ZERTIFIKATE

Die Anlageideen der Profis für 2020

Von strukturierten ESG-Anleihen, Express-Strukturen über Discounter auf Dax und Öl bis zu einem Index-Zertifikat auf den Deutschen Aufsteiger Index und einem Mini-Short-Produkt auf den Dollar-Index. Von Werner Rüppel Das Börsenjahr 2019 war ein...

Die Anlageideen der Profis für 2020

Von strukturierten ESG-Anleihen, Express-Strukturen über Discounter auf Dax und Öl bis zu einem Index-Zertifikat auf den Deutschen Aufsteiger Index und einem Mini-Short-Produkt auf den Dollar-Index.Von Werner RüppelDas Börsenjahr 2019 war ein besonders gutes für Aktien. Dies hatte vor Jahresfrist kaum einer der Kapitalmarktstrategen erwartet. Schließlich hat die rasche und deutliche 180-Grad-Drehung der Notenbanken zurück zur geldpolitischen Lockerung so gut wie alle Börsianer überrascht. Insofern haben auch die Anlageideen der führenden Zertifikateemittenten in Deutschland, die hier in rendite vor Jahresfrist aufgezeigt wurden, Dax und Co. 2019 nicht geschlagen. Gleichwohl waren die damals aufgezeigten Zertifikate meist erfolgreich. So haben Index-Zertifikate, Aktienanleihen, konservative Protect-Aktienanleihen oder Index-Zertifikate alle im Wert zugelegt. Nur wird eine defensive Struktur, wenn die Aktienmärkte phänomenal laufen, nie Dax und Co. schlagen. Ihre Stärken spielt sie dafür meist in einer Seitwärtsbewegung oder auch häufig in einer begrenzten Abwärtsbewegung aus. Und nicht zuletzt treffen defensiv ausgerichtete Anlagezertifikate das Sicherheitsbedürfnis vieler Investoren.Gerade haben wir wieder acht Zertifikateprofis nach ihren Anlageideen für das kommende Jahr befragt. Dabei dominieren erneut defensive Strukturen, aber es sind auch mehrere spekulativere Papiere dabei. Hussam Masri, Leiter Private Banking, Produktmanagement und Product Sales bei der DekaBank, favorisiert im aktuellen Umfeld Express-Zertifikate. Denn diese Struktur würde gerade in Zeiten niedriger Zinsen und seitwärts tendierender Aktienmärkte die Chance auf eine attraktive Rendite bieten, die deutlich höher ausfällt als bei sicheren Staatspapieren. “Express-Zertifikate gibt es in zahlreichen Varianten, deren Ausgestaltung auch für defensive Anleger interessant sein kann”, erläutert Masri. “Bei Fälligkeit existiert grundsätzlich ein Puffer gegen Kursverluste des Basiswertes, der je nach individueller Risikoneigung auch sehr hoch gewählt werden kann.” Bewährtes ProduktMatthias Hüppe von HSBC Trinkaus & Burkhardt favorisiert mit Discount-Zertifikaten auf den Dax erneut ein bewährtes Produkt mit defensivem Charakter. Discount-Zertifikate wurden nämlich von Thomas Zwirner bei Trinkaus & Burkhardt vor mehr als zwanzig Jahren entwickelt (vgl. Im Porträt, Seite 62 und 63). Und Praxisstudien konnten nachweisen, so Hüppe, dass Discounter die Wahrscheinlichlichkeit für das Erzielen einer positiven Rendite im Vergleich zum jeweiligen Basiswert erhöhen. Auch Anouch Wilhelms von der Commerzbank favorisiert Discount-Zertifikate, die in Zeiten von Nullzinsen und Aktienmärkten mit Rekordhochständen vor allem “in der Gunst der Investoren” zulegen konnten und insofern Anlegers “Lieblinge” sind. Ein besonderes Thema hierbei seien Rohstoffe und insbesondere Öl. “Vor allem der Ölpreis der Nordseesorte Brent wird häufig im Zertifikatebereich gehandelt”, sagt Wilhelms. “Es gibt für Privatanleger wenig Alternativen, wenn es um ein Investment in den Ölpreis geht.” Als Anlageidee nennt er ein währungsgesichertes