Demografiewandel als Chance verstehen

Abkehr vom reinen Branchendenken verleiht Themeninvestments Aufwind

Demografiewandel als Chance verstehen

Vafa AhmadiHead of Global Thematic Equities CPR AM bei AmundiMit Themenfonds können Anleger auf langfristige Megatrends setzen und Renditechancen nutzen. Im Wealth Management gewinnen Themenfonds aber auch an Bedeutung, weil sie den Wunsch vieler Anleger nach sinnstiftenden Investments aufnehmen. In einem Umfeld niedrigen Wirtschaftswachstums haben Vermögensverwalter und Anleger mit gut konzipierten Themeninvestments die Möglichkeit, von langfristigen Trends zu profitieren. Themenfonds gelten als ein “Anlage-Mittelweg” zwischen den höheren Renditechancen illiquider Anlagen und Private Equity einerseits und kostengünstigen passiven Fonds andererseits. Da Themeninvestments einen Beitrag zur besseren Portfolio-Diversifikation bei sich ändernden Marktbedingungen leisten können, hat die Nachfrage nach diesen Strategien weltweit angezogen. Ein wichtiger Antriebsfaktor war vor allem die Weiterentwicklung von sehr fokussierten und tendenziell risikoreicheren Branchenstrategien hin zu breiter definierten Multi-Sektor-Ansätzen, die idealerweise unabhängig von der jeweiligen Phase des Konjunkturzyklus sind. Im Fokus steht dabei nicht nur die Frage, welche Themen gute Renditen versprechen. Mindestens genauso wichtig ist, wie man diese im Portfolio umsetzen kann. Als Vermögensverwalter und Anleger ist man außerdem gut beraten, dem Verständnis der zugrundeliegenden Risiko- und Renditetreiber besonderes Augenmerk zu schenken. In den letzten Jahren haben verschiedene Themen das Investoreninteresse auf sich gezogen: Infrastruktur, ein anziehender Konsum in Schwellenländern, regenerative Energien, der demografische Wandel und Bildung sind nur einige Beispiele dafür. Ein Vergleich zeigt: Die meisten Themen haben ihre individuellen Gesetzmäßigkeiten, Antriebskräfte und ihre eigene Dynamik. Manche Themen sind nachhaltig, andere eher Modethemen; manche sind zyklisch, andere stetig. Investoren sollten sich folglich fragen, auf welchen fundamentalen Annahmen und Zusammenhängen ein Anlagethema basiert. Es gibt beispielsweise kurzfristige Anlagethemen, bei denen sich die Antriebskräfte im Zeitablauf abschwächen oder plötzlich wegfallen. Dazu können regenerative Energien zählen, wenn deren Erfolg maßgeblich von staatlichen Subventionen abhängt. Entfällt die Subvention – zum Beispiel infolge eines Regierungswechsels -, wird die Investition schlagartig unattraktiv. Interessanter sind dauerhafte und breiter gefasste Anlagethemen, die auf unumkehrbaren Trends basieren. Wichtig ist immer auch die Analyse, wie sich ein Themenfonds unter verschiedenen Marktbedingungen verhält. Das Ergebnis dieser Betrachtung ist in der Regel, dass man sich für einen breiteren Blickwinkel entscheidet, um in jeder Marktphase aussichtsreiche Titel finden zu können, mit denen man von der Dynamik des Anlagethemas profitieren kann. Als eines der global stärksten und nachhaltigsten Anlagethemen haben wir bereits vor knapp zehn Jahren den Demografiewandel identifiziert. Dabei handelt es sich um einen vor allem in Industrienationen unumkehrbaren und sich sogar noch beschleunigenden Trend. Aber auch in vielen Schwellenländern gibt es demografische Veränderungen. So sinkt dort das Bevölkerungswachstum – meist verbunden mit steigendem Wohlstand. Global hat sich die Lebenserwartung eines Neugeborenen im letzten Jahrhundert