CFTC prüft Hochfrequenzhandel

Aufsichtsbehörde nimmt Algorithmen-Trader unter die Lupe - Marktrisiken stärker im Fokus

CFTC prüft Hochfrequenzhandel

Das Gebaren der Hochfrequenzhändler wird von technologisch weniger flinken Konkurrenten und Regulatoren kritisch beäugt. Die CFTC will nun ein wenig Licht ins Dunkel bringen und Vorschriften erlassen, die für mehr Transparenz und Kontrolle sorgen sollen.bg Frankfurt – Die US-Aufsicht über den Handel mit Terminkontrakten Commodity Futures Trading Commission (CFTC) wird noch im Herbst Vorschläge zur Regulierung des automatisierten Handels präsentieren. Das kündigte Behördenchef Timothy Massad auf einer Konferenz am Donnerstag an. Es gehe darum festzustellen, ob die mit superschnellen Algorithmen operierenden Hochfrequenzhändler unfaire Vorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern genießen und was diese veränderte Marktstruktur (gegenüber der Zeit des Parketthandels) für die Liquidität im Futures-Handel bedeutet, so Massad in seiner Rede.Denn in jüngster Zeit wurden Hochfrequenzhändlern Störungen des Aktien- und Futures-Handels zugeschrieben. So sollen sie dem Markt mitunter Liquidität entziehen, insbesondere im Handel von Energiekontrakten – der Anleihehandel ist sowieso großflächig betroffen von mangelnder Markttiefe und -liquidität, was allgemein mit fehlerhaft gesteuerter Regulierung erklärt wird, können die Banken doch als Market Maker nicht mehr so viele Bestände im Eigenhandel vorhalten.CFTC-Chairman Timothy Massad erklärte in seiner Keynote auf dem gestrigen Kongress der US-Bierindustrie, dass man sich Sorgen mache um Marktrisiken des Algorithmen-Trading, das mit automatisierten Systemen seinen Angaben zufolge mittlerweile 70 % des Volumens bei Terminkontrakten ausmacht – gegründet wurde die CFTC, um den Parketthandel zu überwachen. Regulatoren wie Massad befürchten, dass fehlerhafte bzw. betrügerische Algorithmen (Letzteres bezeichnet das sogenannte “Spoofing”, bei dem Orders zur Preisbeeinflussung eingestellt, aber kurz vor Ausführung wieder zurückgezogen werden) plötzliche Markterschütterungen wie einen “Flash Crash” auslösen können.Die CFTC will mit ihrem neuen Regelwerk nun sicherstellen, dass bei algorithmischen Handelsstrategien “eine angemessene Risikokontrolle auf allen Ebenen” gewährleistet ist, um die Wahrscheinlichkeit “disruptiver Marktreaktionen” zu minimieren sowie Fairness gegenüber anderen Marktteilnehmern herzustellen, die über keinen so schnellen Zugang zu den Börsenplätzen verfügen wie die High Frequency Trader (HFT).Dieser Punkt liegt Massad besonders am Herzen, haben die Algorithmen-Trader doch in Teilmärkten wie dem Futures-Handel von Gaskontrakten einen Marktanteil von 80 % auf sich vereint. Um hier mehr aufsichtlich Zugriff zu gewinnen, soll zum einen die Registrierungspflicht von HFTs verschärft werden, die über eine direkte elektronische Verbindung zu Handelsplätzen wie der CME (Chicago Mercantile Exchange) verfügen – genau darin liegen ja mitunter die Zeitvorteile im Millisekundenbereich. Über “pre-trade controls” will die CFTC zum anderen die strukturelle Konstruktion der Algorithmen hinterfragen, um mittels Monitoring Marktrisiken und fehlerhafte Trades schon vor ihrer Entstehung zu identifizieren. Hochfrequenzhändlern wie Virtu drohen damit direkte Eingriffe in ihr Geschäftsmodell.Mit ihren Vorschlägen zur verfeinerten Regulierung hat sich die CFTC reichlich Zeit gelassen, stammt ein grundlegender konzeptioneller Entwurf doch bereits aus dem Jahr 2013. Im Juni wurden diese Absichten dann erstmals weiter bekräftigt, nachdem im Tagesgeschäft bereits eine prinzipiell selbstregulierte Einheit wie die CME Group formal angewiesen wurde, die internen Kontrollen für Algorithmen-Trader zu verschärfen. Ein Händler hat die CME verklagt, um sie dazu zu zwingen, Transaktionsdaten offenzulegen. Damit soll der Initiator eines Spoofing-Versuchs identifiziert werden. RegTech der neueste ClouDiese betrügerischen Aktivitäten haben für viel Aufregung gesorgt und letztlich den Handlungsdruck auf die Regulatoren erhöht, für mehr Transparenz im automatisierten Handel zu sorgen. Um dafür gerüstet zu sein, müssen die Aufseher selbst technisch aufrüsten, wenn es darum geht, tiefer in die Programmierung von HFT-Maschinen zu schauen. In Anspielung auf den Begriff Fintech wurde im Markt inzwischen der Ausdruck “RegTech” geprägt, um die technologische Offensive der Regulatoren zu illustrieren.Die Auswirkungen der CFTC-Vorschläge zur Kontrolle des Hochfrequenzhandels werden nach ihrer Publikation dann mit der Branche in einer öffentlichen Konsultation diskutiert.—– Wertberichtigt Seite 8