Deutsche Geldhäuser erwägen Kurzarbeit

Aber nur vereinzelte Bereiche wären betroffen

Deutsche Geldhäuser erwägen Kurzarbeit

Reuters Frankfurt – In der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten denken auch die deutschen Geldhäuser über Kurzarbeit nach. Bei der Deutschen Bank werde geprüft, ob und wo diese Maßnahme sinnvoll sein könne, sagte das Institut gestern Reuters. Aktuell gebe es keine Kurzarbeit innerhalb des Instituts, auf der operativen Ebene werde aber ein solches Szenario vorbereitet. Auch Volks- und Raiffeisenbanken ziehen die Maßnahme in Betracht, wie eine Sprecherin des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) sagte. “Dort, wo es sich nicht vermeiden lässt, gehen Genossenschaftsbanken diesen Schritt, um Arbeitsplätze zu erhalten.” Novum für die BrancheFür die Finanzbranche wäre das ein Novum. “Kurzarbeit ist für Banken etwas völlig Neues und Unbekanntes. Mir sind jedenfalls in meiner 35-jährigen Berufserfahrung keine Fälle bekannt”, sagte Stephan Szukalski, Bundesvorsitzender der Bankgewerkschaft DBV.Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes erklärte, bislang gebe es nach seinen Kenntnissen noch keine Kurzarbeit bei den deutschen Banken. “Selbstverständlich müssen sich die Unternehmen darauf vorbereiten, dass in bestimmten Bereichen auch Kurzarbeit notwendig werden könnte”, sagte ein Sprecher. Bankenexperte Jan Duschek von der Gewerkschaft Verdi erläuterte, die Schließung von Filialen infolge der Coronakrise sei keine Voraussetzung für die Beantragung von Kurzarbeit. Es gebe schon in den Tarifverträgen sowie in innerbetrieblichen Regelungen Möglichkeiten, um Schwankungen von Arbeitsvolumen zu managen und Beschäftigung zu sichern.Insidern zufolge geht es bei möglichen Zwangsurlauben bei den Banken auch nicht um Zehntausende Mitarbeiter. Betroffen seien nur vereinzelte Bereiche der Institute etwa im Privatkundengeschäft, in der Sachbearbeitung, im Marketing oder in den Filialen. “Bisher ist Kurzarbeit rein hypothetisch, aber sollte der Druck durch die Coronakrise noch länger anhalten, will man vorbereitet sein”, sagte eine mit der Sache vertraute Person. So würden intern Betriebsvereinbarungen geändert oder angepasst, um im Notfall schnell reagieren zu können.Die Lage deutscher Geschäftsbanken ist zur Zeit zwiegespalten. In den Firmenkundenabteilungen laufen die Drähte heiß, weil Tausende Unternehmen KfW-Hilfskredite über ihre Hausbanken beantragen. Zum anderen werden Filialen geschlossen. “Wir sehen einen riesigen Beratungsbedarf unser Kunden. Daher stellt sich die Frage nach Kurzarbeit aktuell nicht”, sagte Michael Mandel, Privatkundenvorstand bei der Commerzbank, zu Reuters. Teilweise versuchten die Banken Mitarbeiter aus dem Privatkundengeschäft bei der Firmenkundenberatung einzusetzen, sagte Szukalski. Oft sei dies aber kurzfristig nicht möglich. Bei der HypoVereinsbank (HVB) hieß es, alle Mitarbeiter seien im vollen Einsatz und Kurzarbeit sei kein Thema.