Französische Banken

Crédit Agricole überzeugt nicht

Die börsennotierte Einheit der Bankengruppe verdient im dritten Quartal weniger. Nun wollen die Regionalkassen für bis zu 1 Mrd. Euro Aktien von ihr kaufen und ihren Anteil von 57 % auf bis zu 65 % erhöhen.

Crédit Agricole überzeugt nicht

wü Paris

Crédit Agricole SA (CASA) hat trotz eines Gewinnrückgangs die Erwartungen zumindest teilweise übertroffen, aber bei Analysten dennoch für gemischte Gefühle gesorgt. Die operativen Leistungen seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, urteilen etwa die Experten der Royal Bank of Canada. Gleichzeitig sei die Kernkapitalquote gesunken, was weniger Spielraum für die Ausschüttung von zusätzlichem Kapital lasse, obwohl CASA erneut ihre Intention wiederholt habe, 20 Cent je Aktie als Ausgleichsdividende für 2019 zahlen zu wollen.

Aktie gerät unter Druck

Deshalb geriet das Papier der zweitgrößten börsennotierten Bank Frankreichs am Donnerstag an der Börse von Paris trotz der Ankündigung der Regionalkassen der Bankengruppe Crédit Agricole, ihren Anteil an CASA aufstocken zu wollen, unter Druck. Das CASA-Papier gab 2,5% auf 9,46 Euro nach, während der CAC 40 um 2% zulegte und die Aktien der beiden Konkurrenten BNP Paribas und Société Générale ebenfalls Zugewinne verbuchten. Die Regionalkassen von Crédit Agricole halten derzeit 57% des CASA-Kapitals und wollen nun bis Ende des ersten Halbjahres 2023 bis zu 1 Mrd. Euro auf den Tisch legen, um zusätzliche Aktien der börsennotierten Einheit zu kaufen. Sie wollten ihre Beteiligung jedoch nicht auf mehr als 65% des Kapitals erhöhen, teilten sie mit.

Die Ergebnisse von CASA hatten im Vorjahreszeitraum historische Höchststände erreicht. Dennoch konnte die Bank mit dem grünen Logo ihre Einnahmen im dritten Quartal um 0,6% auf 5,56 Mrd. Euro steigern. Allerdings legten Kosten und Risikovorsorge stärker zu. Die Verwaltungskosten erhöhten sich um 4,6% auf 3,4 Mrd. Euro, und die Risikovorsorge fiel mit 360 Mill. Euro sogar 35,5% höher aus als im dritten Quartal 2021.

CASA glaubt, genügend zur Seite gelegt zu haben, um den wirtschaftlichen Unsicherheiten zu trotzen. „Wir befinden uns ganz oben auf dem Eisberg, was die Einzahlungsquote be­trifft“, sagte CASA-Chef Philippe Brassac. Da die Gruppe in den vorigen Jahrzehnten vorsichtig gehandelt habe, sei sie jetzt in einer relativ komfortablen Position angesichts des schwierigen Umfeldes der nächsten zwei, drei Jahre. Dadurch könne sie sich auf die langfristigen Investitionen konzentrieren.

So will CASA die Ziele des Strategieplans bis 2025 weiterverfolgen. In den ersten neun Monaten ist es ihr gelungen, die dort vorgesehene Eigenkapitalrendite von mehr als 12% zu erreichen. 2025 auf ein Nettoergebnis von mehr als 6 Mrd. Euro zu kommen, scheint jedoch momentan schwieriger zu erreichen. Denn im dritten Quartal verringerte sich das Nettoergebnis um 3,6% auf 1,35 Mrd. Euro, während Analysten laut Bloomberg im Schnitt mit 1,24 Mrd. Euro gerechnet hatten.

CASA leide unter einem im Vergleich zu den Konkurrenten im aktuellen Umfeld ungünstigeren Einnahmenmix, vor allem da die Bank beim Autoleasing weniger exponiert sei, meinen die Analysten von Jefferies. Das soll sich jedoch ändern, wenn das mit Stellantis geschlossene Abkommen für ein gemeinsames Leasingunternehmen nächstes Jahr in Kraft tritt. Die von der Bank und dem Automobilkonzern zusammen geplante Firma soll bis 2026 mit einer Flotte von mehr als 1 Million Fahrzeugen zu den größten der Branche in Europa gehören.

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