jsc Frankfurt – Der seit Jahren währende Trend zu Mischfonds ist in Deutschland stärker ausgeprägt als im europäischen Ausland. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten hat die Bundesrepublik den Anteil der Produkte am gesamten Publikumsfondssegment von 12 auf 32 % nach oben geschraubt, zeigt eine Auswertung der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors. Der Anteil im europäischen Gesamtmarkt legte in der gleichen Zeit lediglich von 21 auf 26 % zu. Höher als in Deutschland ist der Anteil allerdings in Spanien (siehe Grafik). Der Untersuchung liegen Daten der Analysefirma Broadridge zugrunde. Getragen wurde der starke Zuwachs in Deutschland durch ein hohes Neugeschäft: 213 Mrd. Euro flossen den Mischfonds hier im untersuchten Zeitraum zu. Im Verhältnis zum Volumen der Mischfonds fiel der Absatz über die erfassten anderthalb Jahrzehnte hinweg nahezu durchgehend überproportional aus, also stärker als insgesamt bei den anderen Anlageklassen. Aus Aktienfonds flossen seit 2002 bis Mitte 2017 rund 70 Mrd. Euro ab. In Europa fiel der Unterschied weniger stark aus. Aktienfonds erzielten hier ein positives Neugeschäft, und auch andere Anlageklassen schnitten vergleichsweise besser ab.Allerdings besteht nur ein geringer Zusammenhang zwischen dem Absatz von Misch- und von Aktienfonds, wie Allianz Global Investors festhält. Die Gesellschaft interpretiert das so: Während die Zu- und Abflüsse von Aktienfonds insbesondere vom Auf und Ab der Börsenkurse abhängen, zeigen sich Anleger von Mischfonds wenig beeindruckt von der aktuellen Lage an den Märkten. Sie widerstehen also dem Versuch, sich “prozyklisch” zu verhalten, also in Hochphasen zu investieren und nach einem Einbruch der Börsenkurse zu verkaufen. Wachs in den OhrenDie Autoren sehen darin eine “Odysseus”-Strategie: Der Mythenheld der Antike entkam der Sage nach dem Ruf der Sirenen, indem er sich an den Schiffsmast anbinden ließ, während die Mitglieder seiner Mannschaft ihre Ohren mit Wachs verschlossen. Das Schiff folgte somit nicht dem Ruf der Fabelwesen ins Verderben – so, wie auch Mischfondsanleger sich nicht von den Launen der Märkte anstecken lassen. Allerdings prägt nicht zuletzt die Vertriebsstrategie den Absatz der Produkte, wie Hans-Jörg Naumer einräumt, Leiter der globalen Kapitalmarktanalyse und des thematischen Research der Gesellschaft. So seien Sparpläne ein probates Mittel, um sich als Anleger vor einseitigem Handeln zu bewahren. Nicht immer aber habe es eine Fondsgesellschaft in der Hand, ob ein Produkt als Sparplan verkauft werde.