Chinas oberster Versicherungsaufseher muss gehen

Chef der Regulierungsbehörde CIRC steht unter Korruptionsverdacht - Heikle Finanzmarktsäuberung

Chinas oberster Versicherungsaufseher muss gehen

nh Schanghai – In Chinas Finanzmarktszene sorgt die Nachricht der plötzlichen Abberufung des Chefs der Versicherungsaufsicht für Unruhe. Der Chairman der China Insurance Regulatory Commission (CIRC), Xiang Junbo, scheint den chinesischen Korruptionsfahndern ins Netz gegangen zu sein. In einer Mitteilung der mächtigen Central Commission for Discipline Inspection, die an der Spitze der chinesischen Antikorruptionskampagne im Staats- und Parteiwesen steht, heißt es, Xiang sei wegen “gravierender disziplinarischer Verstöße” seines Amtes enthoben worden. Die ist die übliche Formulierung für Korruptionsvorwürfe gegenüber Staatsdienern, die meist lange Haftstrafen nach sich ziehen.Die Angelegenheit gilt als besonders pikant, nachdem Xiang in enger Zusammenarbeit mit dem Chef der Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC), Liu Shiyu, zahlreiche Aktionen zur Ahndung von marktdisziplinarischen Verstößen und Insidervergehen losgetreten hatte, wobei auch eine Reihe von chinesischen Versicherungsgesellschaften für spekulative Wertpapiergeschäfte, die Finanzierung von Leveraged Buy-outs und den Vertrieb von riskanten Investmentprodukten angegangen worden waren. Nervosität am AktienmarktKurz vor Bekanntgabe der Abberufung von Xiang hatte der oberste Wertpapieraufseher Liu eine neue Runde von Warnungen gegen Insiderverstöße und unlautere Praktiken bei der Dividendenpolitik von neu gelisteten Unternehmen vom Stapel gelassen. Am Montag reagierten die Anleger verschnupft auf den Nachrichtencocktail, so dass eine laufende Aktienmarktrally unterbrochen wurde. Der Leitindex Shanghai Composite fiel um 0,5 % auf 3 269 Punkte zurück.Der 60-jährige Xiang gilt als der profilierteste und erfahrenste unter den gegenwärtigen chinesischen Finanzaufsehern, nach dem es im vergangenen Jahr zu Revirements an der Spitze der Bankenaufsichts- wie auch der Wertpapieraufsichtsbehörde gekommen war. Er war im Jahr 2011 vom Posten des Chairman des drittgrößten chinesischen Kreditinstituts, Agricultural Bank of China, an die Spitze der Versicherungsaufsicht gerückt und in einer für heimische Topregulatoren typischen Karriere zuvor auch in den Rang eines Vizegouverneurs bei der Zentralbank aufgestiegen. Mit Xiang ist nun der bislang ranghöchste chinesische Finanzsektorvertreter von der seit 2013 laufenden chinesischen Antikorruptionskampagne erfasst worden. Zuvor waren bereits im Rahmen der Aufarbeitung des chinesischen Aktienmarktcrashs des Jahres 2015 zwei Führungskräfte bei der Wertpapieraufsicht CSRC, nämlich der Vize-Chairman Yao Gang sowie Zhang Yujun von der Disziplinarkommission, wegen Korruptionsvergehen abberufen worden.Damit kommt es zu einer verwirrenden Verquickung von chinesischen Säuberungskampagnen im Finanzwesen auf zwei Ebenen. Einerseits sind die Regulatoren von der Regierung dazu angehalten, den Wildwuchs an Insidervergehen und Kapitalmarktverstößen härter anzugehen, andererseits sind sie selber als Staatsbeamte Zielscheibe der separaten parteiinternen Antikorruptionsmaschinerie.