Deutsche Banken bauen Kohleengagements aus
bn Frankfurt
Ungeachtet diverser Nachhaltigkeitsinitiativen haben die größten deutschen Banken 2021 ihre Kohlefinanzierungen laut der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald ausgebaut. Den Angaben zufolge summierten sich die entsprechenden Kredite und Underwritings von Emissionen bis November auf 6,07 Mrd. nach 5,62 Mrd. Dollar im gesamten Vorjahr. 2019 waren es demnach 6,29 Mrd. Dollar. Nicht berücksichtigt sind dabei entsprechende Investments sowie bilateral vereinbarte Kredite. Während die DZ Bank laut für die Börsen-Zeitung erstellten Daten ihre Engagements in den beiden vergangenen Jahren reduziert hat, weist Urgewald etwa für die Commerzbank eine Zunahme gegenüber 2020 sowie für LBBW und BayernLB einen Anstieg auch gegenüber 2019 (siehe Tabelle) aus. Bei ihren Angaben stützt sich die Organisation auf ihre eigene Datenbank „Global Coal Exit List“, die den Angaben zufolge 90% der globalen Kohleproduktion und -kraftwerkskapazitäten abdeckt, sowie den niederländischen Datendienstleister Profundo, der unter anderem auf Informationen etwa von Bloomberg oder Refinitiv zurückgreift.
Die Commerzbank erklärte am Montag auf Anfrage, sie habe ihr Kreditportfolio in den beiden vergangenen Jahren um die Hälfte auf rund 1 Mrd. Euro reduziert und ihre Richtlinie zu fossilen Brennstoffen verschärft. Kunden, die 20% oder mehr ihres Umsatzes oder ihrer Stromerzeugung mit Kohle erzielen, hätten bis 2025 Zeit, einen Plan für den Kohleausstieg bis 2030 zu erarbeiten. Die LBBW lehnte einen Kommentar zu den Daten von Urgewald ab und verwies ebenfalls auf eine verschärfte Kohlerichtlinie. Für alle neuen Finanzierungen müssten in Deutschland ansässige Unternehmen einen Transformationsplan für die Zielerreichung aus dem Kohleausstieg bis 2038, ausländische Gesellschaften bis rund 2040 vorlegen.
Zudem prangert Urgewald entsprechende Anlagen in Assekuranz und Assetmanagement an. Der Allianz mit den Töchtern AGI und Pimco bescheinigt die Organisation dabei Anlagen in der Kohleindustrie von insgesamt 9,4 Mrd. Dollar. Damit sei die Gesellschaft die Nummer 20 der größten Kohleinvestoren, heißt es. Die mit Vorwürfen des Greenwashing konfrontierte DWS liegt demnach auf Platz 28 auf einer von Blackrock angeführten Rangliste von insgesamt 4900 Adressen. Auf Anlagen in Unternehmen, die ihre Aktivitäten im Kohlesektor ausbauen wollen, entfallen dabei im Falle der Allianz Forderungen und Aktienpositionen von insgesamt 2,7 Mrd. Dollar, bei der DWS sind es demnach 1,8 Mrd. Dollar. Mit deutlichem Abstand folgen die Deka-Gruppe mit 277 Mill. sowie Union Investment mit 94 Mill. Dollar.
Im Bankensektor nennt Urgewald drei chinesische Institute als weltgrößte Kohlefinanzierer: ICBC, Citic sowie die Shanghai Pudong Development Bank.