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Cum-ex-Prozess befeuert Eigentümerfrage bei der Warburg Bank

Der Cum-ex-Prozess gegen Ex-Warburg-Bankchef und Mitgesellschafter Christian Olearius könnte auch dessen Rolle im Eigentümerkreis in Frage stellen. Die Finanzaufsicht prüft seine Eignung in einem Inhaberkontrollverfahren. Der Einstieg eines externen Investors steht damit im Raum.

Cum-ex-Prozess befeuert Eigentümerfrage bei der Warburg Bank

Cum-ex-Prozess befeuert Eigentümerfrage bei Warburg

Rolle von Ex-Bankchef Olearius als Mitgesellschafter kommt auf den Prüfstand

ste/cru Hamburg/Frankfurt

Der Cum-ex-Skandal könnte auch den Eigentümerkreis der Warburg Bank ins Wanken bringen. Vom 18. September an muss sich Ex-Warburg-Bankchef und Mitgesellschafter Christian Olearius im Strafprozess vor dem Landgericht Bonn verantworten. Olearius und Max Warburg gehören zusammen rund 80% der Anteile an der Bank. Geklärt werden soll an 28 Verhandlungstagen der Vorwurf der schweren Steuerhinterziehung in 14 Fällen. Bei Cum-ex ließen sich Investoren vom Finanzamt Kapitalertragsteuern auf Dividenden zurückerstatten, die niemals bezahlt worden waren.

Rolle der BaFin

Das Verfahren bringt auch die Frage nach dem Einstieg eines neuen externen Investors auf die Tagesordnung. Denn die Finanzaufsicht BaFin hat in einem Inhaberkontrollverfahren über die Eignung von Olearius als Miteigentümer der Bank zu entscheiden und könnte ihm die Eignung absprechen. „Ein solcher Prozess birgt gerade bei einer Bank leider immer auch das Restrisiko, dass die Finanzaufsicht BaFin die Organisations- und Eigentümerstrukturen in Frage stellen könnte“, sagte Anwalt Henning Schneider, Partner der Kanzlei Latham & Watkins, der Börsen-Zeitung. "In vergleichbaren Situationen war man daher gut beraten, wenn man schon frühzeitig darüber nachgedacht hat, welche Optionen bestehen, um eine gute Lösung für alle Beteiligten zu finden und den Bestand des Unternehmens am Standort dauerhaft zu sichern", sagt Schneider.

Private Equity winkt bei Warburg Bank ab

Dem Hamburger Anwalt ist an einer Fortsetzung einer "hamburgischen Lösung", also an einem eigenständigen Fortbestand der Warburg Bank in Hamburg gelegen. „Diese wunderbare Bank, mit langer Tradition und internationaler Reputation, muss mit allen Kräften für Hamburg und Deutschland erhalten bleiben.“ Als vor einigen Jahren die Reederei Hapag-Lloyd in die Hände eines neuen Eigentümers aus Singapur zu geraten drohte, hatte Schneider dazu beigetragen, ein Konsortium deutscher Investoren zusammenzubringen. Eine der Hauptfiguren war, neben der Stadt Hamburg, der Unternehmer Klaus-Michael Kühne. Zu der Holding des in der Schweiz lebenden, 86 Jahre alten Milliardärs gehört seither außer der Kühne Nagel-Gruppe und einem Paket von Lufthansa-Aktien auch eine Beteiligung an Hapag-Lloyd. Das Problem: Kühne bevorzugt Logistik-Investments, weil er sich da auskennt.

Auch für die Warburg Bank in Frage kommende Finanzinvestoren – etwa das Private-Equity-Haus Apollo, dem bereits die OLB gehört – winken eher ab. Hauck & Aufhäuser, Bankentochter des chinesischen Fosun-Konzerns, hatte 2020 das Bankhaus Lampe übernommen. Doch der Wert der Warburg Bank ist in dieser Situation mit dem Strafprozess schwierig einzuschätzen. Liegt er bei 200 Mill. Euro – oder doch eher bei 400 Mill. Euro? Das hängt unter anderem davon ab, wie stark die Schar der vermögenden Privatkunden während des Prozesses gegen Olearius schrumpfen wird.

