DekaBank schrammt an Milliardengewinn vorbei
jsc Frankfurt
Die DekaBank rückt dank ihres solide aufgestellten Fondsgeschäfts und positiver Folgen unruhiger Kapitalmärkte einem Milliardenergebnis im laufenden Jahr näher. Im ersten Halbjahr steigerte das Wertpapierhaus der Sparkassen das wirtschaftliche Ergebnis – eine an das Vorsteuerergebnis angelehnte Größe – um annähernd das Dreifache auf rekordhohe 971 Mill. Euro, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Halbjahresbericht hervorgeht. Die Bank profitierte dabei von sprudelnden Erträgen, einem regen Zertifikategeschäft, Bewertungsgewinnen auf eigene Emissionen und Pensionsrückstellungen sowie der Auflösung von Risikovorsorge. Das Neugeschäft übertrifft mit 14,3 Mrd. Euro das Vorjahresniveau, verfehlte allerdings die vorläufige Ankündigung der Bank von Juli, als sie mehr als 15 Mrd. Euro für das erste Halbjahr in Aussicht stellte. „Wir sind operativ voll auf Kurs“, sagte Bankchef Georg Stocker. Das Geschäftsmodell der Bank sei „stabil und krisenfest“.
Für das Gesamtjahr wagt das Haus keine konkrete Prognose, auch weil sich die Bewertungseffekte nach Darstellung der Bank nicht fortschreiben lassen und sogar ins Gegenteil verkehren könnten. Die Schwankungen am Kapitalmarkt seien stark und zögen Bewertungseffekte in beide Richtungen nach sich. Das Gesamtjahresergebnis werde nur „leicht“ über dem Wert zum Halbjahr liegen.
Das Finanzergebnis stieg im ersten Halbjahr auf ein außergewöhnlich hohes Niveau (siehe Tabelle). Der Sprung ergibt sich unter anderem aus der Bewertung der eigenen Emissionen, wofür nach Darstellung der Bank die gestiegenen Risikoaufschläge (Credit Spreads) im Markt ausschlaggebend sind. Der Konzern führt das Plus in Bankbuch-Beständen in Höhe von 232 Mill. Euro nach zuvor minus 109 Mill. Euro vor allem auf diesen Effekt zurück.
Ein weiteres zeitweiliges Plus verzeichnet die Bank in den Pensionsrückstellungen: Weil der Rechnungszins binnen sechs Monaten von 1,15% auf beachtliche 3,45% stieg, verbuchte die Bank versicherungsmathematische Gewinne in Höhe von 106 Mill. Euro. Doch auch ohne Bewertungseffekte hätte das wirtschaftliche Ergebnis nach Rechnung der Bank 556 Mill. Euro erreicht und damit immer noch deutlich mehr als in den Vorjahren (siehe Grafik).
Solides Kerngeschäft
Viel Geld verdient die DekaBank weiterhin im Kerngeschäft: Der aus Fondsgebühren gespeiste Provisionsüberschuss erreichte 783 Mill. Euro. Das ist zwar 9% weniger als im zweiten Halbjahr 2021, als die Börsenkurse und damit auch die Fondsvolumina ein hohes Niveau erreichten und somit auch die Gebühren stiegen. Aber es sind immer noch 6% mehr als in der ersten Hälfte 2021. Die wichtigste Ertragsposition der DekaBank war also im ersten Halbjahr wegen fallender Aktien- und Anleihekurse wieder rückläufig, allerdings auf hohem Niveau.
Während fallende Börsenkurse die Ertragsbasis im Fondsgeschäft belasten, wirkt eine Marktunruhe im Zertifikategeschäft häufig positiv. Die Bank nahm hier wegen eines hohen Vertriebs „in Kombination mit einer aktiven Risikosteuerung“ deutlich mehr ein. Im Markt für Privatanleger ist die DekaBank mit 16,6 Mrd. Euro laut Branchenverband DDV mittlerweile mit Abstand die größte Anbieterin in Deutschland und vereint mehr als ein Viertel des Marktes auf sich. Vor allem strukturierte Anleihen und Expresszertifikate verkauft das Haus über die Sparkassen rege.
Der Verkauf von Zertifikaten ist auch der Grund, weshalb die Bank mit ihren Nettoabsatz von 14,3 Mrd. Euro vor Union Investment steht. Die Rivalin aus dem Lager der Kreditgenossenschaften bietet selbst allerdings keine Zertifikate an. Wird nur der Absatz von Fonds und Mandaten gezählt, liegt Union Investment mit 9,6 Mrd. Euro vor der DekaBank, die auf 8,6 Mrd. Euro kommt.
Den Ton geben Privatanleger an: Ähnlich wie bei Union Investment entfällt mit 11,6 Mrd. Euro auch der Löwenanteil des Absatzes der DekaBank auf Privatleute, während institutionelle Kunden mit 2,7 Mrd. Euro nur wenig Geld beisteuerten. Innerhalb des Privatkundensegments holte die DekaBank 6,4 Mrd. Euro mit Fonds und 5,2 Mrd. Euro mit Zertifikaten herein – nach 7,7 Mrd. Euro und 3,4 Mrd. Euro in der ersten Hälfte 2021. Ein hoher Bestand an Fondssparplänen von insgesamt 7,3 Millionen Verträgen, den das Haus über Jahre hinweg aufgebaut hatte, trug wesentlich zum Fondsabsatz bei.
Im Finanzierungsgeschäft, dem kleineren Teil der Bank, löste der Konzern Risikovorsorge im großen Stil auf. Denn Hotels und Einkaufszentren sowie das Flugzeugsegment erholten sich von der Pandemie. Die aufgelöste Risikovorsorge steht konzernweit mit insgesamt plus 48 Mill. Euro in den Büchern. Für das zweite Halbjahr rechnet die Bank mit einem „höheren Risikovorsorgebedarf“.
Nichts Neues zu Cum-ex
Die Cum-ex-Razzia im Juni hat bisher keine finanziellen Folgen: Für die Geschäfte, die mehr als ein Jahrzehnt zurückliegen, hatte die Bank schon vor Jahren Steuern nachzahlen müssen und sich vor Gericht vergeblich um eine Erstattung von 53 Mill. Euro bemüht. Weitere 4 Mill. Euro stellte die Bank zum Jahresende 2020 zurück, weil sie wegen ihrer damaligen Rolle als Depotbank womöglich noch zur Kasse gebeten wird. Am Sachverhalt habe sich nichts verändert. „Aus der behördlichen Durchsuchung der Geschäftsräume der DekaBank und damit im Zusammenhang erlangten weiteren Informationen im Juni 2022 ergibt sich aktuell keine anderweitige Einschätzung.“
DekaBank | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Summe Erträge | 1574 | 928 |
Zinsergebnis | 97 | 75 |
Risikovorsorge 1 | −48 | −18 |
Provisionsergebnis | 783 | 738 |
Finanzergebnis | 550 | 25 |
Sonstiges | 96 | 72 |
Aufwand | 603 | 585 |
Vorsteuerergebnis | 915 | 334 |
Wirtschaftl. Ergebnis | 971 | 343 |
Gewinn nach Steuern | 608 | 203 |
Verw. Vermögen2 (Mrd.) | 366,8 | 368,3 |
Nettoabsatz (Mrd.) | 14,3 | 13,6 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 101,9 | 94,3 |
Hartes Kernkapital (%) | 15,8 | 15,3 |
Beschäftigte (Anzahl) | 4964 | 4823 |
1) Minus = Auflösung; 2) Fonds- und ZertifikatevolumenBörsen-Zeitung |