Im Gespräch:Peter Großkopf, CTO und COO bei Allunity

„Das funktioniert, weil im Stablecoin ein echter Wert gebunden ist“

Im Frühjahr will die DWS-Tochter Allunity soweit sein, den operativen Betrieb aufzunehmen, so CTO und COO Peter Großkopf im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Für den Anfang werde man über Ethereum gehen, danach wahrscheinlich die Solana-Blockchain unterstützen.

„Das funktioniert, weil im Stablecoin ein echter Wert gebunden ist“

IM GESPRÄCH: PETER GROSSKOPF

„Im Stablecoin ist ein echter Wert gebunden“

Der CTO und COO der DWS-Tochter Allunity ist davon überzeugt, dass Euro-Stablecoins das Zeug haben, bei der großen Masse anzukommen

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Als die Deutsche-Bank-Tochter DWS Ende 2023 ankündigte, zusammen mit Galaxy Digital und Flow Traders ein Digital-Asset-Joint-Venture zu gründen, ging ein Raunen durch die deutsche Finanzszene. Endlich steigt ein großer Name in den Zukunftsmarkt ein. Auf den Namen Allunity getauft, zielt das Start-up auf eine E-Money-Lizenz, über die ein Euro-Stablecoin ausgegeben werden kann. Stablecoins fungieren bislang vor allem als Dollar-Äquivalent in Blockchain-Ökosystemen und sind der Treibstoff für den Handel von Krypto-Assets, bleibt mit einem Stablecoin doch alles onchain. Mit der EU-weiten Regulierung zu Euro-Stablecoins entsteht nun ein Umfeld, das interessant ist für institutionelles Geschäft.

Stefan Hoops und die Techies

Dabei hatte DWS-Chef Stefan Hoops schon seit geraumer Zeit Techies um sich herum geschart, was wohl auch Inspiration war, um Allunity auf den Weg zu bringen. Mit Alexander Höptner wurde Ende 2023 ein bekannter und Blockchain-erfahrener Finanzmanager (Börse Stuttgart, Bitmex) als CEO für Allunity verpflichtet, das C-Level wurde im Oktober mit den Neuzugängen Rupertus Rothenhaeuser (CCO) und Peter Großkopf (CTO und COO) erweitert.

Meine Aufgabe als CTO ist es, die Tech-Plattform zur Marktreife zu bringen sowie als COO die Organisation mit allen Prozessen aufzubauen, damit aus dem Projekt in Zusammenarbeit des Teams eine Firma wird.

Der ist ein richtiger Techie, gründete schon das ein oder andere Fintech und hatte wie Höptner auch schon bei der Börse Stuttgart Station gemacht. „Bei Allunity bin ich zu einem guten Zeitpunkt eingestiegen und habe für mich hier den Ort gefunden, um innovativ-produktiv zu sein. Meine Aufgabe als CTO ist es, die Tech-Plattform zur Marktreife zu bringen sowie als COO die Organisation mit allen Prozessen aufzubauen, damit aus dem Projekt in Zusammenarbeit des Teams eine Firma wird“, sagt Großkopf im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Für den schnellen Aufbau von Infrastruktur und Lizensierungsverfahren hatte Allunity zunächst auf externe Partner wie Noumena Digital und Finplanet gesetzt, auch Joint-Venture-Partner Galaxy Digital bringt mit GK8 Tech-Infrastruktur (für die Verwahrung) ein.

Partner wollen was bewegen

„Zu Anfang werden wir über die Ethereum-Blockchain gehen und dann wahrscheinlich als nächstes Solana unterstützen.“ Die Solana-Blockchain kennt Großkopf gut. Diese sollte als leistungsfähige Layer-1-Chain das Grundgerüst darstellen für die ursprünglich geplante Blockchain-Bank „Iron Bank“, die er mit seinen Kollegen von Unstoppable Finance aufbaute. Dann änderten sich die Rahmenbedingungen und Großkopf stieg beim wohl spannendsten Stablecoin-Projekt ein. Denn mit der DWS, dem Market Maker Flowtraders und Branchengröße Galaxy Digital haben drei Partner zusammengefunden, die etwas im Markt bewegen wollen.

Stablecoins sind vielfältig, können im Trading eingesetzt werden, funktionieren großartig im Cross-Border-Zahlungsverkehr und werden zudem schon als Reserve vor allem als Dollar-Äquivalent gehalten.

