Crelinos ergänzen ein Portfolio sinnvoll

Leicht verständliche und klare Struktur - Bonität bringt Prozente

Crelinos ergänzen ein Portfolio sinnvoll

Wer in diesen Tagen mit vermeintlich sicheren Geldanlagen Gewinne erzielen will, wird wohl ungläubig den Kopf schütteln. Von Gewinnchance kann schon keine Rede mehr sein. Zehnjährige Bundesanleihen bieten aktuell gerade einmal 0,985 % pro Jahr. Auch bei derlei Wertpapieren unter acht Jahren steht eine Null vor dem Komma. Wer glaubt, Unternehmensanleihen bester Bonität würden deutlich mehr bieten, irrt. Anleihen von General Electric mit einem Rating von “AA+” bieten laut Stuttgarter Börse aktuell 0,68 % auf fünf Jahre. Nach Steuern und Inflation bleibt real gar ein Verlust. Die Qual der WahlDer Blick auf die Terminkurve des 3-Monats-Euribor signalisiert, dass Marktteilnehmer scheinbar erst im Herbst 2019 mit einer Rendite von mehr als 1 % rechnen (siehe Chart). Eine positive Rendite ohne Risiko ist also in absehbarer Zeit kaum möglich. Mehr denn je haben Anleger also die Qual der Wahl, wo sie ihr Geld investieren sollen. Interessant sind deshalb Anlageideen, die nicht direkt von den Schwankungen der Kapitalmärkte beeinflusst werden und dennoch attraktive Renditen bieten. Dazu zählen beispielsweise Bonitätsanleihen oder sogenannte Credit-Linked Notes (kurz: Crelinos).Das Marktvolumen dieser Wertpapiere lag laut Statistik des Deutschen Derivate Verbands im Juni 2014 bei rund 4,2 Mrd. Euro. Basiswert sind meist deutsche und europäische Unternehmen. Häufig zeigen Crelinos eine höhere Rendite als die vergleichbare Unternehmensanleihe. Neu emittierte Unternehmensanleihen sind zudem teilweise überzeichnet oder oftmals nur zu Mindeststückelungen zu 50 000 Euro erhältlich und daher für viele Privatkunden schwer verfügbar. Crelinos punkten dadurch, dass sie sich an den Investorenbedürfnissen ausrichten, wohingegen sich Unternehmensanleihen am Finanzierungsbedarf des Unternehmens orientieren.Crelinos haben eine leicht verständliche und klare Struktur: Basisobjekt ist meist ein Unternehmen – nicht die Aktie! Bei Emission des Wertpapiers wird ein Zinssatz fixiert. Dieser wird während der Lauf-zeit zu den vereinbarten Zinszahlungstagen ausbezahlt. Am Rückzahlungstermin erhalten die Inhaber der Papiere den Nennbetrag wieder zurück. Dies gilt allerdings nur, wenn kein sogenanntes Kreditereignis eintritt. Anleger tragen mit dem Kauf der Crelino neben dem Emittentenrisiko zugleich das Ausfallrisiko des Referenzschuldners. Sie müssen folglich davon überzeugt sein, dass weder der Referenzschuldner noch der Emittent während der Laufzeit der Bonitätsanleihe ausfällt.Die für einen Ausfall maßgeblichen Kreditereignisse sind in den Anleihebedingungen und im Produktinformationsblatt klar definiert. Diese sind bei europäischen Referenzunternehmen die Insolvenz (Bankruptcy), die Nichtzahlung einer Verbindlichkeit (Failure to Pay) sowie die Restrukturierung von Verbindlichkeiten des Referenzschuldners (Restructuring). Das Risikoprofil aus der Kreditkomponente einer Crelino ist mit dem einer Unternehmensanleihe vergleichbar, weil Failure to Pay und Restructuring sich auf Verbindlichkeiten des Referenzschuldners beziehen. Also auf Ereignisse, die auf der Ebene der Unternehmensanleihe stattfinden.Die Emittenten von Crelinos orientieren sich bei der Feststellung eines Kreditereignisses üblicherweise an der inhaltsgleichen Entscheidung des unabhängigen ISDA Determination Committee. Sowohl die Feststellung des Kreditereignisses als auch die Bestimmung der Recovery folgen damit einem neutralen Verfahren, das im Internet unter www.isda.org verfolgt werden kann.Im Falle eines Kreditereignisses des bezugnehmenden Unternehmens, wird das Wertpapier vorzeitig fällig. Weitere Zinszahlungen bleiben somit aus. Der Rückzahlungsbetrag orientiert sich an der von der ISDA ermittelten Rückzahlungsquote. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Rückzahlungsbetrag deutlich unter dem Nennbetrag liegt. Bis diese allerdings bestimmt wird, können einige Wochen vergehen. Bei Insolvenz der Emittenten droht ebenfalls ein Verlust bis hin zum Totalverlust. Relativ neue VariantenCrelinos können durch die Verknüpfung zweier Risiken – des Emittenten- und des Referenzschuldnerrisikos – attraktivere Zinszahlungen generieren als reine Zinsprodukte. Gleichzeitig reagieren Bonitätsanleihen auf Marktschwankungen weit weniger volatil als Aktienprodukte. Aus Risiko-/Ertragsgesichtspunkten können Crelinos eine sinnvolle Portfolioergänzung sein. Deutsche Anleger greifen gerade in etwas unsicheren Zeiten zu Basiswerten, die sie am besten einschätzen können. Deshalb werden einfache und klare Strukturen auf deutsche Adressen guter Bonität auch 2014 gefragt sein.Relativ neue Varianten der Crelino-Anleihen sind die Crelino-Stufenzins-Anleihen und die Crelino-Basket-Digital-Anleihen. Bei Crelino-Stufenzins-Anleihen steigt der Zinssatz über die Laufzeit von Jahr zu Jahr. Bei Crelino-Basket-Digital-Anleihen bezieht sich das Wertpapier nicht nur auf ein, sondern auf mehrere Unternehmen. Oftmals sind es rund zehn Firmen. Sollte bei einem der Unternehmen ein Kreditereignis eintreten, reduziert sich der Zinssatz beispielsweise von 2,5 auf 2,4 %. Das heißt: Es kommt nicht gleich zum Totalausfall der Zinszahlung und Anleger haben weiter die Chance auf die Rückzahlung des Nennbetrags. Beim Ausfall eines weiteren Unternehmens würde der Zinssatz dann entsprechend weiter sinken.—Von Dominik Auricht Experte für Anlage-und Hebelprodukte HypoVereinsbank onemarkets