Restrukturierung der US-Bank

Citigroup zieht sich aus Distressed-Debt-Trading zurück

CEO Jane Fraser trimmt die Citigroup auf Effizienz. Wie jetzt bekannt wurde, zieht sich das Geldhaus aus dem Distressed-Debt-Trading zurück.

Citigroup zieht sich aus Distressed-Debt-Trading zurück

CEO Jane Fraser stutzt Citigroup zurecht

US-Geldhaus steigt aus dem Handel mit notleidendem Fremdkapital aus

Bloomberg New York

Die Citigroup wird sich aus dem Handel mit notleidendem Fremdkapital (Distressed Debt) zurückziehen. Die Entscheidung ist Bestandteil der Restrukturierung, mit der CEO Jane Fraser die Bank profitabler machen will.

Citigroup ist zurzeit eine der bedeutendsten Adressen in dem Geschäftsfeld, in dem sich weltweit nur noch wenige Anbieter tummeln. Weitere Marktteilnehmer sind die Bank of America und Goldman Sachs.

Durch den Ausstieg aus dem von Pat Kris und Joseph Beggans geführten Geschäftsbereich gehen nach Angaben von Insidern 20 Stellen verloren. Ein Sprecher der Citigroup wollte das nicht kommentieren. Zuvor hatte das New Yorker Geldhaus bereist angekündigt, sich aus dem Geschäft mit kommunalen Anleihen zurückzuziehen.  

Restrukturierung nimmt Form an

Fraser hatte im September angekündigt, die größte Restrukturierung der Citigroup seit Jahrzehnten anzuschieben, um die Bank effizienter zu machen. Dafür will sie unter anderem Managementebenen innerhalb der 240.000 Mitarbeiter zählenden Bank herausnehmen. Nachdem das Institut in den vergangenen Jahren wiederholt seine Ziele aufgegeben oder verfehlt hat, will Fraser das Vertrauen der Investoren wiedergewinnen.

Der Distressed-Debt-Handel kann volatil sein, mit einer herausragenden Performance in einem Jahr, auf das wieder schlechtere folgen können. 2021 hat das Geschäft der Citigroup überperformt, sich in den folgenden zwei Jahren aber wieder deutlich schlechter entwickelt, sagten mit der Sache vertraute Personen.

Die Citigroup hat zuletzt auch eine Reihe von Abgängen von leitenden Angestellten aus diesem Geschäft gesehen. Dazu gehörten die beiden ehemaligen Co-Leiter Olaf Auerbach, der letztes Jahr ging, und Pete Hall, der Anfang dieses Jahres ausschied.

Distressed-Debt-Investoren jagen oft nach angeschlagenen Unternehmen, deren Anleihen oder Kredite auf unter 70 Cent pro Dollar gefallen sind. Die meisten Schuldtitel erfordern eine gründliche Analyse, die sowohl die Finanzen als auch die rechtlichen Vereinbarungen umfasst, die bestimmen können, wer im Falle eines Konkursverfahrens welche Zahlungen erhält. Auf Distressed-Debt spezialisierte Händler und Analysten sind eine wichtige Informationsquelle für Buy-Side-Firmen, denen sie raten, wann ein Abschlag groß genug ist, um das Risiko eines Kaufs zu rechtfertigen. Bei einem Marktausverkauf können sogenannte Schnäppchenjäger davon profitieren, dass sie Schuldtitel zu einem günstigen Preis kaufen, solange die Kurse nicht weiter in den Keller gehen.

In der Woche vom 15. Dezember wurden in Amerika auf Dollar lautende Unternehmensanleihen und -kredite im Wert von etwa 260,4 Mrd. Dollar zu Distressed-Preisen gehandelt – ein Anstieg um 5% gegenüber der Vorwoche, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

Kurs unter Buchwert

Die Citigroup ist derzeit die einzige der großen US-Banken, deren Aktienkurs unter dem Stand von vor fünf Jahren notiert. Der Einbruch des Kurs-Buchwert-Verhältnisses der Bank auf 0,5 verdeutlicht, dass die Aktionäre die Bank nur halb so hoch wie die Wirtschaftsprüfer bewerten.

Frasers Restrukturierungspläne für die Citigroup nehmen zunehmend Gestalt an: Die jüngsten Entscheidungen zeigen ihre Bereitschaft, sich auch dann von Geschäftsbereichen zu trennen, wenn diese wettbewerbsfähig sind, um an die Renditen der großen US-Konkurrenten anzuschließen. An der Börse hat die Aktie im vergangenen Monat gut 10% zugelegt.