Der "weiche" Markt will nicht weichen

Preise für Rückversicherungsdeckungen sinken weiter - Branchenausblick "stabil" bis "negativ"

Der "weiche" Markt will nicht weichen

tl Frankfurt – Die Preise für Rückversicherungsdeckungen werden weiter abbröckeln. Darin sind sich die drei großen Ratingagenturen Standard & Poor’s (S & P), A.M. Best und Fitch einig. Die Erträge aus der Kapitalanlage werden auch in diesem und im kommenden Jahr sinken. Taktische Maßnahmen als Reaktion auf den starken Wettbewerb wie die Ausweitung des proportionalen und des Erstversicherungsgeschäfts auf Kosten des nichtproportionalen Geschäfts seien weitgehend ausgereizt, meint S & P. Für den Rückversicherungssektor bleiben der Versicherungsspezialist A.M. Best, aber auch Fitch bei einem “negativen” Ausblick, während S & P ihren Ausblick für die nächsten zwölf Monate bei “stabil” belässt. Große BandbreiteDie Preise, die Erstversicherer für Rückversicherungsdeckungen zahlen müssen, sind auch bei den bisherigen Erneuerungsrunden in diesem Jahr im April sowie Juni/Juli zurückgegangen, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Für das Gesamtjahr rechnet S & P mit unveränderten bis zu 5 % niedrigeren Preisen – allerdings mit einer großen Bandbreite nach Geschäftszweigen und Regionen. “Dieser Trend zu sich abschwächenden Rückgängen wird sich auch 2017 fortsetzen”, sagte Johannes Bender, bei S & P in Frankfurt für die Rückversicherer zuständig, bei Vorstellung des Branchenberichts in Frankfurt. Insgesamt stellt S & P den Ausblick, der traditionell vor dem jährlichen Treffen der Erst- und Rückversicherer in Monte Carlo am zweiten Septemberwochenende erscheint, unter das Motto “Preparing for softer for longer”, sprich, es gelte, sich für einen längeren Zeitraum als erwartet auf einen “weichen” Markt mit niedrigen Preisen einzustellen.Auf diesen Preisdruck reagierten die meisten Rückversicherer nicht mit großflächigen Anpassungen der Versicherungsbedingungen, also dem Einschluss weiterer Risiken (zum selben Preis). “Vor allem große Rückversicherer haben sich standhaft gezeigt”, hat Bender beobachtet. Alternative Rückversicherungskapazitäten in Form von Insurance-Linked Securities (ILS) haben sich 2015 und 2016 langsamer ausgeweitet als zuvor (siehe Grafik). Gleichzeitig verringerten die Rückversicherer ihr Eigenkapital um 3 Mrd. Dollar auf 415 Mrd. Dollar durch Dividenden, Aktienrückkäufe sowie Fusionen und Übernahmen. “Früher war eine solche Entwicklung nur nach Großschäden festzustellen.” Kein AusgleichAuch die Kapitalanlage bringt für die Rückversicherer keinen Ausgleich für den Druck auf die Preise. Die laufende Verzinsung gibt S & P für die 21 von ihr gerateten Gesellschaften für 2015 mit 2,5 % an – 2012 waren es noch 3,0 %. 2016 werde dieser Wert auf 2,1 % und 2017 auf 1,9 % zurückgehen, erwartet die Ratingagentur. Die Gesellschaften würden zwar etwas höhere Risiken eingehen durch höhere Anteile an Aktien, Infrastruktur, Immobilien und Kreditrisiken. Doch blieben sie grundsätzlich bei ihrer konservativen Anlagepolitik.Bender vermisst bei den Gesellschaften entschlossenes Handeln bei neuen Absicherungen gegen Cyber-Risiken, Terror, Sturm, Überschwemmung, aber auch in der Leben- und Krankenrückversicherung. “Auf diesen Gebieten eröffnen sich langfristige Wachstumschancen.”