Die Deutschen hängen an der Plastikkarte
bg Frankfurt – Auch wenn das kontaktlose Bezahlen per Smartphone oder über das Scannen von QR-Codes mittlerweile jedem zweiten Deutschen vertraut sind, so bestehen doch noch Unsicherheiten beim Handling. Deshalb greifen selbst die jüngeren Konsumenten an der Ladenkasse lieber zur Bankkarte als dem Smartphone, so eines der zentralen Ergebnisse der Umfrage „Pay Observer 2022“ von Gallitt, eine Sopra-Steria-Tochter. Die komplette Abnabelung von der Bankkarte sei somit für die Mehrheit der Deutschen noch undenkbar, heißt es. Nur 15% könnten sich derzeit von der Plastikkarte als Zahlungsmittel vollständig trennen, ein Drittel bevorzugt die Kartenvariante, ebenfalls ein Drittel möchte mit Karte und optional mit Smartphone bezahlen können – und 18% wollen gar nicht mit dem Handy bezahlen.
Im E-Commerce ist der Umbruch allerdings weiter vorangeschritten: Beim Onlinekauf sei ein Herantasten an die digitale Bezahlwelt zu erkennen, heißt es. 43% der Konsumenten wollen mittlerweile am liebsten über einen Wallet Provider wie Paypal oder Apple Pay bezahlen. Sofortüberweisungen (19%) sowie Debit- und Kreditkarte (18%) werden deutlich seltener nachgefragt. Zudem erkennen viele Konsumentinnen und Konsumenten prinzipiell Vorteile in neuen Bezahldiensten wie Buy Now, Pay Later oder Request to Pay (Zahlungsaufforderung), sollten die Bezahlverfahren angeboten werden, erläutert der Head of Payment bei Sopra Steria Thomas Jepp. „Die Ergebnisse untermauern, wie stark sich Zahlungsdienste großer Tech-Unternehmen als Standard etabliert haben, weil sie funktionieren wie ein VW-Käfer. Dieses Selbstverständnis im Umgang benötigen die Menschen auch bei anderen Payment-Neuheiten.“
Dabei ist die Verwendung des Smartphones in Italien schon sehr viel stärker im Payment-Alltag angekommen. Dort seien es zwei Drittel der Menschen gewohnt, das Handy und nicht die Karte an das Kassenterminal zu halten oder im Restaurant einen QR-Code auf der Rechnung zu scannen, heißt es. In Belgien und Großbritannien setzen sich diese Bezahlmethoden vor allem in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen durch. In Frankreich herrscht dagegen im Umgang mit kontaktlosen Bezahlmethoden noch mehr Unsicherheit als in Deutschland.
Nicht unwichtig: In Italien ist eine Mehrheit der Befragten tendenziell offen, für Mehrwertdienste zu bezahlen. Das gilt beispielsweise für Echtzeitzahlungen (Instant Payment). Nur 47% verweigern sich einer Gebühr für diesen Service. „In Italien dürfen Finanzdienste etwas kosten. Das vereinfacht Investitionen in die Entwicklung entsprechender Dienste ungemein“, verdeutlicht Jepp. In Deutschland ist die Akzeptanz für Mehrwertdienste geringer: 68% sind nicht gewillt, für Instant Payment einen gewissen Centbetrag zu entrichten.