Deutsche Schadenversicherer geraten unter Druck
ak Köln
Die deutschen Schadenversicherer geraten durch die Inflation unter Druck. Vor allem die größte Sparte Kfz-Versicherung stehe dabei im Fokus, sagte Claudia Hasse, Deutschland-Chefin der Munich Re für die Schadenrückversicherung, bei einem Pressegespräch kurz vor dem Branchentreffen in Baden-Baden. Dort werden in den kommenden Tagen die Konditionen und Preise für die Rückversicherung in Europa im kommenden Jahr verhandelt.
„Die Profitabilität im Kfz-Erstversicherungsmarkt kommt aktuell sehr ernsthaft unter Druck“, sagte Hasse. Sie rechnet mit einem versicherungstechnischen Verlust in der deutschen Kfz-Versicherung, nachdem die Schaden-Kosten-Quote in den beiden vergangenen Coronajahren durch die eingeschränkte Mobilität sehr moderate 90,6% (2020) und 95% (2021) betragen hatte. Das durchschnittliche Schadenvolumen steige, erläuterte Hasse. „Wir sehen eine hyperinflationäre Entwicklung bei Ersatzteilen, Reparaturkosten, Neu- und Gebrauchtwagen.“ Das werde durch die geringere Schadenhäufigkeit auch nicht kompensiert.
Claudia Hasse beklagte außerdem anhaltend hohe Feuerschäden bei gewerblichen und Industriekunden in Deutschland. Das betreffe alle möglichen Branchen, so dass kein Muster erkennbar sei. Die negative Entwicklung aus dem Jahr 2021 setze sich im laufenden Turnus fort. Auch ohne signifikante Großschäden werde die Feuerversicherung im Portfolio der Munich Re in diesem Jahr einen technischen Verlust ausweisen.
Wie auch schon Konkurrentin Swiss Re am Vortag geäußert hatte, erwartet auch die Munich Re in den neuen Verträgen steigende Selbstbehalte. Das führe dazu, dass die Ergebnisvolatilität der Kunden zunehmen dürfte und teilweise auch die Kapitalbasis bei hohen Schäden in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte. Den von Swiss Re genannten zusätzlichen Kapazitätsbedarf deutscher Kunden von 2,5 Mrd. Euro an Naturkatastrophendeckungen im Markt bezeichnete Hasse als plausibel.
Profitables Cybergeschäft
Profitabel wirtschaftet die Munich Re in der Cyberversicherung. Während sie weltweit auf eine Schaden-Kosten-Quote von rund 85% kommt – und damit deutlich besser als diverse defizitäre Konkurrenten abschneidet –, liege die Quote in Deutschland „einen Tick höher“, wie Hasse sagte. Im Heimatmarkt komme die Munich in der noch jungen Sparte auf einen Marktanteil von über 20%. Im europäischen Cyberversicherungsgeschäft erwartet der Konzern für 2022 für den gesamten Markt Beitragseinnahmen von rund 2 Mrd. Euro, fünfmal so viel wie noch vor fünf Jahren.