„Stablecoins haben als Produkt das Zeug, bei der großen Masse anzukommen. Sie sind vielfältig, können im Trading eingesetzt werden, funktionieren großartig im Cross-Border-Zahlungsverkehr und werden zudem im privaten Sektor schon als Reserve vor allem als Dollar-Äquivalent gehalten. Das funktioniert, weil im Stablecoin ein echter Wert gebunden ist.“

Auf gutem Weg mit der BaFin

Allunity hat sich das Ziel gesetzt, dass es bis zum Sommer mit dem Stablecoin-Trading losgeht. Bei der BaFin läuft das Antragsverfahren für eine Zulassung als E-Money-Institut, das dann als Emittent für den Stablecoin fungiert. „Wir machen unsere Hausaufgaben dafür und haben als Management ja schon einen gewissen track record im regulierten Geschäft, was gut ist für diesen Prozess. Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg.“

Recruiting läuft gut, Partnerschaften im Aufbau

Großkopf will jedenfalls beim Aufbau der Organisation sicherstellen, dass man im Frühjahr so weit wäre, in die erste Phase des operativen Betriebs zu gehen. Derzeit sei man dabei, weitere Mitarbeiter zu rekrutieren, im eingeschwungenen Zustand sollen es rund 30 sein. Das Recruiting läuft gut, weil alle im Management gut verdrahtet sind in der Schnittmenge von Banking und Tech. Da das Projekt Allunity Aufmerksamkeit bekomme, träfen auch Initiativbewerbungen ein. „Wir bereiten auch schon einiges an Partnerschaften mit Marktteilnehmern vor, eine erste mit 21X steht. Aber das ist auch eine Frage des Timing, solange wir die Lizenz noch nicht in den Händen halten. Und für mich hat derzeit der parallele Aufbau von Tech und Team Priorität, damit die Prozesse stehen für den Marktstart.“

Zwei gewichtige Euro-Stablecoins sind schon da

Der Blick in die Stablecoin-Landschaft sieht so aus: Die Société-Générale-Tochter SG Forge ist mit ihrem Euro-Stablecoin EURCV (40 Mill. Euro im Umlauf) schon am Markt, ebenso Circle mit EURC (90 Mill. Euro im Umlauf) und Banking Circle mit EURI. Paxos aus den USA verschaffte sich die E-Money-Lizenz über die Akquisition der finnischen Membrane. Und der pro Quartal Milliardengewinne einfahrende Marktführer Tether hat sich entschieden, keine Micar-Compliance für ihren USDT Stablecoin herzustellen und geht dafür über zugelassene Partner wie die deutsch-niederländische Quantoz, wobei die Tokenisierung über Tethers Tech-Plattform Hadron läuft.

Das Settlement von nativen Krypto-Assets ist das eine, das von Mifid-Assets das andere.

Der Markt ist also schon in Bewegung, was auch daran liegt, dass das Stablecoin-Kapitel der Micar bereits zur Jahresmitte umgesetzt wurde. Der große Elefant im Raum sind die Möglichkeiten der Asset-Tokenisierung für alles, was zur Welt der Wertpapiere gehört oder gehören kann. „Das Settlement von nativen Krypto-Assets ist das eine, das von Mifid-Assets das andere. Das unter einem Dach zu verbinden, wird ja zum Beispiel von 21X, wo Alexander Höptner und ich im Aufsichtsrat sind, mit ihren DLT-Systemen im Rahmen des EU-Pilotregimes geleistet. Die Vorteile im sofortigen Settlement sowie dem transparenten und automatisierten Nachhandel sind riesengroß. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass sich das langfristig durchsetzen wird.“

Public Blockchains sind das einzig Wahre, denn nur in dem Setup lassen sich die Vorteile von DeFi wie Geschwindigkeit voll ausspielen.

Baseler Vorschriften

Vorerst hat Allunity aber noch die eine oder andere Nuss zu knacken: Das Baseler Regime sieht Risikoaufschläge vor für Stablecoins, die auf öffentlichen Blockchains lagern. Auch Repo-Geschäfte werden erschwert. Die Standardsetzer sehen Risiken, da solche Blockchains zwar dezentral sind, aber möglicherweise nicht dezentral genug, sodass einzelne Akteure zu viel Kontrolle über ein solches System gewinnen könnten. Für Großkopf steht aber eines fest: „Public Blockchains sind das einzig Wahre, denn nur in dem Setup lassen sich die Vorteile von DeFi wie Geschwindigkeit voll ausspielen. Es stimmt aber, was von den Aufsehern moniert wird: Das Ökosystem der Layer-1-Blockchains muss noch viel dezentraler werden. Dazu könnten aber u.a. die Banken selbst beitragen, indem sie zum Beispiel Ethereum- oder Solana-Nodes betreiben und damit zu einer Stabilität beitragen, die 51%-Attacken unmöglich macht.“

Allunity gehört zu den spannendsten Start-ups an der Schnittstelle von Banking und Digital Assets. Der Antrag auf eine E-Money-Lizenz läuft und im Frühjahr wolle man so weit sein, dass Allunity den Geschäftsbetrieb aufnehmen könne, sagt CTO und COO Peter Großkopf im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.