Von Antje Kullrich, Köln

Compeon, Vermittlungsplattform für Firmenkredite, erweitert die Angebotspalette und sucht die Kooperation mit Versicherungen. „Wir glauben, dass das Thema Bancassurance noch einmal aufleben wird“, sagt Nico Peters, Geschäftsführender Gesellschafter und Mitgründer des Fintechs, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das Thema Versicherung werde perspektivisch bei Compeon eine große Rolle spielen. „Wir sind seit etwa einem Jahr in einem Test­betrieb mit der Signal Iduna.“

Compeon will Kooperationen mit der Assekuranz intensivieren. An einer Finanzierung wie zum Beispiel einer Maschine hänge auch immer ein Versicherungsbedarf, erläutert Peters. Auch Bürgschafts- oder Kautionsabsicherungen könnten ein Thema sein. An dieser Stelle will Compeon Pakete anbieten. Zweite Stoßrichtung ist die Nutzung des Vertriebsnetzes von Versicherern. Eine Vergleichsplattform für Versicherungen will Compeon jedoch nicht werden. Die Angebote sollten immer mit den Finanzierungen verbunden sein, erläutert Peters.

Durch die Pandemie ist das seit 2013 aktive Fintech ohne größere Blessuren gekommen: „Wir haben den Wachstumskurs, den wir vorher hatten, auch 2020 fortsetzen können“, betont Peters. Das Geschäft habe sich aber gewandelt. Denn Fördermitteldarlehen seien unvermittelt zu einem wichtigen Thema geworden. „Wir waren mit einem sich sehr stark verändernden Markt konfrontiert“, sagt Peters. Bei ungefähr 30% der aktuell vermittelten Darlehen­ spielen Fördermittel eine Rolle.

Mit veröffentlichten Zahlen ist Compeon weiterhin recht sparsam. Vor sechs Wochen meldete die Plattform das Erreichen der Marke von 1,5 Mrd. Euro vermitteltem Finanzierungsvolumen seit der Gründung. Genaue Jahreszahlen gibt es von Compeon nicht. In diesem Jahr – das immerhin lässt Peters sich entlocken – ist das Unternehmen mit hohen Zuwächsen gestartet. Bis Ende Mai habe das Wachstum im Jahresvergleich bei 40% gelegen. Compeon peilt in diesem Jahr 750 Mill. Euro vermitteltes Volumen an. Wettbewerber auf dem deutschen Markt ist Fincompare, die aber deutlich kleiner sein dürfte.

Auch zur Bewertung schweigt sich Peters aus. Das Fintech hat Anfang dieses Jahres eine vergleichsweise bescheidene Series-C-Finanzierungsrunde mit 15 Mill. Euro absolviert und erstmals auch zwei Banken in den Gesellschafterkreis aufgenommen. Neben dem Venture-Capital-Haus Iris Capital beteiligten sich die NRW.Bank und die Qatar Development Bank. Insgesamt gaben Investoren bislang 35 Mill. Euro.

Strategisch expandiert Compeon mit Augenmaß. Das Fintech konzentriert sich dabei auf das angestammte Kerngeschäft: „Das Potenzial auf dem deutschen Markt ist gewaltig“, sagt Peters. Er verweist auf eine Untersuchung von Barkow Consulting und Solarisbank, wonach der Anteil digitaler Mittelstandskredite auf 7% des Marktes steigen könnte. Das würde einem Kreditvolumen von ungefähr 4 Mrd. Euro im Jahr entsprechen.

„Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren sehr stark auf das Digitalisieren und Automatisieren von kleinteiligen Krediten fokussiert“, führt Peters aus. Compeon habe intensiv daran gearbeitet, die Prozesse mit den rund 300 Bank- und Finanzdienstleistungspartnern besser zu verzahnen und zu optimieren. Das führe dazu, dass Compeon den Kunden noch schneller und daten­getrieben Angebote unterbreiten könne. Offerten bei Kreditanfragen bis etwa 200000 Euro würden heute schon in Echtzeit unterbreitet. Vor zwei Jahren dauerte das noch drei bis fünf Tage. „Wir haben einen großen­ Datenpool mittlerweile und analysieren den Kunden in 100 Datenpunkten hinsichtlich Branche, Umsatzklasse, Alter des Unternehmens, Art der Kreditanfrage usw. und matchen das gegen die Angebotsdaten unserer Bankpartner“, erläutert der Compeon-Lenker das Prinzip.

Mittlerweile kommen die Kreditanfragen auch immer öfter von Banken, die Firmenkreditanfragen an sie selbst nicht bedienen können oder wollen, aber ihren Kunden trotzdem eine Lösung bieten möchten. Etwa jedes zehnte Darlehensgesuch komme über eine Bank herein, sagt Peters. Auch hier wittert Compeon noch eine Menge Potenzial.