Crédit Mutuels Rebellen lenken ein
wü Paris
Nach einem jahrelangen Streit innerhalb der genossenschaftlichen Bankengruppe Crédit Mutuel scheint eine Versöhnung nicht mehr ausgeschlossen. Denn Crédit Mutuel Arkéa, in dem die Regionalverbände aus der Bretagne und dem Südwesten Frankreichs zusammengefasst sind, hat in einem Brief an Nicolas Théry, den Vorsitzenden des Nationalverbandes der Bankengruppe, Gesprächsbereitschaft signalisiert. Darin erklärt sich der rebellische Verband bereit, auf sein Unabhängigkeitsstreben und eine bisher anvisierte Abspaltung zu verzichten, wenn der Nationalverband Confédération nationale du Crédit Mutuel (CNCM) mit ihm über seine Autonomie verhandelt.
Der von Arkéa-Chef Julien Carmona präsentierte Plan plädiert für geordnete Gespräche, um eine Abspaltung zu verhindern, ein Szenario, für das der Verwaltungsrat von Arkéa seit 2018 eigentlich mandatiert war. Im Gegenzug für den Verzicht auf die Abspaltung vom Nationalverband pocht Arkéa jedoch auf seine strategische Autonomie. Deshalb schlägt der rebellische Verband vor, ein strategisches Vetorecht einzuführen, die freie Konkurrenz zwischen den verschiedenen Regionalverbänden des Crédit Mutuel mit Ausnahme des Privatkundengeschäfts anzuerkennen und ein dezentralisiertes Modell zu verfolgen.
Die Töchter von Arkéa und die von Crédit Mutuel konkurrieren bereits miteinander in Bereichen des operativen Geschäfts. So tritt Arkéas Versicherungstochter Suravenir gegen Crédit Mutuel Assurances an, die Online-Bank Fortuneo gegen Monabanq und Arkéa Banque Entreprises et Institutionnels (ABEI) gegen Crédit Industriel et Commercial (CIC). Wenn man diese Situation nicht anerkenne, bedeute das, dass man zu einer Bankengruppe gehöre, sagte Arkéa-Chef Carmona der Wirtschaftszeitung „Les Echos“. In dem Fall seien eine gemeinsame Strategie und ein einziges Entscheidungszentrum notwendig.
Es gehe vor allem darum zu erklären, dass der Nationalverband im Gegensatz zu den Zentralorganen anderer Bankengruppen wie BPCE (Banque Populaire – Caisses d’Epargne) und Crédit Agricole nicht die Strategie und die Geschäftspolitik von Crédit Mutuel lenke, erklärt Carmona. Das bedeutet für ihn jedoch nicht, dass es keine gemeinsamen strategischen Projekte geben kann. So kann er sich vorstellen, dass eine gemeinsame Klimastrategie verfolgt wird. Das strategische Vetorecht soll beispielsweise für wichtige Projekte wie den Zusammenschluss von zwei Regionalverbänden des Crédit Mutuel gelten. Bleibt die Frage, wie der Nationalverband auf die Vorschläge Arkéas reagiert. Zumal der Verwaltungsrat von Arkéa seine Vorschläge für eine Versöhnung abgelehnt hatte. Arkéa wirft dem Nationalverband vor, die Regionalverbände aus Ostfrankreich, die sich in der Crédit Mutuel Alliance zusammengetan haben, zu bevorzugen.
Wertberichtigt Seite 6