CFTC baut London eine Brücke

Regulierer auf beiden Seiten des Atlantiks einigen sich auf Lösung für den Fall eines No-Deal-Brexits

CFTC baut London eine Brücke

Amerikanische und britische Regulierer haben sich auf eine Übergangslösung geeinigt, die eine reibungslose Fortsetzung des grenzüberschreitenden Derivatehandels ermöglicht – auch in einem No-Deal-Szenario. CFTC-Chairman Christopher Giancarlo sprach von einer “Brücke über den Brexit”.hip London – Amerikanische und britische Finanzaufseher haben sich auf Maßnahmen geeinigt, die sicherstellen sollen, dass es durch den britischen EU-Austritt (Brexit) zu keinen regulatorischen Unsicherheiten im grenzüberschreitenden Derivatehandel kommt. London und New York sind die weltgrößten Zentren des Geschäfts mit solchen Kontrakten, die unter anderem von Unternehmen dazu genutzt werden, sich gegen Währungs- oder Rohstoffpreisschwankungen abzusichern. Sie ermöglichen Versicherungen und Pensionskassen, die aus Zinsschwankungen entstehenden Risiken zu managen.Kurz zusammengefasst sollen die geltenden Regeln für weitere drei Jahre gelten, egal wie die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU ausgehen. Weil die US-Genehmigungen für britische Anbieter auf Basis der Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs in der EU erteilt wurden, hätte es sonst Probleme geben können. Vier Fünftel aller OTC-Zinsderivate (Over the Counter) werden entweder in den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien erzeugt. Beide Märkte sind in hohem Maße miteinander verwoben. Gemessen am Nennwert stammt rund ein Drittel der OTC-Derivate bei britischen zentralen Gegenparteien (CCP) von amerikanischen Clearing-Mitgliedern.”Offene, integrierte und robuste Finanzmärkte sind globale öffentliche Güter”, sagte Mark Carney, der Gouverneur der Bank of England. “Die Alternative – Fragmentierung – ist im wirtschaftlichen Interesse von niemandem. Fragmentierung ist ineffizient und kann die Finanzstabilität gefährden.” Und sie könne zu höheren Kosten für die Absicherung von Risiken führen, was die Anreize für eine solche Absicherung verringere und dadurch die Risiken, die von der Realwirtschaft getragen werden müssten, erhöhe.”London ist ein weltweites Zentrum für Derivate-Handel und Clearing und wird es auch bleiben”, sagte Christopher Giancarlo, Chairman der Commodity Futures Trading Commission (CFTC). “Mit Blick auf die lange Zusammenarbeit der CFTC mit der Bank of England, der Financial Conduct Authority und dem Schatzamt Ihrer Majestät freue ich mich, diese Maßnahmen bekanntzugeben. Sie liefern eine Brücke über den Brexit – durch einen dauerhaften regulatorischen Rahmen, auf dessen Grundlage der blühende Derivatemarkt anhalten und fortdauern möge.”Nun werden CCP aus den USA ihre Dienste britischen Kunden auch weiterhin anbieten können, britische Anbieter, die bei der CFTC registriert sind, können in den Vereinigten Staaten auf der gleichen Grundlage arbeiten wie bisher.Carney warnte erneut vor dem “Onshoring” von Euro-Zinsswaps. Das könne eine “Illiquiditätsprämie” zur Folge haben. Ein Unterschied von einem Basispunkt könne die Kosten um bis zu 20 Mrd. Euro in die Höhe treiben. Von den großen Clearinghäusern in der britischen Metropole – ICE CDS Clearing und LCH Swapclear – werden enorme Mengen auf Euro lautender Finanzprodukte verrechnet.Die EZB wollte schon 2011 vorschreiben, dass Clearinghäuser, die im Schnitt mehr als 5 % des aggregierten täglichen Netto-Kreditexposure in einer der Euro-Produktkategorien halten, diese in der Eurozone verrechnen müssen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) kippte diese Standortvorgabe jedoch 2015.