Immobilienpreise

Corona beflügelt Wunsch nach Eigenheim

Die Preise für Wohnungen und Häuser rund um große Städte dürften hierzulande noch kräftiger ansteigen als vor der Coronakrise erwartet. Das signalisiert eine Befragung von Immobilienvermittlern der Landesbausparkassen (LBS) und Sparkassen .

Corona beflügelt Wunsch nach Eigenheim

tl Frankfurt

Die Preise für Wohnungen und Häuser dürften in Deutschland noch kräftiger ansteigen als noch vor der Coronakrise erwartet. Das gilt besonders für das Umland großer Städte. Dies sind zentrale Ergebnisse der Befragung von rund 560 Immobilienvermittlern der Landesbausparkassen (LBS) und Sparkassen für die diesjährige LBS-Analyse „Markt für Wohnimmobilien“. Im Durchschnitt werden Preissteigerungen zwischen 4,4% für neue Reihenhäuser, 4,6% für Eigentumswohnungen und 6,4% für Bauland erwartet, teilte die LBS am Freitag mit. Gebrauchte Einfamilienhäuser könnten sich im Bundesdurchschnitt um 5,3% verteuern.

Große Spannweite

Allerdings ist die Spannweite der Preiserwartungen teilweise groß: So könnte sich Bauland in Brandenburg nordöstlich und südwestlich von Berlin um mehr als 10% verteuern, während das Plus im Osten Thüringens, im Westen Mecklenburg-Vorpommerns und im Regierungsbezirk Kassel in Hessen nur mit 2 bis 3% ge­schätzt wird.

Seit der vorjährigen Frühjahrsumfrage, die vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland stattfand, haben die LBS-Immobilienmarktexperten fast alle Preisprognosen noch einmal angehoben. Sie erwarten, dass sich das Angebot in allen Marktsegmenten weiter verknappt, während die Nachfrage abermals zunimmt. „Diese Entwicklung zeigt vor allem, wie wichtig den Menschen in Deutschland ein gesichertes Zuhause gerade in Krisenzeiten ist, wie wir sie nun seit fast anderthalb Jahren durch die Pandemie erleben“, sagt LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann.

Den größten Engpass im Angebot erwarten die Immobilienvermittler weiterhin beim Bauland. „Ob das Baulandmobilisierungsgesetz zur Entspannung der Situation beitragen kann, werden wir erst im Laufe der kommenden Jahre erleben. Noch dominiert bei unseren Experten der Pessimismus“, erläutert Guthmann.

Im Rahmen der Wohnimmobilien-Analyse wurde auch gefragt, was bei der Immobiliensuche besonders wichtig ist. An der Spitze liegt für 78% der Immobilienvermittler der schnelle Internetanschluss, gefolgt vom Wunsch nach einem Garten oder einem Balkon (72%) und nach mehr Zimmern oder zumindest der Möglichkeit, einen Homeoffice-Platz einzurichten (58%, siehe Grafik). Die Verkehrsanbindung ist nicht wichtiger geworden. „Die Menschen haben in der Lockdown-Zeit die Erfahrung gemacht, dass sich vieles inzwischen online erledigen lässt, wozu sie vor noch nicht allzu langer Zeit ein Auto bewegen oder in den Bus steigen mussten“, so Guthmann.

Vororte sind gefragt

Vor diesem Hintergrund gehen 44% der Befragten davon aus, dass die Nachfrage in den Vororten steigen wird. 38% erwarten dies auch für den ländlichen Raum im Umkreis von bis zu 1,5 Stunden Fahrzeit um die nächstgelegene Kernstadt. Hingegen dürften die abgelegeneren ländlichen Regionen kaum vom Wunsch nach mehr Platz und einer grüneren Umgebung profitieren. Für Guthmann zeigt der Trend zum Wohnen in den Außenbezirken und auf dem Land „einmal mehr, dass die Menschen Mittel und Wege finden, ihren Traum von den eigenen vier Wänden trotz der misslichen urbanen Preisentwicklung in die Tat um­zusetzen. Sie verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen und schauen sich nun im Umland nach einem erschwinglichen Haus mit Garten um.“

Die veränderte Nachfrage schlägt sich in den Preisen nieder. Die LBS-Immobilienexperten rechnen in ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen generell mit noch etwas kräftigeren Preissteigerungen für Bauland und gebrauchte Eigenheime als in den kreisfreien Großstädten.

Metropole deutlich teurer

Allerdings sind die Preise in den großen deutschen Städten deutlich höher als in den meisten Kleinstädten und den ländlicheren Regionen. So kostete laut dem parallel zu den Erwartungen erhobenen LBS-Immobilienpreisspiegel für mehr als 1000 Städte und Gemeinden ein älteres Einfamilienhaus in Berlin zuletzt oft um die 615000 Euro, im rund 75 Kilometer westlich gelegenen Brandenburg an der Havel dagegen nur 210000 Euro.

Anders liegen die Verhältnisse im Rhein-Main-Gebiet. Für Frankfurt werden laut Immobilienpreisspiegel 900000 Euro aufgerufen und für Wiesbaden 1,2 Mill. Euro, ebenso viel wie für Bad Homburg vor der Höhe und nur wenig mehr als für das 17000-Einwohner-Städtchen Eltville am Rhein (1 Mill. Euro).