Die Chancen am Devisenmarkt nutzen

Optionsscheine und Zertifikate auf Währungen profitieren von Schwankungen - Breites Angebot unterschiedlicher Produkte

Die Chancen am Devisenmarkt nutzen

Der Devisenmarkt ist der größte Finanzmarkt der Welt. Doch welche Faktoren beeinflussen die Wechselkurse? Und wie können Anleger vom Auf und Ab der Währungen profitieren? Eine Möglichkeit stellen Hebelprodukte dar.Kaum eine Anlageklasse fasziniert so sehr wie Währungen. Schon die schiere Größe des Devisenmarktes ist atemberaubend. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) liegt das durchschnittliche Handelsvolumen bei 5,1 Bill. Dollar – pro Tag wohlgemerkt. Damit ist der Devisenmarkt – auch als Forex beziehungsweise FX bezeichnet – der mit Abstand liquideste Markt der Welt. Das wiederum sorgt für höchste Preiseffizienz, geringe Spreads sowie eine hohe Orderausführgeschwindigkeit. Zum Vergleich: An den weltweiten Aktienmärkten wird täglich nur ein Fünfzehntel des FX-Volumens umgesetzt. Auch kennt der Handel mit Währungen aufgrund der verschiedenen Zeitzonen keine Ruhepause. Mit einem Anteil von fast 90 % am Transaktionsvolumen ist der US-Dollar die unangefochtene Leitwährung. Das bedeutendste Währungspaar wiederum ist Euro/Dollar mit einem Anteil von rund 23 % am Handelsvolumen, gefolgt von Dollar/Yen (18 %) und Dollar/Pfund (9 %). Was bewegt Wechselkurse ?Ein weiterer Vorteil von Währungen ist die geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Damit leisten Devisen einen wichtigen Beitrag zur Diversifikation eines Portfolios. Doch was bewegt und beeinflusst eigentlich die Wechselkurse? Zu den bekanntesten und ältesten Erklärungsansätzen gehört die Theorie der Kaufkraftparitäten. Demnach passen sich Wechselkurse langfristig so an, dass Waren und Dienstleistungen in verschiedenen Ländern wertmäßig für den gleichen Geldbetrag erworben werden können (“fairer Kurs”). Gemäß der Kaufkraftparitätentheorie schwanken Wechselkurse vor allem deshalb, um unterschiedliche Inflationsraten in den einzelnen Währungsregionen auszugleichen. Kein Handel ohne DevisenWie die Praxis zeigt, reicht die Theorie der Kaufkraftparitäten jedoch nicht aus, um das Auf und Ab von Wechselkursen hinreichend zu erklären. Wer die Preisentwicklung prognostizieren will, muss sich daher mit dem Angebots- und Nachfrageverhalten der verschiedenen Akteure am Devisenmarkt beschäftigen. Rund 30 % der Transaktionen basieren auf dem grenzüberschreitenden Handel mit Gütern und Dienstleistungen. Unternehmen treten also als Anbieter oder Nachfrager von Währungen auf, entweder zur Absicherung ihrer Geschäfte oder zum Tausch erhaltener beziehungsweise benötigter Währungen. Ein Exporteur muss die erhaltene Fremdwährung in die eigene Währung umwechseln. Er tritt also als Nachfrager der Heimatwährung auf. Der Importeur hingegen verkauft die eigene Währung, er ist Anbieter. Demnach würden bei einem steigenden Leistungsbilanzüberschuss eines Landes, also zunehmend mehr Exporten als Importen, die Nachfrage und damit der Wert der eigenen Währung steigen. Und umgekehrt. Gleichzeitig hat aber eine stark steigende Währung wieder Einfluss auf den Export, da die exportierten Güter für den Käufer teurer werden, sofern diese in ein Fremdwährungsland exportiert werden.Die weitaus größere Gruppe stellen allerdings die Investoren