China verschärft Finanzüberwachung

Regulatoren wollen Kräfte bündeln - Großkonzerne unter der Lupe

China verschärft Finanzüberwachung

nh Schanghai – Chinas Zentralbank will verstärkte Akzente bei der Prävention von systemischen Risiken im chinesischen Finanzsystem setzen. Es gebe im chinesischen Bankensystem noch einige Defizite bei der Identifizierung von Risikoquellen, und zwar insbesondere im Zusammenhang mit der Qualität von Bankaktiva und dem Betreiben von außerbilanziellen Geschäften, heißt es im jährlichen Finanzstabilitätsbericht der People’s Bank of China (PBOC).Die Zentralbank deutet eine schärfere Überwachung der Verwendung von Beitragseinnahmen chinesischer Versicherungskonzerne sowie der Akquisitionstätigkeit von Unternehmen im Ausland an. Als weitere Schwerpunkte nennen die Aufseher Schattenbankaktivitäten, Infrastrukturfinanzierungsvehikel von lokalen Gebietskörperschaften und Internetkreditplattformen. KoordinierungsbedarfDie PBOC sieht die Notwendigkeit, sektorübergreifende Risiken im Finanzwesen stärker zu überwachen und dabei auch die Arbeit der einzelnen Finanzregulatoren stärker zu koordinieren. Ziel sei es, die Kräfte der Aufsichtsbehörden zu bündeln und auf diese Weise Lücken bei der Überwachung der Finanzstabilität zu schließen. Dabei regt die PBOC die Gründung einer “Joint Force” für eine finanzsektorumspannende Überwachung an. In einer begleitenden Erklärung des chinesischen Zentralbankgouverneurs Zhou Xiaochuan heißt es, dass die Finanzmarktsituation insgesamt als stabil angesehen werden könne. Die Zentralbank sorge für eine ausreichende Liquiditätsversorgung am Geldmarkt und ein angemessenes Tempo bei der Kreditvergabe. Zuletzt haben sich einige Spannungen am Interbankenmarkt wieder etwas gelegt.In den vergangenen Monaten wuchs an den chinesischen Finanzmärkten die Unsicherheit, welchen Kurs die Zentralbank und die übrigen Finanzregulatoren einschlagen werden. So sind die Aufseher von der Regierung in diesem Jahr verstärkt dazu angehalten worden, Gefahren für die Finanzstabilität zu bekämpfen, die Finanzierung von Schattenbanken zu bremsen und ausufernde Verschuldungsrelationen zu vermeiden. Dabei hat die Zentralbank bereits auf den Geldmarkt eingewirkt, so dass sich die Refinanzierung verteuert und die Renditen am kurzen Laufzeitende anziehen. Spekulative ExzesseAuch hat es eine ganze Reihe von Eingriffen der Aufseher gegeben, um gegen Marktmanipulationen und spekulative Exzesse vorzugehen. Dabei gingen die Aufseher auch gegen mehrere Versicherungskonzerne vor, die mit dem Vertrieb von kurzfristigen Investmentprodukten, die als Lebensversicherungspolicen getarnt werden, hohe Beitragseinnahmen erzielt haben. Die Mittel wurden vor allem für spekulative Aktienengagements und auch zur Finanzierung von Auslandsakquisitionen verwendet. Dabei ist auch der Versicherungsriese Anbang in die Schusslinie geraten, deren Gründer und Konzernchef Wu Xiaohui im Zusammenhang mit Ermittlungen von Finanzregulatoren und Korruptionswächtern festgenommen worden sein soll.Zuletzt hat es Anzeichen dafür gegeben, dass die Zentralbank und die Bankenaufsicht mit Sonderprüfungen die Finanzierungspraktiken bei einer Reihe von akquisitionsfreudigen Beteiligungsgesellschaften und Versicherungen untersuchen. Neben Anbang stehen weitere bekannte Adressen im Fokus, darunter Fosun International, die hierzulande hinter Hauck & Aufhäuser steht, sowie die HNA Group, die auch an der Deutschen Bank beteiligt ist.