Die BaFin prescht vor

Exekutivdirektor Röseler: Wir wollen das Meldewesen grundlegend auf den Prüfstand stellen

Die BaFin prescht vor

Die BaFin prescht in der Frage einer Reform des Meldewesens vor und will seine momentane Struktur grundlegend auf den Prüfstand stellen, wie Exekutivdirektor Raimund Röseler erklärt. Das System gleicht europaweit einem Flickenteppich. Reformbemühungen der EZB scheinen erlahmt. Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) plant eine fundamentale Reform des Meldewesens mit dem Ziel, seine Effizienz zu erhöhen. “Wir wollen das Meldewesen grundlegend auf den Prüfstand stellen”, sagt Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin, der Börsen-Zeitung.Damit prescht die Finanzaufsichtsbehörde erneut vor. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschäftigt sich schon seit Jahren mit einer europaweiten Harmonisierung des Systems. Ihre unter den Stichworten “European Reporting Framework” sowie “Banks` Integrated Reporting Dictionary” (BIRD) firmierenden Bemühungen haben bislang indes noch keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Ihre Website zu BIRD hat die EZB im August nach einer Hacker-Attacke vom Netz genommen. Die BaFin hat bereits mehrfach europaweite Regelungen mit eigenen Vorgaben zum Beispiel zur Vergütung sowie jüngst mit einem Merkblatt zur Nachhaltigkeit vorweggenommen bzw. präjudiziert.Dass Handlungsbedarf besteht, darüber besteht sowohl bei Aufsehern als auch in der Kreditwirtschaft Konsens – ein Verantwortlicher beschreibt den momentanen Zustand im Meldewesen als “unterirdisch”. Auf der einen Seite beklagen Banken einen Wust an sich vielfach überlappenden Meldeanforderungen verschiedener Behörden. Die Institute müssen Anforderungen der EZB-Bankenaufsicht ebenso wie Anfragen der jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden sowie der European Banking Authority (EBA) bewältigen. Auf der anderen Seite hadern Aufseher mit der Qualität der Daten. So laufen bei der EZB Meldungen gemäß diverser nationaler Meldestandards ein. Zugleich nimmt der Umfang der zu meldenden Daten kontinuierlich zu, auch weil die europäische Bankenaufsicht einen stärker quantitativen Ansatz verfolgt als BaFin und Deutsche Bundesbank.Die Grenzen dieses Systems scheinen erreicht. Als etwa im vergangenen Jahr die Einführung einer neuen Meldesoftware durch den mit seinem Produkt “Abacus” marktführenden Anbieter Bearing Point hakte, wurde dies im Markt nicht nur auf Fehler bei Bearing Point, sondern auch auf die Komplexität heutiger Meldeanforderungen zurückgeführt. Diese ist mit Einführung des Kreditregisters Anacredit in neue Dimensionen vorgestoßen und sorgt dafür, dass das Meldewesen in Banken einen ansehnlichen Kostenblock bildet. Drei Optionen Wie eine Reform aussehen wird, steht für die BaFin noch nicht fest. Dem Vernehmen nach stehen derzeit drei Modelle zur Debatte: Erstens eine Umstellung innerhalb des gewohnten Formats, demzufolge Banken der Aufsicht Daten auf Anforderung liefern, zweitens ein Modell nach dem Vorbild der österreichischen Meldefabrik AuRep, die sich von Banken Rohdaten liefern lässt und diese nach einheitlichen Vorgaben in Berichte an die Aufsicht verwandelt, sowie zum dritten eine noch weiter gehende Variante, in welcher die Aufsicht direkten Zugriff auf die Daten der Banken erhält und auf dieser Basis die von ihr benötigten Meldungen selbst erstellt. Eine weitreichende Entschlackung des Meldeformats wurde zunächst ebenfalls in Betracht gezogen, scheint aber bereits verworfen worden zu sein.Bis zu einer Reform ist freilich ohnehin noch ein weiter Weg zurückzulegen. So muss die BaFin Fragen der Datensicherheit beantworten. Zu klären ist unter anderem ferner, inwieweit der Vorstand einer Bank noch für aufsichtliche Meldungen verantwortlich sein kann, die außerhalb der von ihm geleiteten Bank erstellt worden sind. Für das kommende Jahr hat sich die BaFin daher erst einmal eine Machbarkeitsstudie vorgenommen. An der Hand hat sie dafür fünf Banken, die sich als Piloten zur Verfügung stellen, darunter ein großes Institut. “Es gab noch sehr viel mehr Freiwillige”, deutet BaFin-Exekutivdirektor Röseler an, dass der Leidensdruck im deutschen Bankgewerbe offenbar erheblich ist. Dem Vernehmen nach überlegen derzeit auch in anderen Ländern Aufseher, das Meldewesen zu reorganisieren. Mit welchen Kennzahlen der Versuch der BaFin starten wird, ist noch offen.Die Kosten der Studie sollen “im Rahmen der ersten von drei Stufen der Studie quantifiziert” werden, wie es bei der BaFin auf Anfrage heißt. Abhängig von den Ergebnissen der ersten Stufe werde dann entschieden, ob und in welchem Umfang externe Berater hinzugezogen werden.Zugleich baut die BaFin dem Einwand vor, mit ihrer Initiative den Flickenteppich im europäischen Meldewesen noch zu vergrößern. “Bei unseren Überlegungen beziehen wir natürlich europäische Ansätze mit ein”, teilt die BaFin der Börsen-Zeitung zu der Frage mit, wie ein reformiertes deutsches Meldesystem in die europäische Landschaft passen würde. Ziel sei es, die Daten über eine Institution allen zuständigen Behörden bereitzustellen. Die Banken sollten nur an eine Stelle liefern müssen, welche die aufsichtlichen Daten dann weiter verteile. So laufe es aktuell etwa auch im Falle der European Banking Authority, welche die Daten von der BaFin erhalte. “Mit der Bundesbank arbeiten wir im Übrigen eng in dieser Sache zusammen. Meldewesen ist ein Thema, das beide Institutionen stark bewegt”, heißt es.