Depotbanken wehren sich gegen Konsolidierungsdruck

Kleine Verwahrer wollen sich in Nische behaupten - BNP Paribas: Regulierung und Fixkosten führen zu Bereinigung

Depotbanken wehren sich gegen Konsolidierungsdruck

jsc Frankfurt – Die Depotbanken in Deutschland gehen als Reaktion auf niedrige Margen und Regulierungskosten unterschiedliche Wege: Während große Anbieter sich als international aufgestellte Häuser profilieren, die mit jeder Anlageklasse vertraut sind und Standardprozesse kostengünstig anbieten, wollen sich die kleinen Adressen vor allem als beratende Häuser bei ganz bestimmten Kundengruppen positionieren, wie bei einer Diskussionsrunde der Beratungsgesellschaft Konsort in Frankfurt deutlich wurde.So haben Altersvorsorgeeinrichtungen neben typischen Punkten wie Sicherheit und Haftung auch “ganz andere Themen auf dem Radar”, etwa die Reformideen zur betrieblichen Altersvorsorge von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, sagte Frank Vogel, Mitglied der Geschäftsleitung der niederländischen KAS Bank in Deutschland. Gerade kleinere Adressen legten auf eine flexible Beratung durch ihre Verwahrstelle Wert, ergänzte Anja Schlick, Leiterin für Financial Assets Deutschland bei Hauck & Aufhäuser. “Ich bin der festen Überzeugung, dass es am Schluss eine Frage der Profilschärfe der Verwahrstelle ist”, sagte sie. “Es gibt so viele Investoren, der Markt ist einfach riesig.”Der deutsche Marktführer BNP Paribas sieht indes Spielräume für kleinere Anbieter schwinden. “Der Regulierungsdruck ist einfach zu heftig, der Fixkostenblock steigt so sehr”, sagte Stefan Oser, Mitglied der Geschäftsführung der BNP Paribas Securities Services in Frankfurt. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Margendruck die ein oder andere Verwahrstelle unverletzt lässt.” So sei es wichtig, als Depotbank mit außerbörslich gehandelten Derivaten (Over the Counter, OTC) umgehen zu können, im Ausland Immobilientransaktionen zu meistern, ein umfangreiches Reporting zu bieten und Prozesse zu standardisieren. Survival of the BiggestDie Konsolidierung der Branche hat sich in den vergangenen Jahren fortgesetzt. BNP Paribas schluckte im Oktober 2013 das Depotbankgeschäft der Commerzbank, die Portigon, Rechtsnachfolgerin der einstigen WestLB, verwahrte Mitte 2015 nur noch winzige Bestände, und die vor der Aufspaltung stehende HSH Nordbank hat sich zurückgezogen. Im laufenden Jahr rücken mit der geplanten Fusion von DZ Bank und WGZ Bank auch die Verwahrstellen der beiden Adressen unter ein Dach. Susanne Zyrus, Leiterin der Abteilung Depotbankgeschäft der WGZ Bank, erwartet mit Blick auf die Zahl der Anbieter ein “langsames Ausatmen”. Manch kleiner Anbieter werde sich aber halten können. Auch seien jüngst Anwaltskanzleien, die sich auf geschlossene Fonds spezialisieren, als alternative Verwahrstellen hinzugekommen, hieß es.Hauck & Aufhäuser setzt sich sogar ehrgeizige Wachstumsziele: Das Institut will vor allem bei Publikumfonds Expertise bieten und in der Rangfolge der Branche mit einem verwahrten Fondsvermögen von zuletzt 15 Mrd. Euro von Rang 15 auf Platz 10 rücken, wo derzeit die Helaba mit 43 Mrd. Euro steht. Der deutsche Zweig der KAS Bank umfasst 3 Mrd. Euro, wie der Fondsverband BVI für Mitte 2015 weiter aufschlüsselt. Für Neueinsteiger, so stimmen jedoch auch die kleinen Anbieter zu, sei ein Markteinstieg schwierig. Die Verwahrung von Sachwerten, wo Standardisierungen kaum möglich seien, gehe mit Expertise einher und sei deshalb kein Einfallstor. Das Geschäft mit großen Mandaten im Wertpapiergeschäft teilten sich indes etablierte Spieler, so der Tenor.Bei der Regulierung ist aus Sicht der Branche vieles unklar. So müssen die Vorgaben der Finanzaufsicht BaFin zur Risikomessung durch die Verwahrstelle noch konkretisiert werden, forderte Oser von BNP Paribas; die Investmentsteuerreform könne auch für die Verwahrer Folgen haben, warnte Vogel von der KAS Bank. Die Vorgabe schließlich, dass Verwahrmandate in bestimmten Fällen ausgeschrieben werden müssen, könne bei der Betreuung von Publikumsfondsvermögen zu sinkenden Preisen führen, warnte Stefan Degen, Leiter der Abteilung Fund & Custody Service der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Im Spezialfondsbereich sei der Druck bereits enorm und das Geschäft in manchen Fällen nicht mehr profitabel.