hat im vergangenen Jahr ein Volumen an ausstehenden Anleihen von rund 36 Mrd. Dollar erreicht. Marktteilnehmer wie Philipp Rüede, Head of Alternative Capital Partners bei der in dem Segment sehr aktiven Swiss Re, rechnen mit einem Wachstum um etwa 10% jährlich auch in der Zukunft. Denn nicht nur die Sponsoren von Cat Bonds werden vielfältiger, auch die Risiken fächern sich auf. Auf die schon seit längerem erwarteten Anleihen zu Cyberrisiken müssen die Investoren aber weiter warten.