dar. Sie verfolgen in erster Linie Renditeziele. Hier setzt die Zinsparitäten-Theorie an. Sie basiert auf der Überlegung, dass Anleger ihr Geld dort investieren, wo es eine höhere Verzinsung erbringt. Dazu ein Beispiel: Erhöht die US-Notenbank Fed die Leitzinsen, führt dies (auch wenn nur indirekt) zu tendenziell steigenden Zinsen für US-Anleihen. Das macht Dollar-Investitionen aus Sicht ausländischer Investoren unter ansonsten gleichen Bedingungen attraktiver – die Nachfrage nach Dollar wird tendenziell steigen. Aber auch die Dynamik der Wirtschaft spielt bei Investitionsentscheidungen eine wichtige Rolle. Ein Europäer, der zum Beispiel in Erwartung steigender Unternehmensgewinne US-Aktien kauft, tritt damit auch als Nachfrager von US-Dollar und Anbieter von Euro auf. All dies erklärt, warum Notenbanken-Entscheidungen oder neue Konjunkturdaten an den Devisenmärkten mitunter zu heftigen Schwankungen führen. Mit Hebelprodukten anlegenUnd aus genau diesen Trends und Schwankungen am Devisenmarkt ergeben sich sowohl kurz- als auch langfristig interessante Anlagemöglichkeiten. Für Anleger können dabei Hebelprodukte ein sinnvolles Investmentvehikel darstellen. Ihr Vorteil: Instrumente wie Optionsscheine, Turbos oder Mini Futures verlangen einen vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz. Außerdem reagieren diese Produkte unmittelbar und überproportional – also mit einem Hebel – auf die Bewegungen des zugrunde liegenden Währungspaares. In diesem Jahr sorgte beispielsweise der EUR/USD-Kurs bereits für einige Schlagzeilen. Eine Ursache hierfür war und ist der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union. Im September kostete ein Euro rund 1,155 Dollar, Anfang Februar lag der Kurs noch bei 1,255 Dollar. Der Euro hat also an Wert verloren, während der Dollar stärker geworden ist. Einige Volkswirte erwarten, dass der Trend in den kommenden Wochen wieder drehen könnte, der Euro gegenüber dem Greenback also wieder an Wert gewinnt. Sie verweisen dabei unter anderem auf die jüngste Kritik von US-Präsident Donald Trump an der Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank Fed. Hintergrund ist, dass der Dollar infolge steigender US-Zinsen noch teurer werden könnte, als er ohnehin schon ist. Und genau das will Trump mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft unter allen Umständen vermeiden. RechenbeispielWer kurz- bis mittelfristig auf einen steigenden EUR/USD-Kurs setzen möchte, könnte beispielsweise einen EUR/USD-Call-Optionsschein mit einer Restlaufzeit von vier Monaten (Bewertungstag: 18. Januar 2019), einem Bezugsverhältnis von 100 und einem am aktuellen Euro-Dollar-Kurs liegenden Basispreis von 1,155 Dollar erwerben. Anfang September kostete ein Schein 2,69 Euro.Angenommen die Erwartung erfüllt sich und der Euro legt bis zum Laufzeitende tatsächlich zu, zum Beispiel bis auf 1,20 Dollar. Dann hätte der Call-Optionsschein bei Fälligkeit einen inneren Wert von 4,50 Dollar (1,20 Dollar Basiswertkurs – 1,155 Dollar Basispreis x 100 Bezugsverhältnis) beziehungsweise 3,75 Euro. (4,50 Dollar / 1,20). Bei einem Kaufpreis von 2,68 Euro je Schein entspräche das einem Gewinn von fast 40 %. Auf der anderen Seite trägt der Call-Inhaber ein erhöhtes Risiko. Zum einen, weil sich der Zeitwert des Scheins bis zum Laufzeitende bis auf null abbaut. Das