EBA-STRESSTEST 2016

Deutsche Banken schlagen sich wacker

Großbanken tragen diesmal die rote Laterne - Strengere Methodik hinterlässt Wirkung im harten Szenario

Deutsche Banken schlagen sich wacker

Die europaweite Bankenprüfung hat mit ihrem hypothetischen Stresstest-Szenario die beiden Großbanken Deutschlands ins hintere Drittel verwiesen. Die vor zwei Jahren noch im Fokus stehenden Landesbanken konnten sich hingegen gut behaupten.bg Frankfurt – Die deutschen Banken haben im adversen Szenario des EBA-Stresstests ordentlich Federn lassen müssen. Mit Commerzbank, BayernLB, LBBW und NRW.Bank zählen allein vier deutsche Institute zu den zehn am härtesten betroffenen Banken, zeigt eine Aufstellung von Moody’s. Hätten diese vier Häuser im Basisszenario noch einen kumulierten Nettogewinn von 1,2 Mrd. Euro gezeigt, so wäre im adversen Umfeld ein aggregierter Nettoverlust von knapp 10 Mrd. Euro angefallen. Alle neun gestressten deutschen Banken hätten einen aggregierten Verlust von nahezu 17 Mrd. Euro im härtesten Szenario gezeigt, so Moody’s. Gute AusgangswerteAm schlechtesten haben Banken aus Österreich, Irland und Italien abgeschlossen. Deutsche, niederländische, französische und skandinavische Banken haben Moody’s zufolge zufriedenstellende Ergebnisse erzielt – obwohl die deutschen Banken trotz guter Ausgangswerte bei den harten Kernkapitalquoten (siehe Grafik) sich im adversen Szenario als besonders verwundbar erwiesen für eine zinsbedingte Ertragserosion kombiniert mit erhöhten Fundingkosten. Hier werde aufgezeigt, dass deutsche Banken historisch sehr niedrige operative Margen erwirtschaften und damit wenig Spielraum besitzen für Verlustabsorption einzelner Komponenten beim Gewinnausweis, sagt Moody’s.Die rote Laterne unter den deutschen Instituten tragen Commerzbank und Deutsche Bank mit harten Kernkapitalquoten von 7,4 % bzw. 7,8 % im harten Szenario für 2018. Daniel Quinten, Partner bei KPMG, betrachtet die deutschen Banken dabei auch als Opfer der Stresstest-Methode. Denn diese treffe Universalbanken und Institute mit einem hohen Zinsanteil härter als Banken mit einem sehr fokussierten Geschäftsmodell. Ein Großteil der Ergebnisspannbreite zwischen den Ländern könne durch die geänderte Stresstest-Methodik erklärt werden. Zudem seien die unterschiedlichen Übergangsbestimmungen bei der Kapitaldefinition im europäischen Bankenaufsichtsrecht ein das Ergebnis prägender Faktor.Quintens Analyse des EBA-Stresstests 2016 zeige “insgesamt gestärkte Banken”. Dass der Kapitalverzehr dennoch größer sei als noch vor zwei Jahren, lasse sich in erster Linie “auf eine strengere Methodik und national verschiedene Übergangsbestimmungen zurückführen”. Die quantitativ und qualitativ höhere Kapitalausstattung der Banken deute “auf eine höhere Widerstandsfähigkeit im Vergleich zu 2014 hin”. Für verschiedene Risikotypen (Zinsmargen, Marktrisiken, in Strafzahlungen mündende Verhaltensrisiken, operationelle Risiken) wurde die Stresstest-Methodik verschärft. Über der kritischen SchwelleDie neun deutschen Banken erwiesen sich als ausreichend mit Kapital ausgestattet. Am besten schnitt das staatliche Förderinstitut NRW.Bank ab, das sich im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kapitalquote von 35,4 % zeigt. Die Landesbanken behaupteten sich insgesamt gut: Die LBBW kam auf eine harte Kapitalquote von 9,40 %, die Helaba auf 10,10 %. BayernLB und Nord/LB fielen mit 8,3 % und 7,8 % etwas ab, blieben aber ebenfalls deutlich oberhalb der als kritisch erachteten Schwelle von 7 %. Wird ein Wert von 5,5 % unterschritten, sind aufsichtliche Maßnahmen zur Rekapitalisierung erforderlich. Das war nur bei der italienischen Monte dei Paschi der Fall, die aber bereits Maßnahmen ergriffen hat, um das Kapitalloch zu stopfen.Das Abschneiden der deutschen Banken wird von Aufsehern und Branchenverbänden insgesamt positiv beurteilt. “Der Stresstest