Deutsche Fondsbranche trotzt Kostendruck

Gesellschaften setzen auf höherpreisige Produkttypen - Anderswo führt Provisionsverbot zu Preisverfall

Deutsche Fondsbranche trotzt Kostendruck

jsc Frankfurt – Der verbreitete Preisdruck im Fondsgeschäft hat der deutschen Branche bislang wenig anhaben können. Weil Anleger in jüngster Vergangenheit bevorzugt zu Aktien- und Mischfonds griffen und damit zu höherpreisigen Produkttypen, stiegen die laufenden Kosten der Vehikel im Publikumsfondsgeschäft seit 2013 im Durchschnitt von 1,18 auf 1,25 % an, wie das Analysehaus Morningstar berichtet. Damit konnten die hiesigen Gesellschaften den Effekt sinkender Kosten für einzelne Fondskategorien abfedern.Im europäischen Durchschnitt fallen die Gebühren geringer als in Deutschland aus. In den vergangenen drei Jahren fielen sie ab, auch über alle Produktgruppen hinweg. Lediglich in Spanien, Italien und Dänemark sind die Fondskosten wie in Deutschland insgesamt gestiegen. Die Analysten haben laufende Kosten von mehr als 54 000 Anteilsklassen mit einem Gesamtvermögen von 6,1 Bill. Euro ausgewertet und nach Volumen gewichtet.Ein wesentlicher Treiber der sinkenden Gebühren ist der Vertrieb: Immer mehr Fonds sind nicht mehr mit Vermittlungsprovisionen verbunden und sind damit unterm Strich günstiger. So kosten zum Beispiel Aktienfonds, die keine Vertriebsprovision vorsehen, im Durchschnitt 0,46 Prozentpunkte weniger – allerdings können weitere Vertriebskosten, die nicht über den Fonds abgedeckt sind, hinzukommen.Das weitreichende Verbot der Vertriebsvergütung in Großbritannien und den Niederlanden zog einen regelrechten Preisverfall nach sich, und zwar von 1,22 auf 1,03 % für britische Fonds und von 1,18 auf 0,75 % für niederländische Vehikel. Ein ähnliches Phänomen zeigte sich in der Schweiz: Hier hat das Bundesgericht wiederholt Urteile zur Vergütung des Fondsvertriebs gefällt, so dass Banken und Vermögensverwalter auf günstigere Indexfonds umsattelten, wie Morningstar berichtet. Die laufenden Kosten fielen hier binnen drei Jahren von 0,79 auf 0,62 %.Mit durchschnittlichen Gebühren in gleicher Höhe sind Fonds in Irland ebenfalls besonders billig. Auf der Grünen Insel sind Geldmarktfonds weit verbreitet. Investoren nutzen diese Produkte meist als vorübergehende, weitgehend sichere Anlage. Die Fonds werfen praktisch keine Rendite ab, entsprechend gering ist der Spielraum für Gebühren. Je größer, desto billigerNeben dem Bedeutungsverlust von Vertriebsprovisionen zählt der Bericht ein gestiegenes Preisbewusstsein der Kunden als Grund für fallende Kosten auf. Grundsätzlich gilt: Je höher das Fondsvolumen und je größer der Assetmanager, desto geringer sind in der Tendenz auch die laufenden Kosten. Der Preisdruck hat aber erst in jüngster Vergangenheit die Fondstypen weitläufig erfasst. Zwischen 2011 und 2012 stiegen die Gebühren für Aktien- und Rentenfonds sogar noch.