Deutsche Leasing setzt auf Schub durch Finanzpaket
„Das viele Geld wird hoffentlich klug eingesetzt“
Deutsche-Leasing-Chef Ostermann setzt auf Impulse durch Finanzpaket, pocht aber auch auf Reformen – Geschäftsjahr auf Rekordniveau
fir Frankfurt
Von Tobias Fischer, Frankfurt
Die Deutsche Leasing hat im vergangenen Geschäftsjahr wieder zugelegt und rechnet auch für das laufende Jahr mit weiterem Zuwachs. Auf das jüngst vom Deutschen Bundestag beschlossene Investitionspaket setzt Vorstandschef Kai Ostermann die Hoffnung, dass es die lahmende Wirtschaft anschiebt.
Die Deutsche Leasing verspricht sich von dem nun verabschiedeten milliardenschweren Finanzpaket Rückenwind für das eigene Geschäft sowie die Konjunktur insgesamt. „Die Investitionen können der deutschen Wirtschaft einen Schub geben“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Gruppe, Kai Ostermann, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Von einem merklichen Effekt geht er jedoch erst für 2026 aus.
Kritik an Vorgehensweise
Die schiere Größe des Pakets, das ein Sondervermögen von 500 Mrd. Euro für Investitionen und Ausnahmen von der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben vorsieht, gemahne allerdings auch zur Disziplin. „Das viele Geld wird hoffentlich klug eingesetzt. Schulden sind nämlich kein Ersatz für Reformen, es bedarf also weiterer Anstrengungen, Strukturreformen und an der einen oder anderen Stelle Einsparungen.“
Kritisch sieht er den Weg, den die Politik geht, nämlich zuerst die Geldbeträge und dann festzulegen, was damit geschehen soll. "Das ist nicht ganz ungefährlich.“ Ziel muss es Ostermann zufolge sein, das Geld möglichst effizient auszugeben. „Dann kann es Impulse verleihen und Teil einer Wachstumsagenda sein.“ Eine Rolle dabei könne die Deutsche Leasing spielen, die als Spezialist der Sparkassen-Finanzgruppe für Leasing und Factoring sowie begleitende Dienstleistungen über eine gute Ausgangsposition verfüge. „Hier haben wir einiges zu bieten.“
Schwieriges Umfeld
Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24, das bis zum 30. September verlief, hat die in Bad Homburg ansässige Gruppe in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zugelegt und Ostermann zufolge Rekordniveau erreicht. Wuchs das Neugeschäftsvolumen im Vergleich mit dem vorherigen Geschäftsjahr gedämpfter, nämlich von 10,1 Mrd. auf 10,3 Mrd. Euro, und der Substanzwert von 2,4 Mrd. auf 2,5 Mrd. Euro, so stieg das wirtschaftliche Ergebnis kräftig von 180 Mill. auf 216 Mill. Euro.
"Wir haben die positive Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt, auch wenn uns die Wirtschaftsentwicklung nicht gerade geholfen hat“, kommentiert der Vorstandschef die Zahlen. Als Gründe für das höhere Ergebnis nennt er gesteigerte Deckungsbeiträge. "Wir haben gute Leasingerträge und mehr Zinserträge erzielen können.“ Die Gesellschafter, also die Sparkassen, werden mit einer höheren Ausschüttung bedacht: 45 Mill. Euro erhalten sie, nachdem es 40 Mill. Euro im Geschäftsjahr zuvor gewesen waren. Für das laufende Geschäftsjahr, dessen erste Hälfte fast verstrichen ist, geht Ostermann davon aus, „dass es gelingen sollte, wieder leicht zu wachsen“.
Grüne Transformation als Treiber
In den Zahlen des Geschäftsjahres 2023/24 haben sich die Auswirkungen der Kapitalerhöhung über 300 Mill. Euro noch nicht niedergeschlagen. Um Projekte zur grünen Transformation wie Windparks und Solaranlagen, Stromnetze und Batteriespeicher voranzutreiben, wird das Eigenkapital bis 2026 in drei Tranchen eingebracht, die erste erfolgte im vergangenen Oktober. „Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 1 Mrd. Euro Neugeschäft mit erneuerbaren Energien gemacht", führt Ostermann aus. „Das wollen wir ungefähr auch in diesem Geschäftsjahr wieder erreichen.“
USA bleiben relevanter Markt
Die Deutsche Leasing begleitet ihre Kunden, die zumeist dem Mittelstand angehören, in 22 Auslandsmärkte. Deutschland ist ihm zufolge mit 75% Anteil der größte Markt, hinkte im vergangenen Geschäftsjahr aber hinterher, was das Wachstum angeht.
Gute Chancen rechnet sich Ostermann weiterhin in den USA aus, wenn auch von niedriger Basis aus. Das Neugeschäft stieg zuletzt auf 317 Mill. von zuvor 215 Mill. Euro. Auch wenn Agenda und Regierungsstil von Präsident Donald Trump Herausforderungen mit sich bringen, geht Ostermann von einer weiterhin starken US-Wirtschaft aus. „Alles in allem erwarten wir, dass die USA trotz all der politischen Themen für uns ein relevanter und interessanter Markt bleiben.“
Wachstum kann sich Ostermann zwar auch anorganisch vorstellen, doch sei nichts in Sicht: „Wir haben keine konkreten Kaufziele, um zu wachsen. Aber wir halten natürlich Augen und Ohren offen", sagt er. "Wenn es eine gute Gelegenheit und passende Konstellation gibt, dann ist vieles möglich.“ Als Beispiel nennt er die Übernahme des Geschäfts mit Caravan-Händlern in der Händlereinkaufsfinanzierung von S-Kreditpartner im vergangenen Jahr. Das Geschäftsvolumen belief sich auf 650 Mill. Euro.
IT zurückgeholt
Etwa 50 Mitarbeiter stießen im Zuge der Transaktion zur Deutschen Leasing. Dass sich die Zahl der Beschäftigten im Geschäftsjahr um insgesamt rund 200 auf 3.100 erhöhte, erklärt Ostermann auch damit, personell vorzusorgen und junge Menschen für den Konzern zu gewinnen. „Wir müssen uns auf die demografischen Veränderungen einstellen, die insbesondere in den nächsten fünf bis zehn Jahren greifen.“ So werden ihm zufolge allein in den kommenden fünf Jahren 200 bis 300 Beschäftigte altersbedingt ausscheiden.
Als weitere Gründe für den Aufwuchs führt er höhere regulatorische Anforderungen an sowie die Stärkung der IT-Abteilung. Nach der Cyberattacke im Juni 2023, welche die Deutsche Leasing über Wochen beeinträchtigt hatte, seien manche IT-Funktionen, die ausgelagert waren, wieder ins Haus geholt worden.
