China zerschlägt Untergrundbanken

Illegale Auslandstransfers verschärfen Kapitalabflussproblem

China zerschlägt Untergrundbanken

nh Schanghai – Chinesische Behörden sollen einen Durchbruch bei der Bekämpfung von sogenannten “Untergrundbanken” erzielt haben, die im großen Stil illegale Auslandstransfers und Geldwäschetransaktionen orchestrieren. Nach Berichten der chinesischen Parteizeitung “People’s Daily” sowie der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sollen in den vergangenen sechs Monaten Geldwäschetransaktionen in einem gewaltigen Ausmaß von über 800 Mrd. Yuan (knapp 120 Mrd. Euro) aufgedeckt und geahndet worden sein. Sie erstrecken sich auf mehr als 170 Fälle. Dicker Fisch im NetzIn dem wohl spektakulärsten Fall, in der Provinz Zhejiang, einer Hochburg für Kleinunternehmertum, ist den Angaben zufolge nun die mit Abstand größte Untergrundbank beziehungsweise ein Geldschleuserring zerschlagen worden. Allein hierbei sollen illegale Devisentransaktionen in einem Umfang von 410 Mrd. Yuan, also etwa 60 Mrd. Euro, getätigt worden sein.Bei den illegalen Machenschaften geht es in erster Linie um die Umgehung von Kapitalverkehrskontrollen, die für chinesische Privatpersonen ein Limit für den Umtausch von Fremdwährung in Yuan und den Transfer von Geld ins Ausland in Höhe von 50 000 Dollar setzen. In den vergangenen Monaten sollen illegale Devisentransfers und Geldwäschetransaktionen stark zugenommen haben, nachdem der chinesische Yuan wegen der schwächeren Konjunkturlage und einer Reihe von Zinssenkungen als Anlagemedium an Attraktivität verlor und der langfristige Aufwertungstrend gegenüber dem Dollar durchbrochen wurde.Die Geldschleuseaktivitäten über Untergrundbanken dürften maßgeblich zu einem verstärkten Kapitalabfluss aus China in den vergangenen Monaten beigetragen haben. Schätzungen zufolge ist es im September zu rekordhohen Kapitalabflüssen von 194 Mrd. Dollar gekommen, und auch im Oktober sind demnach rund 64 Mrd. Dollar abgewandert. In erster Linie spielen dabei veränderte Exportströme und Anlageentscheidungen bei Direktinvestitionsvorhaben eine Rolle.Die hohen Kapitalabflüsse bereiten der Zentralbank einiges Kopfzerbrechen bei ihren Bemühungen, den Kurs des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar einigermaßen stabil zu halten. Dabei scheint es in den zurückliegenden Monaten zu umfangreichen Devisenmarktinterventionen der Zentralbank sowie der staatlichen Großbanken gekommen zu sein. Sie manifestierten sich letztlich in einem kräftigen Abbau der chinesischen Fremdwährungsreserven. Die Aktivitäten der Untergrundbanken dürften auch im Zusammenhang mit der verschärften Ahndung von Korruptionsfällen im Beamten- und Verwaltungswesen stehen. Durch die forcierte Antikorruptionskampagne kommt es zu einer immer weitere Kreise ziehenden Prüfung der Vermögen von Funktionären, die ihre Gelder entsprechend eilig ins Ausland zu schleusen versuchen. Hongkong im BrennpunktDie Rolle der Untergrundbanken besteht oft darin, sehr große Beträge zu parzellieren und auf zahlreiche Konten zu verteilen, um jeweils individuelle Umwechselkontingente in Höhe von bis zu 50 000 Dollar zu nutzen. Es finden aber auch komplexere Transaktionen statt, bei denen Scheingesellschaften in Hongkong aufgezogen werden, die Geld von Firmen auf dem chinesischen Festland erhalten, welche wiederum einen Offshore-Status mit höheren Kontingenten für Auslandstransfers nutzen können. In vielen Fällen kommt es auch zur Nutzung des großen Netzes an Hongkonger Geldwechselstuben, die mit Dependancen auf dem Festland zusammenarbeiten. Abgesehen davon sorgen die hochfrequentierten Grenzübergänge in Shenzhen für einen regen physischen Bargeldschmuggel vom chinesischen Festland nach Hongkong. Die dortigen Behörden betonen, die Kontrollen deutlich verschärft zu haben.