Citigroup und J.P. Morgan enttäuschen den Markt
lee Frankfurt – Zum Auftakt der Quartalssaison haben die Citigroup und J.P. Morgan Chase enttäuscht. Trotz sprudelnder Gewinne im Beratungsgeschäft und der Auflösung von Kreditrisikovorsorge verzeichneten beide Institute einen Gewinneinbruch. Punkten konnte dagegen Well Fargo: Das Institut profitierte von Sondererlösen aus dem Verkauf von Geschäftsteilen und von höheren Provisionseinnahmen.
Schwächelnder Handel
Die Citigroup verdiente dagegen aufgrund steigender Ausgaben und eines ins Schwächeln geratenen Handelsgeschäfts im vierten Quartal gut ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn sank um 26% auf 3,2 Mrd. Dollar (rund 2,8 Mrd. Euro). Insbesondere das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Rohstoffen sowie der Aktienhandel entwickelten sich schwächer als erwartet.
Kräftiges Wachstum verzeichnete das Institut dagegen im Investment Banking. Hier ließen der IPO-Boom und die Nachfrage nach Beratung im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) die Kassen wie schon im Vorquartal klingeln. Unter dem Strich legten die Erträge um 1% auf 17 Mrd. Dollar zu. Auf das gesamte Jahr gesehen verdoppelte die Citigroup den Gewinn trotz deutlich gestiegener Kosten auf knapp 22 Mrd. Dollar. Der wesentliche Treiber hierfür war die Auflösung der hohen Kreditrisikovorsorge, die das Institut beim Ausbruch der Pandemie gebildet hatte. Die große Pleitewelle ist wie auch in Europa ausgeblieben, und auch der US-Arbeitsmarkt hat sich schneller erholt, als es die meisten Experten für möglich gehalten hätten. Der Gewinn pro Aktie stieg von 4,87 Dollar auf 10,14 Dollar.
Fraser baut Citigroup um
Unterdessen baut Konzernchefin Jane Fraser das Geschäft weiter um. Nachdem das Institut sich bereits aus dem Privatkundengeschäft in Asien zurückgezogen hat, was das Ergebnis im Schlussquartal mit mehr als 1 Mrd. Dollar belastet hatte, will sich die Citigroup auch in Mexiko stärker fokussieren. Wie das Institut am Mittwoch mitgeteilt hat, will es sich dort auf das Geschäft mit institutionellen und Private-Banking-Kunden konzentrieren. Fraser kündigte an, im Zuge der Refokussierung auch die Organisations- und Berichtsstruktur zu reformieren und neben anderen Segmenten eine neue Einheit namens Legacy Franchises zu schaffen. „Dies wird es unseren Investoren erleichtern, die Leistung unserer Kerngeschäfte zu verstehen“, sagte sie.
Am Freitag reagierten die Investoren jedoch zunächst einmal enttäuscht auf die schwachen Quartalszahlen. Nachdem die Papiere im vorbörslichen Handel nach der Veröffentlichung um rund 4% eingebrochen waren, lagen sie im Handelsverlauf immer noch deutlich im Minus. Auch andere Bankaktien wie Goldman Sachs verbuchten deutliche Abschläge, da sich die Hoffnung auf ein weiteres Rekordquartal der US-Banken offenbar verflüchtigte.
Kostenanstieg bei J.P. Morgan
Einen gewichtigen Beitrag zur Ernüchterung dürfte auch J.P. Morgan Chase geleistet haben. Die größte der US-Banken verzeichnete in den drei Monaten bis Ende Dezember im Vergleich zum Vorjahr einen Gewinneinbruch um 14% auf 10,4 Mrd. Dollar (rund 9,1 Mrd. Euro). Konzernchef Jamie Dimon zeigte sich mit Blick auf das Wirtschaftswachstum zwar zuversichtlich, warnte jedoch vor anhaltenden Inflationsrisiken und stimmte die Investoren auf steigende Kosten ein, was diese mit Kursabschlägen um mehr als 5% quittierten.
Unter dem Strich schloss J.P. Morgan Chase das Gesamtjahr mit einem Rekordgewinn von 48,3 Mrd. Dollar (42,2 Mrd Euro) ab, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Anstieg um fast zwei Drittel entspricht. Wie auch bei der Citigroup standen dahinter jedoch weniger die Zuwächse im operativen Geschäft als vielmehr die Auflösung von Rückstellungen für bislang ausgebliebene Kreditausfälle. Die Auflösung verbesserte das Ergebnis im Geschäftsjahr um 9,3 Mrd. Euro.
Wells Fargo im Aufwind
Auch Wells Fargo profitierte von der schwindenden Furcht vor faulen Krediten. Von den 14,1 Mrd. Dollar, die das Institut Anfang 2020 zurückgestellt hatte, um sich gegen Kreditausfälle zu wappnen, konnte sie im vergangenen Jahr etwa 4,2 Mrd. Euro auflösen. Zur Überraschung vieler Analysten gelang es dem Institut zudem, die Provisionserträge im Schlussquartal um 13% zu steigern. Trotz eines rückläufigen Zinsertrags und eines ebenfalls mauen Handelsgeschäfts im festverzinslichen Bereich stand am Ende ein Quartalsgewinn von 5,8 Mrd. Dollar (5,1 Mrd. Euro), was einem Plus von 86% entspricht.
Citigroup | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 2020 |
Nettoerträge | 71 884 | 75 501 |
Nichtzinserträge | 29 390 | 30 750 |
Nettozinserträge | 42 494 | 44 751 |
Kreditrisikovorsorge* | – 3 103 | 15 922 |
Operativer Aufwand | 48 193 | 44 374 |
Gewinn vor Steuern | 27 469 | 13 632 |
Konzerngewinn | 21 952 | 11 047 |
Gewinn pro Aktie(Dollar) | 10,14 | 4,87 |
*) negativ = AuflösungBörsen-Zeitung |
J.P. Morgan Chase | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 2020 |
Nettoerträge | 121 649 | 119 951 |
Nichtzinserträge | 69 338 | 65 388 |
Nettozinserträge | 52 311 | 54 563 |
Kreditrisikovorsorge* | –9 256 | 17 480 |
Operativer Aufwand | 71 343 | 66 656 |
Gewinn vor Steuern | 63 217 | 38 793 |
Konzerngewinn | 48 334 | 29131 |
Gewinn pro Aktie(Dollar) | 15,36 | 8,88 |
*negativ = Auflösung Börsen-Zeitung |