AKTIEN

"Die Rahmenbedingungen sind sehr positiv"

Interview mit Wolfgang Adlwarth

"Die Rahmenbedingungen sind sehr positiv"

Herr Adlwarth, welche Faktoren beeinflussen das Einkaufsverhalten der Verbraucher maßgeblich? Natürlich hängt das Konsumverhalten sehr stark von der Kaufkraft ab, diese wiederum von guten und stabilen Einkommensverhältnissen. Dabei sieht der Verbraucher sehr wohl den Zusammenhang zwischen seinem eigenen Einkommen und der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. Sieht er diese für die Zukunft positiv, verspürt er Planungssicherheit für größere Anschaffungen sowie den kleinen Luxus. Dagegen lassen Anzeichen einer schwächeren Entwicklung ein Gefühl der Unsicherheit bis hin zur Sorge um den eigenen Arbeitsplatz aufkommen. Allein solche Ängste dämpfen die Ausgabenbereitschaft. Eine Faustregel aus unseren Marktbeobachtungen sagt: Ein zusätzlicher Arbeitsloser ängstigt drei andere Verbraucher, die dann prophylaktisch ebenfalls ihren Konsum einschränken. Mit den sinkenden Arbeitslosenzahlen der vergangenen Jahre wirkt diese Mechanik in Deutschland nun aber schon seit längerem genau andersherum.Der Handelsverband Deutschland (HDE) – sonst eher für seine optimistischen Prognosen des Weihnachtsgeschäfts bekannt – rechnet für dieses Jahr mit einer prozentualen Umsatzsteigerung von 3,0 %, was deutlich unter dem tatsächlichen Vorjahreswert von 4,6 % liegt (siehe Grafik rechts). Stimmen Sie mit dieser vergleichsweise zurückhaltenden Schätzung überein? Ja, auch wir halten eine relativ zurückhaltende Entwicklung des Weihnachtsgeschäftes für wahrscheinlich – wobei ich ein Plus von 3 % nicht als schwach ansehen würde. Der Grund ist, dass die Verbraucher ein Budget auf Vorjahresniveau für Weihnachtsgeschenke einplanen. So erwarten wir aus den Ausgaben für Geschenke keine zusätzlichen Impulse für eine Steigerung der Weihnachtsumsätze.Der Einkauf über das Internet wird immer bedeutsamer. Beeinflusst der Online-Handel auch das Anschaffungsverhalten im Weihnachtsgeschäft? Ja, das kann man durchaus sagen. Im Non-Food-Handel steigt der E-Commerce-Anteil gegenüber der restlichen Zeit des Jahres um 3 bis 4 Prozentpunkte an – das heißt, so mancher Verbraucher erspart sich das vorweihnachtliche Gedränge in den Innenstädten und kauft Geschenke online. So hat dieses Jahr gut jeder zweite Verbraucher einen Geschenkkauf im Internet geplant. Das heißt aber nicht, dass diese Gruppe keine stationären Geschäfte aufsuchen würde. Als Verbraucherexperte der GfK beobachten Sie seit vielen Jahren das Konsumverhalten. Was hat sich rund um die Weihnachtseinkäufe verändert? Eigentlich gar nicht so viel. Die Verbraucher haben ein relativ stabiles Budget für Weihnachtsgeschenke, und auch die Regeln, dass dieses Budget mit dem Einkommen und dem Alter steigt, sind “eherne” Gesetze. Einen Trend sehen wir allerdings deutlich: Gutscheine werden immer beliebter. Zum einen minimiert man damit das Risiko eines Fehlkaufs und der Enttäuschung des Beschenkten. Zum anderen werden immer mehr Geschenke mit “Event”-Charakter getätigt, zum Beispiel Restaurant-, Reise- oder Veranstaltungsgutscheine. Häufig wird hier das gemeinsame Erlebnis mitgeschenkt.Mit Blick auf das nächste Jahr: Welche Entwicklung erwarten Sie beim privaten Konsum in Deutschland?Da bin ich ausgesprochen optimistisch. Die Rahmenbedingungen sind nach wie vor sehr positiv, und es gibt meines Erachtens keine größeren Risiken für eine Konsumeinschränkung der Verbraucher. Wolfgang AdlwarthVerbraucherexperte der GfK