China - ein Markt für Stockpicker

Positiver Ausblick für gezielte Investments

China - ein Markt für Stockpicker

Viele globale Anleger sind in Bezug auf den chinesischen A-Aktien-Markt verunsichert. Nachdem der Markt vergangenes Jahr um über 30 % nachgegeben hatte, verzeichnet dieser im laufenden Jahr wieder eine starke Erholung. Trotz dieser Volatilität hat MSCI entschieden, die Gewichtung chinesischer Festlandsaktien weiter zu erhöhen, und auch FTSE Russel nimmt diese nun nach und nach in die eigenen Indizes auf. Immerhin handelt es sich um den zweitgrößten Aktienmarkt der Welt mit fast 3 500 Titeln und einem Wert von rund 8,5 Bill. Dollar. Der Markt ist allerdings äußerst ineffizient, denn 80 % des Umschlags resultieren daraus, dass lokale Privatanleger eher auf die aktuellen Schlagzeilen blicken als auf die Gewinnaussichten der Unternehmen. Darüber hinaus belastet der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter den Markt. Grundlegend bei Investments in chinesische A-Aktien ist es daher, mit umfassender Marktkenntnis und gezieltem Stockpicking die Spreu vom Weizen zu trennen. Passive Investments auf ganze Indizes sind dagegen aufgrund der vorhandenen Qualitätsunterschiede nicht zielführend Zugang zum “neuen” ChinaDer Übergang zu nachhaltigem Wachstum versetzt China in den tiefgreifendsten wirtschaftlichen Wandel der letzten 40 Jahre. Zum ersten Mal hat Nachhaltigkeit für die Kommunistische Partei eine höhere Priorität als die reinen Wachstumszahlen. Gerade die Aussichten für die Binnennachfrage in China sind positiv. Die wachsende Bevölkerung mit mittlerem Einkommen wird die Gewinne und Bewertungen der lokalen Unternehmen in den kommenden Jahren positiv beeinflussen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass China historisch gesehen noch am Anfang seiner wirtschaftlichen Entwicklung steht. Gerade auch vor diesem Hintergrund wird die Wirtschaft voraussichtlich weiterhin gut wachsen. Die politischen Entscheidungsträger steuern die Wirtschaft weg von der Abhängigkeit von industrieller Fertigung und Exporten hin zu einem Wachstum, das vom Binnenkonsum und Dienstleistungen angetrieben wird.So finden sich unter den rund 3 420 in Schanghai und Shenzhen notierten Wertpapieren nicht nur Unternehmen des “alten” China der staatlichen Industriebetriebe. Vielmehr sind diese auch ein Abbild des “neuen” China, der agilen Unternehmen des Privatsektors, die ihr Angebot auf die Bedürfnisse der Verbraucher zuschneiden. Ein gewichtiger Vorteil des A-Aktien-Marktes ist daher die Tatsache, dass dieser Markt in vielen Fällen die einzige Möglichkeit für ausländische Anleger bietet, um in Unternehmen zu investieren, von denen die Konsum-Story Chinas getragen wird. Dadurch bieten sich günstige Gelegenheiten, Unternehmen mit guten langfristigen Wachstumsaussichten in Segmenten wie Internet-Technologie, Reisen oder Gesundheit zu finden. All dies sind Dinge, die Menschen nachfragen, wenn sie wohlhabender werden. So zeigt die Sektoranalyse in China dem fundamentalen Stockpicker, der keinen thematischen Asset-Allokation-Ansatz verfolgt, wo attraktive Unternehmen zu finden sind.Einige Unternehmen befassen sich mit vertrauten Aktivitäten. China International Travel Service betreibt zum Beispiel Duty-Free-Shops, die von der Zunahme des Tourismus profitieren dürften. Foshan Haitian Flavouring & Food stellt Gewürze her und ist der weltgrößte Produzent von Sojasauce. Anhui Conch Cement bedient den immensen Bedarf Chinas an Wohnimmobilien und Infrastruktur. Andere befassen sich mit im Ausland weniger gängigen Geschäftsfeldern, zum Beispiel mit traditioneller chinesischer Medizin. Als Marktführer im Inland könnten diese Unternehmen auch an den internationalen Märkten eine dominierende Rolle einnehmen, wenn ihre Produkte – nicht zuletzt wegen der im Ausland beheimateten Chinesen – dort ebenfalls angeboten werden. Klare QualitätsunterschiedeEmerging-Marktes-Investments bergen aber auch weiterhin Risiken – hier stellt China keine Ausnahme dar. So ist das Unterfangen am chinesischen Markt Qualität zu finden, keine leichte Aufgabe. Die meisten Unternehmen müssen noch viel tun, um ihre finanzielle Transparenz und den Anlegerschutz zu verbessern. Und viele Unternehmen sind noch nicht lange genug im Geschäft, damit man ihrer Erfolgsbilanz Vertrauen schenken könnte. Zwischen den vielzähligen Unternehmen des chinesischen A-Aktien-Marktes bestehen zum Teil noch deutliche Qualitätsunterschiede. Zudem belastet der Handelskrieg zwischen den USA und China trotz erster Anzeichen der Entspannung weiter die chinesische