Die neue Masche der Betrüger

Wenn der "Chef" beim Treasurer anruft

Die neue Masche der Betrüger

Von Karin Böhmert, FrankfurtBetrüger werden immer gewiefter. Dabei gehe es nicht nur um Internetkriminalität mittels Schadsoftware (Phishing), sondern aktuell auch um eine Reihe neuer Betrugsformen, die speziell auf das Treasury abzielen, wie Andrej Ankerst, Head of Cash Management Germany & Austria bei BNP Paribas, auf der von der Wiener Schwabe, Ley & Greiner GmbH veranstalteten Konferenz “The Future of Cash Management” erläutert.Zu den Betrugsarten, die den größten Schaden verursachen, zähle neben dem Kreditkartenbetrug, wo der Schaden 2014 um ein Drittel auf 14 Mrd. Dollar gestiegen sei, die Identitätsfälschung, um Überweisungen zu veranlassen. Das häufigste neue Betrugsmuster sei dabei die “CEO-Masche”, so Ankerst. Frankreich habe sich aufgrund “bestimmter Sprachkreise” für diese Version als Zentrum entpuppt. Zu beobachten sei sie inzwischen aber auch stärker in englischsprachigen Ländern wie den USA sowie in Deutschland.Die CEO-Masche geht so: Der Betrüger ruft beim Mitarbeiter im Treasury an und gibt sich dabei als CEO des Unternehmens aus. Schnellstens müsse eine Überweisung von 1 Mill. Euro durchgeführt werden, damit ein wichtiges Geschäft in Asien nicht platzt. Die Betrüger gingen dabei hoch professionell vor unter Nutzung von Stimmenrecordern bis hin zu gefälschten E-Mails, berichtet Ankerst. Und sie seien sehr beharrlich. Im Falle französischer Unternehmen seien von 40 Versuchen 24 erfolgreich gewesen und hätten zu einem Schaden von jeweils 0,5 Mill. bis 1,5 Mill. Euro geführt. Im vergangenen Jahr sei eine größere Betrügergruppe aufgeflogen; dabei habe sich herausgestellt, dass die Betrüger pro Monat bei Unternehmen 50 000 solcher Anrufe durchgeführt hätten. Betroffen von dieser Masche seien “wirklich alle Unternehmen”, also auch kleine selbständige bis hin zu multinationalen Konzernen und deren Töchtern im Ausland. “Es wird so lange probiert, bis es klappt.”Die Gelder aus den betrügerisch veranlassten Überweisungen würden zunächst in ein anderes Sepa-Land geschoben und von dort dann nach Osteuropa, China oder in den Mittleren Osten. Es sei “praktisch unmöglich, das Geld dort wiederzufinden oder gar zurückzubekommen”, sagt Ankerst. Schließlich seien Banken auch nicht dazu verpflichtet, die Konten zu prüfen. Welchen Schutz gibt es? Grundsätzlich sei Betrug nicht unvermeidbar, sagt Ankerst, der zuvorderst zur Sensibilisierung der Mitarbeiter rät. Diese sollten sich immer bei ihren Vorgesetzten rückversichern. Auch eine enge Abstimmung mit Banken sowie die Umstellung auf elektronischen Zahlungsverkehr helfe, statt beleghaftem, wo gerne Unterschriften gefälscht würden.