Deutsche sparen gegen Zinsverluste an

Geldvermögen der Privatleute wächst trotz des Hangs zu kurzfristigen Anlagen

Deutsche sparen gegen Zinsverluste an

fir Frankfurt – Das Geldvermögen der deutschen Privathaushalte wächst dank Sparsamkeit und Kursgewinnen stetig: Ende vergangenen Jahres erreichte es 5,86 Bill. Euro und damit 78 Mrd. Euro bzw. 1,4 % mehr als im dritten Quartal. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum belief sich das Plus gar auf 5 %, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag mitteilte. Das Sparverhalten der Deutschen folgt dabei dem angesichts des Niedrigzinsumfelds bekannten Muster, vorwiegend kurzfristig und risikoarm anzulegen. Um im Fall einer Zinserhöhung flexibel sein und die Gelder rasch in höher verzinsliche Anlagen umschichten zu können, parken die hierzulande eher auf Sicherheit bedachten Sparer ihre Mittel zu einem guten Teil in Sichteinlagen, also auf Giro- und Tagesgeldkonten, und bar. Im Schlussquartal stieg dieser Betrag noch einmal um 41 Mrd. auf 1,48 Bill. Euro, obwohl die Sparer so Geld verbrennen. Denn allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres seien den Deutschen 7,1 Mrd. Euro wegen schlecht verzinster Geldeinlagen entgangen, hat die Comdirect Bank gemeinsam mit Barkow Consulting ausgemacht. Trotz eines Realzinses von -1,30 %, der sich bei durchschnittlichen Zinsen für Tages- und Festgeldern sowie Spareinlagen von 0,20 % und einer Inflationsrate von 1,50 % ergibt, blieben diese Geldanlagen höchst beliebt, wie dem am Freitag veröffentlichten Realzins-Radar zu entnehmen ist, der quartalsweise erscheint. “Wenn ein mit Wasser gefülltes Fass ein Leck hat, würde man versuchen, das Loch zu stopfen. Deutsche Sparer verhalten sich anders: Sie schütten immer mehr Wasser in das Fass in der Hoffnung, so den Pegel halten zu können”, wird Comdirect-Vorstandschef Arno Walter in Bezug auf das paradox anmutende Sparverhalten zitiert. Aktien zahlen sich ausDarüber hinaus flossen Versicherungen netto 15 Mrd. Euro zu. Ungeachtet der Präferenz der privaten Haushalte für liquide oder als risikoarm empfundene Anlagen legten die Investments in Aktien – meist aus dem Ausland – und Fondsanteile deutlich zu, was auf ein gesteigertes Renditebewusstsein hinweise, wie die Bundesbank festhält. Kursgewinne in diesen Anlagen trugen ihren Anteil zu dem gewachsenen Geldvermögen bei. Die Verbindlichkeiten der Privathaushalte erhöhten sich unterdessen nur um 12 Mrd. Euro oder 0,7 % auf knapp 1,73 Bill. Euro, so dass das Nettogeldvermögen insgesamt um gut 65 Mrd. auf 4,13 Bill. Euro anschwoll. Die Bundesbank beobachtet nach eigenen Angaben bereits seit Mitte 2013 einen steten Anstieg der Außenfinanzierung. Meist handele es sich um inländische Banken, die Geld in Form von Wohnungsbaukrediten bereitstellten. Derweil schwand das Nettogeldvermögen der Unternehmen leicht um knapp 14 Mrd. Euro und lag mit -1,82 Bill. Euro fast 7 % unter dem Vorjahreswert. Das transaktionsbedingte Geldvermögen der Firmen legte weiter um 67 Mrd. Euro zu. Neben dem Aufbau sonstiger Forderungen, die auch Handelskredite und Anzahlungen umfassen, investierten sie mit gut 23 Mrd. Euro vor allem in Bargeld und Einlagen und darüber hinaus 8 Mrd. Euro in Aktien und sonstige Anteilsrechte, heißt es von der Bundesbank.