Discount-Zertifikat der Commerzbank auf Öl (Brent) mit einem Cap bei 50 Dollar (zum Beispiel mit der ISIN DE000CU0GVG1). Bei diesem Produkt könne der Ölpreis deutlich fallen und es komme gleichwohl die maximale Rendite zur Auszahlung.”Das Jahr 2020 wird erneut vom Thema Niedrigzins beziehungsweise Nullzins oder sogar Negativzins geprägt sein”, sagt Christine Romar, Derivateexpertin bei der Citigroup. “Wer in diesem Umfeld trotzdem eine potenzielle Rendite erwirtschaften und dabei noch nachhaltig investieren möchte, für den könnte eine strukturierte ESG-Anleihe eine passende Möglichkeit sein. Diese Produkte bieten eine zukunftsorientierte ESG-konforme Investmentlösung mit attraktiven Renditechancen.”Auch Markus Landau, Derivate-Sales-Experte bei der DZ Bank, favorisiert mit Aktienanleihen bewährte defensive Strukturen. “Nachdem Märkte wie der Dax im Jahr 2019 zur Überraschung vieler noch eine starke Performance erzielt haben, stellt sich die Frage, ob sich dieses Ergebnis im kommenden Jahr wiederholen lässt”, erklärt Landau. “Anleger, die eher davon ausgehen, dass das Aufwärtspotenzial nun begrenzter ist und es möglicherweise eher auf seitwärts laufende bis leicht fallende Kurse hinauslaufen könnte, finden in Aktienanleihen eine Investmentlösung, die in diesen Szenarien ihre Stärken ausspielt.” Je nach Präferenz könnten Anleger zwischen defensiven Papieren mit hohem Risikopuffer oder chancenorientierten Varianten mit interessanten Kupons auswählen.Hingegen stuft Sebastian Bleser von der HypoVereinsbank (HVB) ein Open-End Index-Zertifikat (ohne Laufzeitbegrenzung) der HVB auf den Deutschen Aufsteiger Index (DE000HX8SH70) als aussichtsreich ein. Dieser Index beinhaltet jeweils drei potenzielle Aufsteiger für Dax, MDax, SDax und TecDax, also insgesamt zwölf Titel. Indexanpassungen werden jeweils im Januar, April und August und Oktober vorgenommen. In den Index fließen die Nettodividenden der Aktien mit ein. Für das Zertifikat wird ein sogenanntes Verwahrentgelt von 0,5 % im Jahr erhoben. Dollar könnte fallenKemal Bagci von BNP Paribas hält ein Mini-Short-Zertifikat auf den Dollar-Index (DE000PZ7ZF23) für aussichtsreich. Dabei handelt es sich um ein spekulativeres Produkt. Der Dollar-Index bildet die Entwicklung des Dollar gegenüber den wichtigsten Handelswährungen ab. “Die Fed hat erneut die Zinsen gesenkt, das dritte Mal. Diesmal jedoch betont sie, dass es keinen Automatismus gibt, sondern dass sie die Daten genau beobachten wird”, erläutert Bagci. “Der Markt wertet dies als Signal für eine Zinspause. Aus Sicht unserer Analysten jedoch wird sich die Datenlage für die USA noch einmal verschlechtern und die Fed zu drei weiteren Zinsschritten bewegen.” Daher erwartet BNP Paribas, dass der Dollar gegenüber den Handelswährungen der Welt in den nächsten Monaten fallen könnte. Durch einen Mini-Short auf den US-Dollar-Index könnten Anleger gehebelt an einer möglichen Abwertung des Dollar partizipieren.”Das Jahr 2020 wird aller Voraussicht nach von Phasen hoher Volatilität geprägt sein”, so Stefano Angioni von der Société Générale. “Davon könnten insbesondere Optionsscheine profitieren. Anleger, die sich diesen Umstand zunutze machen möchten, müssen allerdings bei der Auswahl von konkreten Produkten nicht nur die historische Volatilität berücksichtigen, sondern auch die implizite, also die mögliche zukünftige Entwicklung der Schwankungsbreite des Basiswertes in der geplanten Haltedauer des Optionsscheins.”