Die Bankenmetropole verliert Arbeitsplätze
Für den Finanzplatz Frankfurt gab es in den vergangenen Tagen gute und schlechte Nachrichten. Zuerst die schlechte: Der Standort verliert 600 Arbeitsplätze. Die gute: Er gewinnt eine Halbtagsstelle. Finanzplatz Frankfurt – das sind ja nicht nur an die 200 Banken mit fast 63 000 Beschäftigten, die Börse, Assetmanager, Versicherer, Ratingagenturen, EZB, Bundesbank oder Aufsichtsinstanzen wie BaFin und EIOPA. Zum Finanzplatz gehören auch Rechtsanwälte, Immobilienvermittler, Public- und Investor-Relations-Experten, Anlegerschützer, Finanzjournalisten, mitunter Steuerfahnder und Staatsanwälte, in ganz hohem Maße aber auch Wirtschaftsprüfer und Berater.Und gerade bei den Letztgenannten erleidet die deutsche Kapitale des Kapitals nun einen herben Rückschlag: PwC schwingt den Rotstift, legt Standorte zusammen, verlagert administrative Einheiten wie IT, Personal und Kommunikation aus dem Frankfurter “Tower 185” nach Düsseldorf, wo Büroraum zu günstigeren Mieten leer stehe. 600 von bisher 3 100 Beschäftigten in der Euro-City werden umziehen, pendeln, in den Ruhestand gehen oder sich einen neuen Arbeitgeber suchen müssen. Jährlich 50 Mill. Euro will die Gesellschaft auf diese Weise von 2019 an einsparen und für eine Investitionsoffensive einsetzen (vgl. BZ vom 10. Oktober).Drei Tage nach Bekanntgabe dieser Umstrukturierungspläne wurde ein Zuwachs am Finanzplatz Frankfurt gemeldet, der die Abgänge freilich nicht ganz zu kompensieren vermag. Die European Banking Federation (EBF), bislang ausschließlich an ihrem Sitz Brüssel residierend, hat ein Büro in “Bankfurt” eröffnet. In der EBF, die sich als die Stimme der europäischen Kreditwirtschaft versteht, sind 32 nationale Bankenverbände zusammengeschlossen, die wiederum rund 4 500 Institute unterschiedlichster Größe und geschäftlicher Ausrichtung mit etwa 2,5 Millionen Beschäftigten repräsentieren. Aus Deutschland gehört nur der Bundesverband deutscher Banken (BdB), die Interessenvertretung der privaten Säule des Kreditgewerbes, der EBF an.In einem zentral gelegenen Gebäude, das unter anderem auch eine Edeldisco beherbergt, verfügen die EBF und der BdB ebenso wie einige andere nationale Verbände nun über eigene Büro- und Konferenzräume, die indes nicht ständig besetzt sind. Die Präsenz in Europas Aufsichtshauptstadt, ein paar Schritte vom Sitz der jungen EZB-Bankenaufsicht entfernt, ist mit besagter Halbtagskraft somit zumindest fürs Erste äußerst bescheiden. Einen festen Repräsentanten etwa, der in der Mainmetropole den Kontakt zu Institutionen, anderen Verbänden oder indirekt angeschlossenen Banken hält, hat die EBF nicht.Die Arbeitsmarktbilanz für das Finanzzentrum sieht also auf Basis der aktuellen Nachrichtenlage nicht so erfreulich aus. Und sie dürfte sich kurzfristig eher noch verschlechtern. Am 29. Oktober will Co-Chef John Cryan Details zur “Strategie 2020” verkünden, durch die sein Haus “eine bessere Deutsche Bank” werden will. Ein Stellenaufbau dürfte damit auch in Frankfurt eher nicht verbunden sein.