zeigt, dass die deutschen Banken gerüstet sind, diesen ausgeprägten Schocks zu widerstehen”, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die BaFin stellte klar, dass aus dem Stresstest nicht automatisch ein Kapitalbedarf resultiere – gleichwohl werden die Stresstestergebnisse im aufsichtlichen Prozess mit einfließen in die eine Säule der SREP-Quote, die “Pillar 2 Guidance”. Diese kann im Einzelfall mit einem erhöhten Kapitalerfordernis einhergehen. Diese Überprüfung wird aber erst gegen Jahresende in Kombination mit der Ermittlung des maßgeblichen “Pillar 2 Requirement” für die SREP-Quote erfolgen, heißt es.Auch die deutschen Bankenverbände zeigten sich zufrieden mit den Ergebnissen. “Die deutschen Institute haben sich im Stresstest als grundsätzlich robust und widerstandsfähig erwiesen”, erklärten der Bankenverband BdB, der Verband Öffentlicher Banken (VÖB), der Sparkassenverband DSGV sowie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) in einer gemeinsamen Stellungnahme. Da die Risikopuffer in Deutschland kräftig aufgestockt worden seien, gingen die deutschen Institute mit einer sehr guten Ausgangslage in die Übung. Der Stresstest treffe eine Aussage über hypothetische Ergebnisse, die nicht zwangsläufig eintreten müssten. Die Aussagekraft des Stresstests dürfe nicht überschätzt werden und müsse durch die Bankenaufsicht individuell interpretiert werden, fordern die Verbände. Rechtsrisiken fortgeschriebenBei der Deutschen Bank wurde im Nachgang zum Stresstest versucht, das Abschneiden einzuordnen. Denn die Bank gehörte im adversen Szenario zu denen, die besonders von der Fortschreibung der Rechtsrisiken gebeutelt wurden. Rechtsstreite kosteten das Institut seit 2012 mehr als 12 Mrd. Euro, wobei per Ende Juni 5,5 Mrd. Euro für weitere Strafzahlungen reserviert sind. Risikochef Stuart Lewis bekräftigte, die Bank brauche kein frisches Kapital von außen – auch wenn die Analysten im Schnitt von einem Nettojahresverlust von 867 Mill. Euro für 2016 ausgehen.”Wir sind 2016 mit einem besseren Ergebnis aus dem Test herausgekommen als 2014, obwohl der diesjährige Test anspruchsvoller war”, hob Vorstandschef John Cryan hervor. Allein die operationellen Risiken verringerten die Kernkapitalquote der Deutschen Bank im ungünstigen Szenario um 2,2 Prozentpunkte, führte Cryan aus. Trotzdem weist die Bank unter dem Strich eine höhere Kapitalquote auf als beim letzten Stresstest vor zwei Jahren. Damals waren es 7,0 %. Für die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) ergab der EBA-Stresstest im Basisszenario für 2018 einen Wert von 3,9 %, im ungünstigen Szenario von 3,05% – die BayernLB (2,95 %) scheiterte knapp an der 3-Prozent-Hürde. Die Commerzbank bescheinigte sich selbst ein solides Stresstest-Ergebnis. Während das Institut im Basisszenario eine harte Kernkapitalquote von 13,1 % (zuvor: 10,6 %) zeigte, fiel die Quote im adversen Szenario auf 7,4 % (zuvor: 6,9 %). In diesen Quoten seien bereits signifikante Phase-in-Effekte durch regulatorische Vorgaben über 1,7 Prozentpunkten enthalten, die unabhängig vom Stresstest anfallen, wird weiter erklärt. Auch unter den widrigen Bedingungen des Stressszenarios wäre “die Stabilität der Bank gewährleistet”, wird Risikovorstand Marcus Chromik zitiert. Seit dem Stresstest von 2014 habe die Commerzbank nichtstrategische Portfolios in Höhe von rund 54 Mrd. Euro wertschonend abgebaut sowie rund 3,5 Mrd. Euro bilanzielles Eigenkapital aufgebaut, wird auf die Arbeit der vergangenen zwei Jahre verwiesen.Auch die DekaBank sprach von einem zufriedenstellenden Ergebnis, erreichte sie doch im Basisszenario eine harte Kernkapitalquote von 14,2 %. Aus dem adversen Szenario ging sie mit einer harte Kernkapitalquote von 9,5 % hervor. Dies zeige, dass die DekaBank “auch unter extremen volkswirtschaftlichen Entwicklungen solide aufgestellt ist”, so Deka-Chef Michael Rüdiger.