Italien

Crédit Agricole sorgt für Pauken­schlag

Crédit Agricole gibt überraschend bekannt, bei der drittgrößten italienischen Bank Banco BPM eingestiegen zu sein. Damit solle die bestehende Partnerschaft vertieft werden. Der BPM-Kurs legt kräftig zu.

Crédit Agricole sorgt für Pauken­schlag

bl Mailand

Paukenschlag in Italiens Bankenlandschaft: Die französische Großbank Crédit Agricole hat völlig überraschend bekannt gegeben, einen Anteil von 9,18 % an der drittgrößten italienischen Bank Banco BPM erworben zu haben. Die Anteile seien am Markt und über eine internationale Bank erworben worden. Eine weitere Aufstockung ist vorerst offenbar nicht geplant. Die Franzosen teilten mit, bei den Aufsichtsbehörden nicht um eine Genehmigung nachgesucht zu haben, auf mehr als 10 % zu gehen.

Der Aktienkurs des von Giuseppe Castagna geführten BPM legte am Freitag um 10,1 % auf 3,01 Euro zu. BPM ist nun mit 4,2 Mrd. Euro bewertet. Die Franzosen dürften für ihren Anteil schätzungsweise 300 Mill. bis 350 Mill. Euro bezahlt haben. In Italien wird erwartet, dass der Einstieg der Beginn der lange erwarteten Bildung eines dritten großen Bankenpols darstellt. Stefano Caselli, Bankenprofessor der Mailänder Universität Bocconi, ist überzeugt, dass der Anteilserwerb des Crédit Agricole bei BPM „nur der Anfang ist. Sie werden weiter aufstocken.“ Das sei ein „geschickter Schachzug“ der Franzosen und werde „die Konsolidierung in Italien beschleunigen. Und es ist eine gute Vorlage für Monte dei Paschi. Wenn Unicredit in Italien wachsen will, bleibt jetzt nur noch Monte dei Paschi“, meint er.

Im Februar stand Unicredit kurz vor einer Übernahme des BPM. Nachdem jedoch Indiskretionen den Kurs des BPM stark nach oben getrieben hatten, verzichtete CEO Andrea Orcel auf die Transaktion. BPM ist mit einer Bilanzsumme von 200,5 Mrd. Euro die Nummer 3 im Bel Paese, Crédit Agricole mit 103 Mrd. Euro (Ende Juni 2021) und 1 300 Filialen die Nummer 6. Die Franzosen hatten erst vor wenigen Monaten den Credito Valtellinese (Creval) erworben. Im Lauf der letzten Jahre hatten sie eine Reihe von Banken und Sparkassen wie Cariparma, Friuladria, Caricesena, Banca Carim und Carismi in Nord- und Mittelitalien übernommen. Mit einer Übernahme des BPM, die 2017 aus der Fusion der Volksbank von Mailand und der Volksbank von Verona entstand, würde Crédit Agricole seine Position in den wirtschaftsstarken Regionen Lombardei und Venetien deutlich verbessern.

Partnerschaft vertiefen

Der Crédit Agricole bekundet in einer Mitteilung die Wertschätzung für BPM und bezeichnet den Einstieg als Möglichkeit, die „langfristige strategische Partnerschaft zu vertiefen“. Die beiden Institute haben ein Joint Venture im Bereich Verbraucherkredite namens Agos, an dem die Franzosen 61 % der Anteile halten, BPM hält 39 %.

BPM erklärte, im Vorfeld nicht über den Einstieg informiert worden zu sein. Die Reaktion fällt aber nicht negativ aus: Man betrachte den Einstieg als Anerkennung des Werts und der Potenziale der Bank.

BPM hatte für 2021 deutlich bessere Ergebnisse vorgelegt als erwartet. Die Erträge waren auf 4,5 Mrd. Euro gestiegen, der Nettogewinn auf 569 (i.V.: 21) Mill. Euro. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 19 Cent. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 50 %, die bis 2024 auf 70 % steigen soll. Die Aufwandsquote liegt bei 55,8 %, die Kernkapitalquote (CET 1) bei 13,4 %. Größte Aktionäre der Bank, die 22 000 Beschäftigte und 1 800 Filialen hat, sind nach dem Crédit Agricole den Angaben zufolge Capital Research and Management mit 4,99%, der Fonds Davide Leone & Partners (4,7%) und seit kurzem Adar Macro Fund (4,95 %).