PERSONEN

Consob-Präsident Vegas spricht Klartext

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 9.5.2017 Das Bail-in-Gesetz für Banken sei ein "normativer Schock", welcher das Vertrauen der Sparer in die Banken noch weiter schwinden lässt. Der Präsident der Börsenaufsicht Consob, Giuseppe...

Consob-Präsident Vegas spricht Klartext

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDas Bail-in-Gesetz für Banken sei ein “normativer Schock”, welcher das Vertrauen der Sparer in die Banken noch weiter schwinden lässt. Der Präsident der Börsenaufsicht Consob, Giuseppe Vegas, nahm zu Wochenbeginn anlässlich der Präsentation des Consob-Jahresberichts kein Blatt vor den Mund. Das Mandat des 66-jährigen Consob-Präsidenten, ein ehemaliger Mitarbeiter von Finanzminister Giulio Tremonti (Regierung Silvio Berlusconi) und ein früherer Mailänder Finanzjournalist, läuft zu Jahresende aus und kann nicht erneuert werden. Änderung beim Bail-inWohl auch deshalb ergriff der gestandene Jurist, der während seiner siebenjährigen Amtszeit des Öfteren im Kreuzfeuer der Kritik gestanden hatte, die Gelegenheit und nannte die Dinge beim Namen. Er forderte eine Änderung des Bail-in-Gesetzes im Bankensektor. So sollten die Bondinhaber ähnlich behandelt werden wie die Kleinsparer. Auch forderte er die Regierung auf, die Reformen fortzusetzen. Die Reformpolitik habe Priorität, da etwa das Wettbewerbsgefälle zwischen Italien und den anderen EU-Mitgliedern noch nicht verringert werden konnte. Auch könnten die Italiener nicht erwarten, dass EZB-Chef Mario Draghi ihnen ewig weiterhelfe. Die expansive Geldpolitik werde höchstens noch ein paar Monate fortgesetzt werden, dann werde es zu einer Trendwende kommen.Vegas erklärte die schwache Performance der Borsa Italiana damit, dass die Italiener verunsichert seien und dass sie Angst vor der Zukunft hätten. Dies spiegle sich auch in der schlechten Entwicklung des Aktiensparens wider. So habe sich das Depotsparen in den letzten zehn Jahren anteilsmäßig am Sparvolumen von 38,1 auf 46,8 % erhöht. Gleichzeitig seien die Anlagen in Aktien anteilsmäßig von 10,5 auf 5,3 % halbiert worden und Staatsanleihen hätten nicht mehr 13,4 %, sondern nur mehr 10,8 % Anteil am Sparaufkommen des Landes. Streit um AnleiheprospekteVor wenigen Monaten hatte Industrieminister Carlo Calenda dem Consob-Chef Vegas schwere Fehler vorgeworfen. Die Consob solle Banken signalisiert haben, dass sie gewisse Angaben zu Risiken in Anleiheprospekten weglassen könnten, hatte Calenda behauptet.Auch wenn Vegas diese Vorwürfe als haltlos zurückwies, ist es offensichtlich, dass Investoren nicht immer beim Kauf von Finanzprodukten angemessen informiert wurden. Tausende Anleger hatten in den letzten Jahren mit Bondgeschäften Geld verloren, nachdem mehrere Geldinstitute an den Rand der Pleite geraten waren.