Sachwerte

Deutscher Immobilienmarkt brummt

Der Schwung am deutschen Immobilieninvestmentmarkt hat sich nochmals erhöht. Das erste Jahresviertel ist „eines der stärksten Auftaktquartale überhaupt“ gewesen, hält der Dienstleister CBRE fest.

Deutscher Immobilienmarkt brummt

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Am deutschen Immobilienmarkt gibt es kein Halten mehr. Im Startquartal ist das Volumen der dortigen Transaktionen binnen Jahresfrist um 51% auf 23,9 Mrd. Euro in die Höhe ge­schossen, wie CBRE erhoben hat. Da­mit seien die ersten drei Monate des Jahres „eines der stärksten Auftaktquartale überhaupt“ gewesen, teilt der Immobiliendienstleister mit.

Die jüngsten Zahlen sind Wasser auf die Mühlen jener Beobachter, die eine Überhitzung des Marktes be­fürchten, und sie bestätigen zugleich jene, die der Anlageklasse Immobilien ungeachtet der Aussicht auf eine Zinswende weiterhin günstige Perspektiven bescheinigen. Bei Aufsehern nehmen angesichts des Immobilienbooms seit längerem die Sorgen zu. Um entsprechende Gefahren am Wohnimmobilienmarkt einzudämmen, verhängte die BaFin erst in der vergangenen Woche einen sektoralen Kapitalzusatzpuffer von 2%, nachdem sie zuvor den antizyklischen Kapitalpuffer aktiviert hatte.

Im ersten Quartal dominierten am Markt die großen Tickets: 62% des Volumens entfielen auf Transaktionen über jeweils mehr als 100 Mill. Euro. „Das Transaktionsvolumen ging an allen sieben Top-Märkten spürbar nach oben, und auch internationale Investoren waren deutlich stärker aktiv“, kommentiert Fabian Klein, Head of Investment bei CBRE in Deutschland. Sie betrachteten Deutschland als wichtigsten Zielmarkt für europäisches Anlagekapital. „Die Spitzenrenditen der verschiedenen Assetklassen blieben im Vergleich zum letzten Quartal 2021 größtenteils stabil“, berichtet CBRE. Anlagen in sogenannte Core- und Core-plus-Immobilien machten demnach 59% des Volumens aus nach 63% im Vorjahresquartal.

Ein Rekordvolumen von 9,8 Mrd. Euro meldet BNP Paribas Real Estate für den deutschen Büroinvestmentmarkt, mit gut 40% des gesamten Transaktionsvolumens die wichtigste Assetklasse. Dies sind 180% mehr als im von der Pandemie geprägten Vorjahresquartal. Für den Logistik-Investmentmarkt hat das Haus einen Anstieg des Volumens binnen Jahresfrist um 133% auf 4,8 Mrd. Euro er­mittelt, ebenfalls eine Höchstmarke. Im Retail-Investment-Segment lag der Umsatz mit gut 2 Mrd. Euro wiederum knapp ein Fünftel unter dem langjährigen Durchschnitt, auch wenn er damit den Vorjahreswert noch um 39% übertraf.

Die Aussichten schätzt man in der Branche trotz Ukraine-Kriegs nicht unbedingt negativ ein. Es sei davon auszugehen, „dass das Jahr von he­rausfordernden Situationen geprägt sein wird“, erklärt Konstantin Kortmann, designierter Deutschlandchef von Jones Lang LaSalle. Bei aller Skepsis seien aber auch positive Impulse möglich. So könnte durch die nun hoffentlich nachlassende Pandemie Nachholeffekte einsetzen, die die wirtschaftlichen Effekte des Kriegs in der Ukra­ine abfederten. Wegen des Krieges seien bislang keine Transaktionen ab­geblasen worden, heißt es bei CBRE. Insbesondere in Zeiten steigender Inflationsraten böten Immobilien einen gewissen natürlichen Schutz durch die Indexierung von Ge­werbemietverträgen. Die Transaktionspipeline sei „weiterhin gut ge­füllt“ und die Investoren seien weiter zu­versichtlich. Vor allem im Logistiksektor und bei „lebensmittelgeankerten Handelsobjekten“ erwarte man weitere Renditekompressionen.