China Merchants Bank schasst Starmanager Tian
nh Schanghai
Die plötzliche Abberufung des langjährigen Spitzenmanagers der China Merchants Bank (CMB), Tian Huiyu, hält die Anleger der führenden Retailbank im Reich der Mitte weiter in Atem. Am Mittwoch sackte die Notierung der CMB an der Hongkonger Börse um weitere 5% ab, nachdem die Titel am Vortag um gut 11% eingebrochen waren. Damit erfährt die auch an der Börse Schanghai gelistete CMB-Aktie die steilste Talfahrt seit der Finanzkrise von 2008.
Am Dienstag hatte die CMB offiziell bekannt gegeben, dass der bisherige President und Executive Director und das Tagesgeschäft verantwortende Tian auf einstimmigen Beschluss der übrigen Boardmitglieder mit sofortiger Wirkung seiner Position enthoben wurde – allerdings ohne jegliche Angaben von Gründen, so dass sich die Aktionäre selbst einen Reim darauf machen müssen, warum das unter Tians Regie zu einer Bastion im chinesischen Retailgeschäft aufgestiegene Institut nun ohne seine Dienste auskommen will oder muss.
Bei Tian, mit 56 noch deutlich diesseits der Pensionierungsgrenze für chinesische Topbanker, ist nach bisherigen Erfahrungen mit überraschenden Abgängen bei nationalen Großbanken ein Zusammenhang mit Ermittlungsverfahren wegen Korruption zu vermuten. Dabei könnte es zu einer Anklageerhebung gegen ihn persönlich oder aber zu einer Zwangsabstellung für die „Kooperation“ bei Ermittlungen gegen andere hohe Bankmanager, Unternehmer oder politische Beamte, mit denen Tian in Kontakt stand, kommen. Angesichts der für Intransparenz und Willkür berüchtigten chinesischen Rechtspraxis dauert es oft Monate, bis in solchen Fällen auch nur annähernd Klarheit herrscht. Für die CMB-Aktionäre ist dies höchst unbefriedigend, zumal der als Tian-Nachfolger berufene CFO der Bank, Wang Liang, in Sachen Konzernführungsqualitäten und strategische Richtungsgebung ein wenig beschriebenes Blatt ist.