Debatte über faule Kredite flammt auf

Nordeuropäische Länder in EZB-Aufsicht fordern feste Abschreibungsfristen

Debatte über faule Kredite flammt auf

bn Frankfurt – Einen Tag nach einem neuerlichen Vorstoß aus der Europäischen Zentralbank für eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung (Edis) hat am Donnerstag die Debatte um notleidende Kredite in Euroland an Fahrt gewonnen. Wie Bloomberg unter Berufung auf mit den Diskussionen vertraute Personen meldet, führt Deutschland in der europäischen Bankenaufsicht eine Initiative an, die sich für ein hartes Vorgehen in diesem Jahr beim Umgang mit faulen Krediten in den Bilanzen von Banken einsetzt. Demnach will eine Gruppe von Ländern aus Europas Norden im EZB-Aufsichtsgremium feste Fristen für die Abschreibung bestehender notleidender Kredite festlegen. Die EZB äußerte sich dazu am Donnerstag auf Anfrage nicht.Für neu entstehende Non-Performing Loans (NPL) hat die Aufsicht erst vor wenigen Wochen harte Fristen erlassen. Diese Vorgaben sehen vor, dass die unter direkter Aufsicht der Notenbank stehenden Großbanken nicht besicherte Kredite innerhalb von zwei Jahren und besicherte Ausreichungen binnen sieben Jahren durch Risikovorsorge voll abdecken. Ähnliche Fristen wollten Deutschland und seine Verbündeten nun für den Berg an bestehenden NPL, meldet Bloomberg. Den Umgang mit solchen NPL hatte die europäische Bankenaufsicht bereits vor der Behandlungen neuer Problemkredite reglementiert und unter anderem verfügt, dass Banken eine NPL-Strategie entwerfen und entsprechende Workout-Abteilungen gründen. Deadlines zur vollständigen Bevorsorgung fauler Kredite waren nicht Teil der Regelungen. Dessen ungeachtet waren sie etwa in Italien, wo der NPL-Bestand besonders hoch ist, auf schweren politischen Widerstand gestoßen. Politischer WiderstandDie Vermutung, die Aufsicht werde die strengeren Regularien für neue NPL im Laufe der Zeit sukzessive auf den NPL-Bestand in Euroland ausdehnen, war schon bei Ankündigung der jüngsten Bestimmungen im Markt geäußert worden. Dem steht freilich nicht nur politischer Widerstand entgegen. So müsste zunächst auch geklärt werden, wie solche Normen mit jüngsten EU-Vorgaben zu NPL sowie dem neuen Bilanzierungsstandard IFRS 9 zusammenwirken würden. Das Problem der leistungsgestörten Kredite zählt seit 2016 offiziell zu den Prioritäten der europäischen Bankenaufsicht. Vor allem in Italien erhöhten die Aufseher schon vor geraumer Zeit den Druck auf Banken, ihren NPL-Bestand zu reduzieren. Dabei gilt es freilich zu verhindern, dass entsprechende Abschreibungen die Institute destabilisieren. Eine Reduktion der Risiken in Europas Bankensektor durch einen Abbau der NPL hatte die Bundesregierung im Januar zur Voraussetzung für eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung gemacht. Frederik Ducrozet, Senior European Economist bei Pictet Wealth Management, erklärte am Donnerstag, er sei gespannt, wie sich die neue Bundesregierung in Sachen Edis positionieren werde. In ihrem Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien erklärt, Risiko und Haftung gehörten zusammen, ohne sich indes zu Edis zu äußern.