Die Alternative zu Staatsanleihen

Investitionen in Exportkredite mit Staatsgarantie

Die Alternative zu Staatsanleihen

Anja NieberdingGeschäftsführerin Deutschland, NN Investment PartnersNoch ein wenig exotisch oder schon fest im Alltag etabliert? Im Fall der Anlageklasse Alternative Credit dürfte die Antwort auf diese Frage je nach Investor noch unterschiedlich ausfallen. Aber wie auch immer sie lautet, Alternative Credit, und insbesondere Private Debt, lohnt einen Blick. Das Segment öffnet die Tür zu Renditeaufschlägen gegenüber Anleihen mit vergleichbarem Risiko und zeichnet sich durch eine große Bandbreite aus. Sie reicht von Hypotheken- und Infrastrukturdarlehen bis zu Unternehmenskrediten und staatlich garantierten Exportfinanzierungen, sogenannten EKA-Krediten. Letztere stellen eine Alternative zu sicheren Staatsanleihen dar, die Renditeaufschläge gewährleistet.EKA-Kredite eignen sich für Investoren, die ihre Staatsanleihe-Portfolios optimieren und diversifizieren möchten. Exportkreditagenturen (kurz EKAs) sind staatlich geförderte Einrichtungen, die die Exportindustrie des jeweiligen Landes unterstützen. Sie helfen den Käufern, exportierte Produkte und Dienstleistungen zu günstigen Bedingungen zu finanzieren. Dank der Garantie durch Staaten mit sehr gutem Kreditrating besitzen EKA-Kredite dasselbe Kreditrisiko wie die Staatsanleihen der entsprechenden Länder. Darüber hinaus bieten die meisten EKA-Kredite eine variable Verzinsung. Die Finanzierung findet in der Regel in Form von Direktkrediten, Zahlungsgarantien oder Exportversicherungen statt. Diese Art der Finanzierung wird von verschiedenen Sektoren weltweit genutzt. Beispiele sind die Luft- und Schifffahrt, erneuerbare Energien und Infrastruktur sowie das Segment der kleineren und mittleren Unternehmen. Die Krediteigenschaften weisen in der Regel die nachfolgend beschriebenen wesentlichen Merkmale auf.EKA-Kredite sind in Hartwährungen denominiert, unabhängig von der Landeswährung der garantiegebenden Regierung. Die US-Regierung gewährt z.B. viele Kreditgarantien in Euro. So können Investoren aus dem Euroraum ihre regionale Positionierung ohne die Kosten einer Währungsabsicherung diversifizieren.Der Markt für staatsgarantierte Exportkreditfinanzierungen wurde traditionell von Banken dominiert. Die Auswirkungen der Regulierung beschränken jedoch heute die Fähigkeit der Banken, Kredite mit den vom Markt verlangten Volumina und Laufzeiten zu gewähren. Dieser strukturelle Wandel eröffnet institutionellen Anlegern die Chance, in skalierbarem Umfang an diesem wichtigen Bestandteil des Welthandels teilzuhaben. So hat beispielsweise NN Investment Partners im Jahr 2018 das erste EKA-Kredit-Mandat für einen deutschen Investor aufgelegt und kann dabei auf Investmenterfahrungen mit den meisten Exportkreditagenturen bonitätsstarker Staaten zurückgreifen. Dazu zählen u. a. Euler Hermes (Deutschland), US Exim (USA), UKEF (Großbritannien), Coface/Bpifrance (Frankreich), EKF (Dänemark), Atradius (Niederlande), EKN (Schweden) und EDC (Kanada).Beispiel: So funktioniert ein EKA-Kredit1. Ein US-Flugzeughersteller möchte ein Flugzeug an eine holländische Fluggesellschaft verkaufen.2. Da Fluggesellschaften häufig kein Investment-Grade-Rating besitzen, ist es für sie teuer, den Kauf eines Flugzeugs zu finanzieren.3. Um den Absatz des Flugzeugherstellers zu unterstützen, gewährt die Exportkreditagentur der US-Regierung US Exim eine Garantie auf den zur Finanzierung des Flugzeugs verwendeten Kredit.4. Dieser EKA-Kredit hat einen höheren Zinssatz als US-Staatsanleihen, ist aber für die holländische Fluggesellschaft deutlich günstiger als ein herkömmlicher Kredit.5. Handelsbanken arrangieren diese Kredite und waren traditionell auch die einzigen Kreditgeber.6. Seit einiger Zeit können auch Investoren außerhalb des Bankensektors diese Finanzierungen zur Verfügung stellen.Da im aktuellen Zinsumfeld mit Staatsanleihen nur geringe oder negative Renditen erzielt werden können, stehen institutionelle Investoren mit großen Staatsanleiheportfolios bei der Reinvestition vor deutlichen Herausforderungen. Wenn sie einen Teil in EKA-Kredite allokieren, können die Renditen bei gleichem zugrundeliegenden Länder- und Kreditrisiko – und der damit verbundenen Mindesteigenkapitalunterlegung – deutlich gesteigert werden. Im Gegenzug sollten EKA-Kredite als Buy-and-Hold-Investments verstanden werden, die einen Teil der Portfolioliquidität binden.Aktuell sind aus unserer Sicht solche EKA-Kredite besonders interessant, die von der britischen UKEF garantiert werden. Sie bieten aufgrund der Brexit-Diskussionen eine Prämie gegenüber Krediten anderer vergleichbarer EKAs, das Kreditrisiko ist jedoch nur unbedeutend höher. Auch ein Blick auf Finnvera, die finnische EKA, lohnt sich, da sie dabei ist, ihr Angebot an Krediten mit 100-Prozent-Garantie zu erweitern.Weltweit nutzen zahlreiche Branchen EKA-Kredite. Darunter befinden sich auch zunehmend Finanzierungen ökologisch nachhaltiger Projekte, wie z.B. Windkraftanlagen. Bereits seit vielen Jahren ein sehr aktiver Nutzer ist die Luftfahrtindustrie. Eine interessante aktuelle Entwicklung sind hier Finanzierungen der Triebwerkswartung und -reparatur. Die einzelnen Transaktionen liegen typischerweise bei rund 5 Mill. US-Dollar und haben eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren. Um auf ein angemessenes Volumen für Investoren zu kommen, werden diese Transaktionen in Rahmenverträgen zusammengefasst. Der regionale Fokus liegt noch in den USA, das Thema wird aber aktuell auch von europäischen EKAs diskutiert.Fazit: Institutionelle Investoren mit großen Staatsanleihe-Portfolios allokieren zunehmend einen Teil der Gelder in EKA-Kredite. Mit ihnen können die Renditen bei gleichem Länderrisiko erheblich gesteigert und Portfolios um ein stabiles Buy-and-Hold-Investment ergänzt werden.