Wirtschaft. Die Unternehmen des chinesischen A-Aktien-Marktes sind hiervon in Abhängigkeit davon, wie stark sie vom Export beziehungsweise der Inlandsnachfrage abhängen, allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß betroffen.Mehr als über den Handelskonflikt machen sich die Investoren aber Sorgen über die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China und die Auswirkungen des Schuldenabbaus. Doch die Regierung reagiert auf die kurzfristigen Herausforderungen mit Maßnahmen zur Belebung bestimmter Wirtschaftsbereiche. Zudem liegt das prognostizierte chinesische Wirtschaftswachstum immer noch bei rund 6 % und damit deutlich höher als in den Industrieländern. Die Prognosen gehen für 2020 bei A-Aktien sogar von einem Wachstum des Unternehmensgewinns von 15 % aus. Eine derartige Steigerung dürfte an nicht allzu vielen Märkten zu finden sein. In diesem Umfeld gilt es vor allem, den Blick auf die zukünftige Entwicklung zu lenken. Für erfolgreiche Investments in China ist daher eine profunde Marktkenntnis und eine selektive Titelauswahl unabdingbar. Elektromobilität mit PotenzialDie politisch Verantwortlichen in Peking haben zudem erkannt, dass die fortschreitende Umweltverschmutzung den wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand gefährdet. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Reformbestrebungen Chinas liegt daher auf der Umstellung von Kohle auf Erdgas, und auch erneuerbare Energie spielen eine zentrale Rolle. Allein im letzten Jahr investierte das Land 126 Mrd. Dollar in diesen Bereich. Die Elektromobilität ist ein weiteres Segment, das sich zwar noch in den Kinderschuhen befindet, aber umfangreiches Potenzial bietet. Laut einer gemeinsamen Research-Publikation des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, der Frankfurt School-UNEP und Bloomberg aus dem Jahr 2018 entfiel die Hälfte der 1,1 Millionen weltweit verkauften Elektrofahrzeuge auf China. Gelegenheiten bieten daher nicht zuletzt jene Unternehmen, die von diesem Fokus der Regierung auf umweltschonende Energiegewinnung und -nutzung – gerade beim Thema Mobilität – profitieren. Darüber hinaus kommt durch die Öffnung des Aktienmarktes auch der Corporate Governance in den Unternehmen immer mehr Bedeutung zu – gerade bei der Auswahl von chinesischen Festlandsaktien ein wichtiger Faktor.Bei Investments in chinesische A-Aktien sollte aufgrund der genannten Faktoren eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung der Unternehmen im Zentrum des Anlageprozesses stehen. Bevor die Bewertung der Aktie überprüft wird, muss die Qualität des Unternehmens untersucht werden. Progressive und verantwortungsbewusste Unternehmensführung, starke Bilanzen, ein leicht zu verteidigender Wettbewerbsvorteil und der Respekt vor Minderheitsaktionären sind Kernprinzipien, wenn man in China, aber auch in jedem anderen Markt, investiert. Unternehmen, die zu Bewertungen gehandelt werden, die ihre Gewinne nicht rechtfertigen, müssen gemieden werden. In der Regel werden Branchenführer mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen und geringem Verschuldungsgrad bevorzugt und sollten langfristig im Portfolio gehalten werden. Denn solche Unternehmen dürften zu den Gewinnern gehören, wenn sich das Wachstum in China weiter verlangsamt und die Unternehmenskonsolidierung zunimmt. Qualität bevorzugenFür anspruchsvolle Investoren kann so ein gezieltes, aktives Investment in chinesische A-Aktien aber weiterhin ein Weg zu stattlichen potenziellen Renditen bedeuten. Da der Markt für A-Aktien erfahrungsgemäß weniger mit dem globalen Aktienmarkt korreliert ist als die in Hongkong gelisteten H-Aktien, können sich Investoren darüber hinaus Diversifikationsvorteile verschaffen. Zielführend ist bei China-Investments aber bis auf weiteres ein konzentriertes Portfolio an Qualitätsaktien, wie es etwa der Aberdeen Global – China A Share Equity Fund bereits seit über drei Jahren umsetzt. Er umfasst derzeit ein Portfolio von rund 30 vielversprechenden A-Aktien-Unternehmen und kann über drei Jahre eine annualisierte Wertentwicklung von 19,5 % aufweisen – eine Outperformance gegenüber dem Index von gut 20 % pro Jahr (Quelle: Morningstar, Stand 13.11.2019).Auch dies bestätigt, dass trotz der Würdigung durch die diversen Indexanbieter eine tiefgreifende Marktkenntnis und selektive Titelauswahl am chinesischen Aktienmarkt weiterhin unabdingbar ist. China ist und bleibt auf absehbare Zeit ein Markt für Stockpicker. Nicholas Yeo, Director and Head of Chinese and Hong Kong Equities bei Aberdeen Standard Investments