China-Banken sollen einen weniger heißen Reifen fahren

Aufsicht mahnt zur Ausdehnung außerbilanzieller Geschäfte - City Commercial Banks im Fokus

China-Banken sollen einen weniger heißen Reifen fahren

nh Schanghai – Vor dem Hintergrund erneut ausufernder außerbilanzieller Geschäfte erinnert Chinas Bankenaufsicht an die Lehren aus der Finanzkrise und fordert die heimische Kreditwirtschaft dazu auf, sich wieder stärker auf das traditionelle Kredit- und Einlagengeschäft zu besinnen. In einer auf der Webseite der China Banking Regulatory Commission (CBRC) verbreiteten Rede des CBRC-Chairman Shang Fulin werden insbesondere die sogenannten City Commercial Banks als eine wichtige Bankengruppe hinter den direkt von der Zentralregierung kontrollierten staatlichen Großbanken vor einer zu raschen Ausweitung außerbilanzieller Geschäfte gewarnt.Die City Commercial Banks müssten davon Abstand nehmen, ihr außerbilanzielles Geschäft immer rascher auszuweiten und dabei das Gros ihrer Refinanzierungsgelder in Investmentprodukte anstatt herkömmliche Kreditvergaben zu lenken, betont der chinesische Bankenaufsichtschef. Zuvor hatten Analysten bereits darauf hingewiesen, dass zahlreiche der insgesamt 130 chinesischen City Commercial Banks ein riskanteres Geschäftsmodell fahren, wobei herkömmliche Kredite oft nur noch weniger als die Hälfte ihrer Bilanzaktiva darstellen. Riskante PraktikenGleichzeitig monieren die Experten, dass diese Institute immer stärker auf eine kurzfristige Refinanzierung über Interbankgelder statt herkömmliche Kundeneinlagen zurückgreifen. Bei der Shanghai Pudong Development Bank, die zu den größten Häusern dieser Institutsgruppe zählt, waren in der ersten Geschäftsjahreshälfte beispielsweise die kurzfristigen Refinanzierungen und Repogeschäfte um 75 % angeschwollen, während die Kundeneinlagen nur um 24 % wuchsen. Dabei betonen Ratingagenturen wie Moody’s, dass die City-Banken mit ihren Mittelaufnahmen vor allem Investments bei Immobilien und Unternehmensanleihen tätigen, während riskante Kreditvergaben verstärkt außerbilanziell getätigt beziehungsweise als sogenannte Wealth-Management-Produkte verpackt werden.Chinas Bankenaufsicht hatte im vergangenen Jahr die seit langem geltende Loan to Deposit Ratio (LDR), eine Bilanzstrukturquote, mit der die Kreditvergabe der chinesischen Banken in einer Periode auf 75 % des Kundeneinlagenvolumens begrenzt wird, aufgegeben, um in Zeiten eines verstärkten Konjunkturdrucks die Kreditspielräume zu lockern. Die jüngsten Daten der CBRC zeigen allerdings, dass die Spielräume für eine konventionelle Kreditvergabe nur bedingt genutzt werden. So lag die LDR der chinesischen Banken zur Jahresmitte im Durchschnitt bei 67 % und damit nur geringfügig über dem Wert zu Anfang der Dekade bei etwa 64 %. Moody’s geht aber davon aus, dass zahlreiche Institute bei Einrechnung von Schattenkreditvergaben via Wealth-Management-Produkte auf LDR-Quoten jenseits von 100 % kommen.Seitens der Zentralbank ist auf diese Tendenzen bereits mit einer Anpassung ihrer regelmäßigen Geldmarktgeschäfte reagiert worden. Seit August hat die People’s Bank of China (PBOC) bei den Offenmarktgeschäften zum Einschießen von Liquidität verstärkt auf längerfristige sogenannte Reverse Repos zurückgegriffen und damit indirekt auf eine Verteuerung von kurzfristigen Interbankrefinanzierungen hingewirkt.