Der Assekuranz winkt Hilfe

Schäuble avisiert angesichts niedriger Zinsen aufsichtsrechtliche Erleichterung

Der Assekuranz winkt Hilfe

Eine Koalition aus CDU, CSU und SPD will den gebeutelten Lebensversicherern angesichts anhaltend niedriger Zinsen zur Seite stehen. Die Assekuranz denkt über neue Anlageformen nach. Die Industrie warnt vor Überregulierung ihrer Financiers.wf Berlin – Einen kontrollierten Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik und gesetzliche Regelungen, die deren Folgen tragbar machen, hat Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), von Europäischer Zentralbank und Politik gefordert. Zugleich machte er deutlich, dass die Branche selbst wegen der historisch niedrigen Zinsen neue Anlageformen erwäge. Die Lebensversicherer dächten – als langfristig orientierte Kapitalanleger – über Investitionsmöglichkeiten nach, die vom Finanzmarkt weitgehend entkoppelt seien, sagte Erdland beim GDV-Versicherungstag in Berlin. “Benachteiligung aufheben”Dazu müsse das Aufsichtsrecht angepasst werden, verlangte Erdland. Den Lebensversicherern gehe es darum, dass langfristige Investitionen – etwa in Anleihen, Infrastruktur oder Immobilien – aufsichtsrechtlich gegenüber kurzfristigen Anlagen nicht benachteiligt werden. Die Branche könne damit ihre Kapitalanlagen diversifizieren und zugleich zukunftsträchtige Investitionen finanzieren.Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) stellte eine solche Anpassung beim Versicherungstag in Aussicht. “Die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen müssen an die Besonderheiten eines Niedrigzinsumfeldes angepasst werden”, sagte er. Koalition greift Thema aufAuch die finanzmarktpolitische Passage im Entwurf des Koalitionsvertrages von CDU, CSU und SPD greift dieses Problem auf: “Wir wollen Lösungsvorschläge zum Umgang mit den Folgen eines lang anhaltenden Niedrigzinsumfeldes erarbeiten und im Interesse der Versichertengemeinschaft geeignete Maßnahmen zur Stärkung der Risikotragfähigkeit und Stabilität der Lebensversicherungen treffen”, heißt es dort. Schäuble sagte, die künftige Bundesregierung werde in Brüssel an Rahmenbedingungen mitarbeiten, die den Versicherern die Erfüllung ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe weiterhin ermögliche.Der Präsident des Industrieverbandes BDI, Ulrich Grillo, warb für ein regulatorisches Umfeld, das es der Assekuranz erlaube, weiterhin ihre Rolle als langfristiger Financier der Industrie auszufüllen. Die Energiewende und Investitionen in die Infrastruktur führten zu erheblicher Nachfrage öffentlicher und privater Investoren nach Kapital.Die Regulierung durch Solvency II werde indessen vor allem durch die Perspektive der Versicherer betrachtet, monierte Grillo. Die Thematik habe aber auch zentrale Bedeutung für die Finanzversorgung der deutschen Industrie. Die erhöhte Risikosensitivität verlange ein “Höchstmaß an Umsicht”: Solvency II in der gegenwärtigen Fassung werde die Möglichkeit der Versicherer, Kapital bereit zu stellen, empfindlich beeinträchtigen, warnte Grillo. Investitionen und Innovationen blieben auf der Strecke. Ein Drittel der Finanzanlagen deutscher Versicherer entfielen auf die Refinanzierung von Kreditinstituten. Diese seien künftig wegen eigener Regulierung auch eingeschränkt, etwa bei Verbriefungen.