Bleibt die Warburg Bank im Familienbesitz?

Der Cum-ex-Prozess gegen die inzwischen insolvente Maple Bank endete im Herbst 2022 mit langjährigen Haftstrafen für Ex-Deutschlandchef Wolfgang Schuck und weitere Banker. Der Manager der Wertpapierleihe der Bank hat sich gerade vor Gericht entschuldigt. Er habe sich auf die Steuergutachten verlassen. Deren Verfasser war der ebenfalls angeklagte Ulf Johannemann, der als Partner bei Freshfields die Steuerabteilung leitete.

Im neu formierten Warburg-Vorstand ist man indes überzeugt, dass die Bank, die wegen Cum-ex seit Jahren im Visier der BaFin steht, eine Hamburger Privatbank in Familienbesitz bleibt. "Da bin ich zuversichtlich", sagt Marktvorstand Stephan Schrameier, der die Bank seit 2022 gemeinsam mit Markus Bolder führt, im Interview der Börsen-Zeitung. Gerade die 225-jährige Geschichte zeige, dass es gelungen sei, sich stets neu zu erfinden. Das gehöre "zur DNA".

Zu Spekulationen über ein Hamburger Konsortium, über eine Beteiligung vermögender Familien oder über eine Fusion will man sich nicht äußern. "An Gesprächen über die künftige Gesellschafterstruktur der Bank und über mögliche Veränderungen ist der Vorstand nicht beteiligt." Olearius, bis 2014 langjähriger Sprecher der Partner und bis Ende 2019 Aufsichtsratschef, sowie die Familie von Max Warburg, bis 2014 Partner und bis Ende 2019 Aufsichtsratsmitglied, halten je 40% der Anteile.

Warburg Bank ist "vollständig handlungsfähig"

Berichten zufolge will sich Olearius, dessen Anteile auf Verlangen der Aufsicht durch einen Treuhänder verwaltet werden, von seiner Beteiligung nicht trennen. Ob das Verfahren gegen den 81-Jährigen Folgen für die Beteiligung hat, ist unklar. Fakt ist, dass ein Inhaberkontrollverfahren noch nicht abgeschlossen ist, wovon auch die Genehmigung für die Verschmelzung der Dachgesellschaft Warburg-Gruppe auf die Bank durch die BaFin abhängt.

Warburg-Bank-Vorstand Schrameier unterstreicht derweil, die Bank sei "vollständig handlungsfähig". Zugleich gebe es Gegenwind, dem man sich nicht verwehren könne. "Dass die Bank in der Berichterstattung über die politische und juristische Aufarbeitung der Cum-ex-Thematik immer wieder genannt wird, obwohl Steuernachforderungen beglichen und personelle Konsequenzen in der Besetzung der Bankorgane gezogen wurden, schadet der Reputation."

Wir müssen keinen Warburg-Discount anbieten, um neue Kunden zu gewinnen.

Stephan Schrameier, Warburg Bank

Kein Discount für Neukunden

Schrameier räumt ein, dass die Bank gerne mehr Neukunden gewinnen würde. "Aber wir geben wegen der Cum-ex-Thematik nicht bei den Konditionen nach", fügt er hinzu. "Wir müssen keinen Warburg-Discount anbieten, um neue Kunden zu gewinnen." Mit Blick auf die zahlreichen Wechsel in der Bankführung betont Schrameier, der amtierende Vorstand sei "bestrebt, für Kontinuität zu sorgen".

Zum Interview mit Warburg-Vorstand Stephan Schrameier

Interview Seite 5

Das Verfahren bringt auch die Frage nach dem Einstieg eines neuen externen Investors auf die Tagesordnung.