in etwa verdoppelt. Lag sie 1909 noch bei 33 Jahren, beträgt sie heute 68 Jahre – ein Gewinn an Lebenszeit von 35 Jahren in nur einem Jahrhundert. Insgesamt wird der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in den nächsten 25 Jahren weltweit um mehr als 2 % pro Jahr wachsen und zu merklichen Verschiebungen der Konsumgewohnheiten führen. Bei der Frage, wie man diese Entwicklungen in einer Anlagestrategie umsetzen kann, gehen die Meinungen jedoch auseinander. Traditionell neigen viele Fondsmanager dazu, auf die offensichtlichen Folgen des Demografiewandels zu setzen und das Portfolio rund um die Gesundheits- und Pharmabranche zu entwickeln. Dieser engen Sichtweise stellen wir die Erwartung gegenüber, dass der Demografiewandel die unterschiedlichsten Branchen beeinflussen wird. Interessant sind folglich Unternehmen, die den Demografiewandel als Chance verstehen und ihr Geschäftsmodell an die konsumfreudige und zahlungskräftige Generation der “Silver Ager” anpassen. Für Wealth-Management-Kunden ist es in der Regel wichtig, dass Anlagestrategien langfristig funktionieren. Somit stellt sich die Frage, wie sich bestimmte Aktien sowie deren Gewinnprognosen in Phasen freundlicher Börsen und wie bei fallenden Märkten verhalten. Idealerweise zeichnen sich die Titel durch ein asymmetrisches Profil aus. Das heißt, sie fallen bei rückläufigen Märkten weniger als der Gesamtmarkt und steigen bei freundlichen Börsen im Gleichschritt mit dem Markt. Dies gilt für viele Aktien des von CPR AM definierten Silver-Age-Aktienuniversums. Diese Charakteristik erlaubt es, eine langfristige Anlagestrategie zu fahren und unseren Demografiefonds als Buy-and-Hold-Lösung zu managen. Popularität hat im Assetmanagement auch der Megatrend Disruption erlangt. Wir verstehen darunter Innovationen, die Produkte für Konsumenten billiger oder einfacher zu benutzen machen und als “Gamechanger” einen neuen Markt schaffen. Auch hier sollte man jedoch den Fokus nicht allein auf Technologieaktien lenken. Neben der Digital Economy (Onlinehandel, Fintech, virtuelle Realität, Internet der Dinge) und Industrie 4.0 (autonomes Fahren, Drohnen, künstliche Intelligenz, 3-D Druck) zählen auch die Sektoren Life Sciences/Health (Medtech und Immuntherapie) sowie Umwelt (Energiespeicherung, Präzisionslandwirtschaft und Windkraft) zu relevanten Sektoren. Gemeinsam haben die verschiedenen Sektoren, dass sie disruptiv und langfristig auf ihre jeweilige Branche wirken. Auch hier versprechen wir uns von der breiteren Perspektive, Anlagechancen in den unterschiedlichsten Segmenten und losgelöst von zyklischen Phasen nutzen zu können. Ein weiterer Trend ist, dass Anleger vermehrt nach sinnstiftenden Investments suchen, bei denen sie sich mit den Anlagezielen identifizieren oder direkt mit einem messbaren Nutzen für die Umwelt oder die Gesellschaft investieren können. Dazu zählen beispielsweise ESG Anlagen, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in den Anlageprozess integrieren. In letzter Zeit gewinnen zudem Anlagestrategien an Bedeutung, mit denen man gesellschaftliche Herausforderungen gezielt angehen möchte. Zwei wichtige Herausforderungen – nicht nur für künftige Generationen – sind die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und die Verbesserung von Lebenschancen durch eine bessere Bildung. Für beide Themen haben wir inzwischen Themenfonds an den Markt gebracht, die ergänzend auch Nachhaltigkeits- und Ethik-Kriterien berücksichtigen.