Die Rendite einer Bank hängt von deren Sitz ab

Institute in Krisenstaaten Eurolands haben das Nachsehen - Bain: Nur wenige europäische Institute verdienen ihre Kapitalkosten

Die Rendite einer Bank hängt von deren Sitz ab

In der Regel wird geschäftlicher Erfolg oder Misserfolg von Banken an deren Management festgemacht. Tatsächlich kommt es in weiten Teilen darauf an, in welchem Land ein Institut seinen Sitz hat.Von Bernd Neubacher, FrankfurtGemessen an ihren Kapitalkosten vernichten Europas Banken auch im sechsten Jahr der Finanzkrise nach wie vor Wert. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Bain & Company, in welcher die finanzielle Situation von 121 europäischen Banken aus der Europäischen Union, den vier wachstumsstärksten GUS-Staaten, Südafrika und der Türkei zwischen 2008 und 2012 analysiert worden ist. Ergebnis: Risikogewichtet liegt die Rendite der Banken im Durchschnitt “weit unter den Kapitalkosten”. Bain führt dies auf eine hohe Kreditrisikovorsorge und steigende operative Kosten zurück. So haben die operativen Kosten seit 2010, gemessen am Anteil an den risikogewichteten Aktiva und den Erträgen, deutlich angezogen. Die durchschnittliche Cost-Income-Ratio der europäischen Banken 2012 beziffert Bain auf 70 % nach 62 % im Jahr 2010.Die Studie zeigt zugleich, wie stark das Wohl von Banken generell von der wirtschaftlichen Lage ihres Sitzlandes abhängt. In Staaten mit kräftiger Konjunktur wie der Türkei, Polen oder Südafrika liegt die risikogewichtete Rendite, berechnet als Verhältnis aus operativem Vorsteuerergebnis und risikogewichteten Aktiva der Banken am höchsten, Schlusslichter auf der Rangliste wichtiger Bankenmärkte sind die europäischen Krisenstaaten Italien, Portugal, Spanien und Irland (siehe Grafik).Banken sind schon deshalb auf das Wohlergehen ihres Heimatstaates angewiesen, weil sie dessen Anleihen in ihren Bilanzen konzentrieren. Begünstigt werden Käufe dieser Papiere von OECD-Staaten durch eine aufsichtsrechtliche Befreiung von der Pflicht, diese Aktiva mit Eigenkapital zu unterlegen. Nachdem diese Verkettung von Staaten und Banken in der Krise sich gegenseitig verstärkende Effekte nach sich gezogen hatte, ist diese Nullgewichtung in die Kritik geraten. In Aufseherkreisen heißt es gleichwohl schon seit längerem, auch ein Ende der Nullgewichtung würde kaum verhindern, dass die Schieflage eines Landes dessen Banken in Kalamitäten bringt. Schließlich beschränken sich die Forderungen einer Bank in ihrem Heimatland nicht auf den Staat, sondern umfassen auch Unternehmen und Private. Brummt dagegen im Heimatmarkt die Konjunktur, stimuliert dies den Kreditbedarf. Die Provisionen und Zinserträge sprudeln. Angesichts reger Nachfrage können Banken ihre Margen ausweiten, zudem sinken die Risikokosten.Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass sich deutsche Institute in Sachen risikogewichteter Ertragskraft besser schlagen als Konkurrenten in der Peripherie. Mit 0,7 % liegt die risikogewichtete Rendite Bain zufolge hierzulande um 0,2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Der hatte sich 2010 noch auf 1,3 % belaufen. Zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 waren es bundesweit minus 1,4 %. Es war daher auch nicht nur Wortgeklingel, als sich die Co-Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, bei Amtsantritt zum Heimatmarkt bekannten. Deutschland sei eines der “am besten geführten Länder der Welt”, schwärmte Jain.Risikogewichtet hat die Deutsche Bank 2012 Bain zufolge eine Rendite von gerade einmal 0,2 % erreicht. Damit allerdings hat sie ihre Eigenkapitalverzinsung seit 2008 um 2,1 Punkte verbessert, so stark wie unter den größten zehn der untersuchten Banken ansonsten nur Credit Suisse und UBS. Diese drei Institute haben zuletzt nach Kräften Bilanzrisiken eliminiert und damit die Risikoaktiva vermindert.Risikoungewichtet weist die Deutsche Bank für 2012 eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 0,4 % aus. Die Commerzbank zeigt eine Eigenkapitalverzinsung auf das Konzernergebnis von 0 %. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Kapitalkosten des gelben Instituts im Februar auf etwa 10 % beziffert wurden. Die Deutsche Bank dürfte eher darunter liegen. Fitschen und Jain wollen die Eigenkapitalrendite des Hauses bis 2015 auf 12 % hieven. Der Commerzbank schweben mittelfristig, bezogen allerdings nur auf die Kernbank, mindestens 10 % vor. Was wiederum zeigt, dass das Management eben doch einen Unterschied machen kann.