Die EZB fordert 10 Prozent

Aufsichtliche Bewertung lässt Anforderung an Großbanken steigen - König plant Krisensimulationen

Die EZB fordert 10 Prozent

Für die national systemrelevanten Banken Eurolands hat die aufsichtliche Bewertung durch die EZB in der Vorgabe einer harten Kernkapitalquote von durchschnittlich 10 % resultiert. Dies sei “kein dramatischer Anstieg”, erklärt EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger.bn Frankfurt – Die national systemrelevanten Banken Eurolands müssen laut Vorgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) eine harte Kernkapitalquote von durchschnittlich 10,1 % vorhalten. Dies hat EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger auf der Euro Finance Week erklärt. Von 8 % bis rund 14 % reicht demnach die Spanne der Quoten, welche die EZB im Zuge ihrer aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung im laufenden Jahr den rund 120 von ihr direkt beaufsichtigten Banken vorgegeben hat. Gegenüber den vorherigen Anforderungen entspricht dies ihren Angaben zufolge einem leichten Anstieg um durchschnittlich rund 40 Basispunkte, lässt man zusätzliche Anforderungen etwa in Form des Kapitalpuffers für globale Systemrelevanz außer Acht, sowie um rund 50 Basispunkte, berücksichtigt man ihre schrittweise Einführung.Im Zuge einer aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung (Supervisory Review and Evaluation Process/SREP) hat die EZB in den vergangenen Monaten erstmals auf Basis einer europaweit einheitlichen Methodik individuelle Kapitalzuschläge für die rund 120 Großbanken formuliert. Die übrigen rund 3 500 Institute, deren Beaufsichtigung weiterhin den nationalen Aufsehern und der EZB damit nur indirekt obliegt, sollen ab Januar kommenden Jahres sukzessive in den SREP einbezogen werden (vgl. BZ vom 17. November). Bislang gaben die nationalen Aufseher individuelle Quoten vor. In Deutschland war diese Praxis nicht sehr ausgeprägt.”Dies ist offensichtlich kein dramatischer Anstieg und vergleichbar mit Ihrem Peergroup-Beispiel aus Großbritannien und den USA”, sagte Lautenschläger, stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsgremium des einheitlichen Aufsichtsmechanismus SSM, über den Anstieg der Kapitalquoten, gerichtet an die Adresse von Frédéric Oudéa, Chief Executive Officer von Société Générale. Oudéa hatte zuvor zu bedenken gegeben, Europas Banken drohten gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten, würden die aufsichtlichen Vorgaben weiter verschärft. Regulierer und Aufsicht sollten es sich daher gut überlegen, bevor sie weitere Normen erließen, die eine noch höhere Kapitalisierung erforderten.Solche Klagen über zu viel Regulierung höre die EZB-Aufsicht oft, entgegnete Lautenschläger. Allerdings habe es vor den neuen Regularien eine lange Periode von zu wenig Regulierung gegeben. Dessen ungeachtet stimme sie aber mit Oudéa darin überein, dass die Regulierung ein Ende finden sollte. Ungeachtet einiger noch nicht beendeter Vorhaben auf internationaler Ebene sollte man sich daher generell nun vielmehr auf die Umsetzung konzentrieren. Ähnlich hatte sich Ende Oktober im Interview der Börsen-Zeitung William Coen, Generalsekretär des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, geäußert: “Wir haben fast den Punkt erreicht, an dem die Banken nur noch genügend Zeit benötigen, um die Regeln umzusetzen.” Frage der RefinanzierungErst am Anfang ihrer Arbeit steht unterdessen Elke König, Chair der Brüsseler Bankenabwicklungsbehörde Single Resolution Board (SRB), welche Anfang Januar ihre Arbeit aufnehmen wird. Wie König am Dienstag berichtete, wird es für den SRB 2016 nicht nur darum gehen, die volle Kapazität zur Abwicklungsplanung zu erreichen und sich in deren Zuge mit der Höhe des für eine Abwicklung erforderlichen Eigenkapitals und Bail-in-fähigen Verbindlichkeiten (Minimum Requirement for Eligible Liabilities/MREL) auseinanderzusetzen. Vielmehr will sich die von ihr geleitete Brüsseler Behörde unter anderem auch mit der Frage der Refinanzierung von in Abwicklung befindlichen Banken beschäftigen. “Die meisten in eine Abwicklung gehenden Banken sind nicht die liquidesten”, erklärte sie. Dies müsse man sich anschauen. Auch kündigte König “einige Krisensimulationsübungen” an, um zu testen, wie Banken, aber auch der SRB auf einen Ernstfall vorbereitet sind.Verstärkt befassen will sich der SRB 2016 auch mit der grenzüberschreitenden Akzeptanz von Abwicklungsmaßnahmen. Der SRB sei für neun global systemrelevante Banken zuständig. Da sei eine internationale Koordination notwendig, erklärte König. Eine wichtige Aufgabe sieht sie ferner in der Beschäftigung mit Abwicklungsplänen für zentrale Gegenparteien (CCP). Für den SRB sei dabei die von der EU-Kommission und dem globalen Finanzstabilitätsrat begonnene Arbeit äußerst wichtig. Die Wechselwirkungen zwischen CCP und global systemrelevanten Banken könnten nicht überschätzt werden, da der Ausfall des einen sicherlich Auswirkungen auf den anderen haben würde.