heißt, um in der Gewinnzone zu landen, muss der innere Wert bis zum Laufzeitende mindestens über dem Zeitwert zum Kaufzeitpunkt steigen. Zum anderen, weil bei einem fallenden EUR/USD-Kurs der Schein keinen inneren Wert aufweisen würde. In diesem Fall käme es zum Totalverlust. Anleger hat die WahlZu bedenken ist außerdem, dass der Zeitwert von Optionsscheinen von Faktoren abhängig ist, die für den Anleger relativ schwer einzusehen sind. Dazu zählt insbesondere die implizite Volatilität (erwartete Schwankungsbreite) des Basiswerts. Bei allen Vorteilen, die Optionsscheine trotzdem bieten: Eine transparentere Alternative zu Ihnen können daher Knock-Out-Produkte wie Turbos oder Mini Futures darstellen. Bei diesen Papieren spielt der Zeitwert aufgrund ihrer Konstruktion eine geringere Rolle, was sie einfacher nachvollziehbar macht. Dazu ebenfalls ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger rechnet damit, dass das britische Pfund (GBP) aufgrund eines drohenden harten Brexits gegenüber dem Euro weiter an Wert verlieren wird. Von diesem Szenario möchte er ohne zeitliches Limit profitieren. In diesem Fall könnte sich möglicherweise zum Beispiel ein Mini Future Long auf den EUR/GBP-Kurs mit einer tiefen Stopp-Loss-Schwelle von aktuell bei 0,696 Pfund als geeignete Anlage erweisen. Diese Produkte verfügen über keine Laufzeitbegrenzung. Außerdem ist ihre Hebelwirkung im Gegensatz zu Optionsscheinen ab dem Kaufzeitpunkt relativ konstant. Allerdings wirkt der Hebel auch in die andere Richtung. Ein weiteres Risiko: Sollte die Stopp-Loss-Schwelle des Mini Future Long berührt oder unterschritten werden, würde das Produkt fällig gestellt und lediglich mit einem Restwert zurückzahlt. Bei dem besagten Mini Future Long betrug der Abstand zur Stopp-Loss-Schwelle Anfang September rund 23 %. Zur Absicherung geeignetFür welche Produktgattung sich ein Anleger bei einem Währungsinvestment letztendlich entscheidet, hängt von seinen persönlichen Präferenzen ab. Allgemein lässt sich festhalten, dass Optionsscheine in ruhigen Zeiten vergleichsweise günstig sind, weil eine niedrige Volatilität zu tendenziell niedrigen Preisen bei Optionsscheinen führt. Mit Hebelprodukten auf Währungen lassen sich aber nicht nur Strategien verfolgen, die der Ertragserzielung dienen. Sie eignen sich auch, um bestehende Fremdwährungspositionen im Depot abzusichern oder einen Währungskurs für die nächste Urlaubsreise zu sichern, was durch die hohen Kursniveaus vor allem in der türkischen Lira oder dem südafrikanischen Rand aktuell sehr beliebt ist. So kann zum Beispiel als Fremdwährungsabsicherung das Wechselkursrisiko von US-Aktien mit EUR/USD-Turbo Long Zertifikaten reduziert werden. Angenommen, der Euro legt gegenüber der US-Devise zu, würde dies zwar den in Euro ausgedrückten Gegenwert der US-Aktienposition drücken, der Anleger erzielt dafür aber jedoch einen Gewinn aus den Turbo Long Zertifikaten. Kommt es dagegen zur entgegengesetzten Richtung, verbucht der Investor mit den Turbos Long zwar einen Verlust, dafür sind nun die US-Aktien in Euro umgerechnet mehr wert.Der Währungsmarkt bietet also mannigfaltige Möglichkeiten und sollte daher von Anlegern als eine der wichtigen großen Assetklassen wahrgenommen und auch entsprechend berücksichtigt werden.—-Stefano Angioni, Derivate-Experte bei der Société Générale